PPH 2022; 28(01): 49
DOI: 10.1055/a-1665-3026
Rund um die Psychiatrie

Für Sie gelesen: Aktuelle Studien

Baker HJ, Lawrence PJ, Karalus J et al. The Effectiveness of Psychological Therapies for Anxiety Disorders in Adolescents: A Meta-Analysis. Clinical Child and Family Psychology Review 2021; 24: 765–782. doi:10.1007/s10567-021-00364-2

Hintergrund: Ängste zu empfinden, gehört zum Leben dazu. Angstgefühle haben eine Schutzfunktion, denn sie weisen oft auf eine unmittelbare Gefahr oder ein Risiko hin. Pathologisch wird es dann, wenn aus Angstgefühlen sogenannte Angststörungen werden, die das Leben und die täglichen Aktivitäten stark beeinträchtigen.

Jugendliche sind davon besonders häufig betroffen. Dadurch bedingt zeigen sich gerade in diesem sensiblen Entwicklungsstadium Einschränkungen des psychosozialen Verhaltens, verminderte soziale Interaktion und Lernschwierigkeiten. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Auswirkungen der Angststörungen bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben und sich zusätzlich andere psychische Erkrankungen entwickeln, zum Beispiel Depression, Alkoholabhängigkeit und suizidales Verhalten.

Diese Studie basiert auf einer Metaanalyse. Untersucht wurde die Wirksamkeit von Psychotherapien für Jugendliche mit Angststörungen. Der Fokus lag auf Behandlungsansätzen, mit denen Angststörungen geheilt und Symptome verringert werden können sowie auf positiven Einflussfaktoren.

Methode: Die Metaanalyse umfasste 16 Studien im Zeitraum von 1990–2019. Hierfür wurden die Datenbanken Web of Science, NHS-Healthcare, MEDLINE, PsycINFO und EMBASE einbezogen. Jede Studie erfüllte festgelegte Einschlusskriterien, zum Beispiel waren die Studienteilnehmenden bei Behandlungsbeginn zwischen 11 und 18 Jahre und hatten die primäre Diagnose einer Angststörung.

Ergebnis: Die Ergebnisse zeigen, dass eine abgeschlossene Psychotherapie einen moderaten signifikanten Effekt aufweist, um die Intensität von Angstsymptomen zu reduzieren. Es konnten keine Einflussfaktoren identifiziert werden, die sich positiv auf das Behandlungsergebnis auswirken.

Fazit: Es besteht weiterer Forschungsbedarf, um wirksamere Behandlungsmethoden für Jugendliche mit Angststörungen zu entwickeln, die die spezifischen Entwicklungsbedürfnisse dieser Altersgruppe widerspiegeln.

Dr. Jörg Kußmaul



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
25. Januar 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

© Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany