neuroreha 2021; 13(04): 155
DOI: 10.1055/a-1654-6055
Gelesen und kommetiert

Boxen als Übungstherapie zur Verbesserung der Motorik von Patienten mit Parkinson

Contributor(s):
Jan Mehrholz

Zusammenfassung der Studie

Ziele

Ziel der Studie war es, die Effekte von Boxen und sensorischem Training auf die motorischen Symptome von Patienten mit Morbus Parkinson miteinander zu vergleichen.


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Methodik

Design Es handelt sich um eine untersucher- und patientenverblindete randomisierte und kontrollierte Studie.

Ein- und Ausschlusskriterien Eingeschlossen wurden Patienten mit idiopathischem Morbus Parkinson (Studienprotokoll NCT03618901).

Interventionen Die Probanden wurden einer von 2 Interventionen, entweder Boxen oder sensorisches Training, per Zufallsprinzip zugelost. Die zugeloste Intervention wurde für 10 Wochen angewandt, gefolgt von einer 10-wöchigen „Auswaschphase“, um festzustellen, ob die Effekte nachlassen.

Boxen: Für die Studie wurden Übungsleiter von einem nach Rock Steady Boxing, Inc. (RSB) zertifiziertem Trainer angeleitet bzw. ausgebildet und ein patientenspezifisches Box-Übungsprotokoll wurde angepasst. Jede Boxstunde wurde 10 Wochen lang 3-mal pro Woche abgehalten und dauerte jeweils 60 Minuten. Die Boxstunde wurde jede Woche gesteigert und bestand aus einem Aufwärmtraining, boxspezifischen Übungen (hochintensive Boxübungen, Schattenboxen, „Hampelmänner“ und Boxsack-Übungen) sowie Abwärmen.

Sensorische Übungen: Sie beinhalteten Aufmerksamkeitsübungen und wurden von einem Kinesiologie-Studenten im Grundstudium unterrichtet. Jeder Kurs wurde 3-mal pro Woche über 10 Wochen durchgeführt und dauerte 60 Minuten. Jede sensorische Stunde bestand aus einer Aufwärmphase, sensorischen Übungen (Dehnen, Gehen, Übungen mit einem Stuhl, bei denen die Teilnehmer aufgefordert wurden, Übungen langsam, kontrolliert und mit geschlossenen Augen auszuführen) sowie Abwärmen. Die Übungen wurden von Woche zu Woche anspruchsvoller.

Messungen Primärer Zielparameter war der Schweregrad der Erkrankung, gemessen mit der UPDRS-III (Motorik). Die sekundären Zielparameter beinhalteten die Schrittlänge, die Gehgeschwindigkeit, die Parkinson-spezifische Lebensqualität (PDQ-39) und körperliche Aktivitäten (Fragebogen CHAMPS, Community Health Activities Model Program for Seniors).


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Ergebnisse

Insgesamt wurden 40 Patienten, jeweils 20 in jeder Gruppe, im mittleren Alter von 65 Jahren und einer mittleren Krankheitsdauer von 7 Jahren (Krankheitsschwere nach Hoehn und Yahr = 2,5) in die Studie eingeschlossen. In der Boxgruppe verbesserten sich die Patienten um 9 Punkte auf der UPDRS-III, in der Kontrollgruppe sensorisches Training gab es keine Verbesserungen. Die deutlichen Effekte der Boxgruppe konnten auch im Anschluss an die Trainingsphase beibehalten werden. Die Schrittlänge verbesserte sich in der Boxgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe um 27 cm. Ebenfalls verbesserten sich die Gehgeschwindigkeit und die Lebensqualität der Boxgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant. Die gezeigten deutlichen Verbesserungen konnten auch in der Nachbeobachtung erhalten bleiben. Die Daten der Kontrollgruppe veränderten sich zu keinem Messzeitpunkt.


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Schlussfolgerung

Die Autoren schlussfolgern, obgleich die Ergebnisse eindeutig sind, dass weitere Studien für den Langzeitverlauf nötig sind.


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Publication History

Article published online:
07 December 2021

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