Klinische Neurophysiologie 2021; 52(03): 213-214
DOI: 10.1055/a-1524-8155
Neuro-Quiz

Nicht zum Lachen: eine Begleiterscheinung der Corona-Pandemie

Karolina Marta Gorzel
Neurologische Klinik, Universitätsklinik der RWTH Aachen
,
Manuel Dafotakis
Neurologische Klinik, Universitätsklinik der RWTH Aachen
,
Florian Holtbernd
Neurologische Klinik, Universitätsklinik der RWTH Aachen
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Ein 27-jähriger Mann stellte sich unter dem auswärtig erhobenen Verdacht einer rasch fortschreitenden Polyneuropathie in der Notaufnahme vor. Er beklagte bis vor 4 Wochen zunächst spontan reversible und nun im Ausmaß zunehmende und persistierende Hypästhesien von Armen und Beinen.

In der Anamnese fanden sich Hinweise auf eine depressive Verstimmung, auf Nachfrage wurden eine verminderte Libido und ungewöhnlicherweise auch eine Dranginkontinenz angegeben. Bezüglich des Lebensstils ließen sich seit Beginn der Corona-Pandemie vermehrt ungesunde Essgewohnheiten, ein häufiger Alkohol- und Nikotinkonsum sowie ein regelmäßiger Lachgaskonsum eruieren. Aufgrund einer Psychose, die in zeitlichem Zusammenhang mit dem Lachgaskonsum aufgetreten war, wurde er mit Quetiapin behandelt. Darüber hinaus waren keine Vorerkrankungen bekannt und es wurden keine weiteren Medikamente eingenommen. Die Familienanamnese war bis auf eine Chiari-Malformation der Mutter für neurologische Erkrankungen leer.

Auffällig in der klinisch-neurologischen Untersuchung war ein beide Hände betreffendes sowie ab Mitte der Oberschenkel nach distal zunehmende​s, sensibel afferentes Defizit mit Therman algesie und Pallhypästhesie. Zusätzlich zeigten sich leichtgradige Fuß- und Zehenheberparesen mit gestörtem Hackengang und beidseits ausgefallenen ASR bei negativen Pyramidenbahnzeichen.

Der elektrophysiologische Befund war mit einer längenabhängigen sensomotorischen vorwiegend demyelinisierenden Polyneuropathie vereinbar. Aufgrund der Dranginkontinenz wurde zusätzlich noch eine spinale Bildgebung veranlasst ([Abb. 1]).

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Abb. 1 Axiale T2-Wichtung in Höhe des mittleren Halsmarks.
  • Welche Auffälligkeit ist hierauf zu erkennen?

  • Sind die Polyneuropathie und die spinale Veränderung unter einen Hut zu bringen?

  • Welche weiteren Untersuchungen würden Sie anschließen?



Publication History

Article published online:
13 September 2021

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  • Literatur

  • 1 Narra R, Mandapalli A, Jukuri N. et al. “Inverted V sign” in Sub-Acute Combined Degeneration of Cord. J Clin Diagn Res 2015; 9: TJ01
  • 2 Flippo TS, Holder WD. Neurologic degeneration associated with nitrous oxide anesthesia in patients with vitamin B12 deficiency. Arch Surg 1993; 128: 1391-1395
  • 3 Savage DG, Lindenbaum J. Neurological complications of acquired cobalamin deficiency: clinical aspects. Baillieres Clin Haematol 1995; 8: 657-678
  • 4 Lindenbaum J, Healton EB, Savage DG. et al. Neuropsychiatric disorders caused by cobalamin deficiency in the absence of anemia or macrocytosis. N Engl J Med 1988; 318: 1720-1728
  • 5 Garakani A, Jaffe RJ, Savla D. et al. Neurologic, psychiatric, and other medical manifestations of nitrous oxide abuse: A systematic review of the case literature. Am J Addict 2016; 25: 358-369 doi:10.1111/ajad.12372