JuKiP - Ihr Fachmagazin für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 2020; 09(06): 262
DOI: 10.1055/a-1268-0193
BHK-Mitteilungen
Mitteilungen für die Mitglieder des Bundesverband Häusliche Kinderkrankenpflege e.V.

Spaß im Schnee trotz Beatmung: Worauf man unbedingt achten sollte

Speziell beatmete Kinder tolerieren kalte Winterluft unterschiedlich. Bedeutet es für die einen beste Vitalparameter, kann bei anderen die trockene und kalte Luft zu festem Sekret und erhöhtem Absaugbedarf führen. Um die individuelle pulmonale Reaktion zu testen, sollte man mit einem kurzen Spaziergang starten.

Spaziergänge in Wäldern eignen sich aufgrund der höheren Luftfeuchtigkeit besonders. Auch dient die Inhalation mit NaCl 0,9 % sowohl vor als auch nach dem Spaziergang zur Befeuchtung der unteren und oberen Atemwege als Schutz der Atemwege vor kalter Luft. Zur Atemgasklimatisierung wird zudem die Verwendung eines HME-Filters empfohlen.

Bestehen Anzeichen eines Atemwegsinfekts, sollte von einem Spaziergang bei Temperaturen um und unter dem Gefrierpunkt abgesehen werden. Bereits verengte Bronchien ziehen sich durch eisige Luft weiter zusammen und behindern die Sauerstoffzufuhr, die Trockenheit der Luft fördert den Hustenreiz. Die Folge ist ein stark erhöhtes Risiko für zunehmende Atemnot und Exazerbationen.

Ist die Beatmungssituation stabil, kann unter Berücksichtigung der nachfolgenden Tipps das Wintererlebnis eine große Bereicherung sein.

Ein regulärer Schlitten stellt für beatmete Kinder keine sichere Option dar. Er verfügt weder über ausreichend Platz für den Transport des Beatmungsgeräts noch über adäquate Fixierungsmöglichkeiten, Kopfstütze und Lenkmöglichkeit durch Dritte. „Schlitten für besondere Kinder“ wie der „Snow Comfort“ ab 15 Jahren und das Model von JAKO-O ab ca. acht Jahren bieten genau diese Erweiterungen im Vergleich zu einem regulären Schlitten.

Aber auch der Ausflug mit dem Rollstuhl kann ein tolles Erlebnis für die kleinen Patienten sein.

Ob Schlitten oder Rollstuhl – wichtig ist, sowohl das Kind als auch das Beatmungsgerät inkl. Zubehör vor der direkten Kälte zu schützen. Denn zu niedrige Temperaturen können seine Funktionen erheblich beeinträchtigen. Bitte stets die Herstellerangaben beachten, um ein Aussetzen des Geräts zu verhindern. Liegt die Außentemperatur unterhalb der empfohlenen Temperaturen des Herstellers, empfiehlt es sich, den Winterausflug auf wärmere Wintertage zu verschieben. Der externe Akku sollte zudem vor dem Winterausflug vollständig aufgeladen werden, da Kälte ein schnelleres Entladen begünstigt.

Mittels Schlupfsack können Beatmungsschläuche, Filter, Gänsegurgel und Beatmungsgerät zum Schutz vor der Kälte verstaut werden. Die Luftzufuhr für das Beatmungsgerät sollte rückseitig offen bleiben. Ist kein Schlupfsack vorhanden, haben sich in der Praxis dicke Schals, Felle und Fußsäcke bewährt sowie die zusätzliche Verwendung von wärmenden Kirsch- oder Dinkelkissen oder Wärmepads. Vorsicht: Wärmekissen und -pads stets zwischen Kleidung und Schlupf-/Fußsack legen, um eine Verbrühung der Haut zu vermeiden. Von wassergefüllten Wärmeflaschen ist abzuraten!

Auch bei Winterausflügen sollte das Notfallset mitgeführt werden. Nur so kann jederzeit auf unvorhersehbare Beatmungskrisen reagiert werden. Werden die Vitalparameter mittels Pulsoxymeter überwacht, ist zu bedenken, dass kalte Hände, Sonneneinstrahlung und Bewegung die Werte verfälschen können.

Wir wünschen eine zauberhafte und sichere Winterzeit sowie viel Freude im Schnee!

Christin Nimmrichter, Dipl. Pflegewirtin (FH), Leitung Qualitätsmanagement/Human Resources bei der Mobilen Ambulanten Pflegepartner GmbH & Co. KG – Münchner Kindl

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Redaktion BHK-Mitteilung: Corinne Ruser

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Article published online:
07 December 2020

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