Kinder- und Jugendmedizin 2020; 20(04): 207
DOI: 10.1055/a-1206-1752
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kinder- und Jugendmedizin

Tanja Poulain
1   Leipzig
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
20 August 2020 (online)

Neue Medien und Gesundheit

Zoom Image
Tanja Poulain

Der Mediengebrauch von (Klein-)Kindern und Jugendlichen hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen und Tablets und Smartphones gehören in vielen Haushalten zur Grundausstattung. Digitale Geräte und vor allem das Internet erleichtern unseren Alltag, stellen uns – Kinder, Eltern, Ärzte und letztendlich die gesamte Gesellschaft – aber auch vor neue und teilweise noch unzulänglich verstandene Herausforderungen. In diesem Schwerpunktheft zum Thema „Neue Medien und Gesundheit“ wird die Relevanz des (frühen) Mediengebrauchs verdeutlicht.

Der Artikel von Volker Mall (Neuropädiatrie und Sozialpädiatrisches Zentrum am kbo-Kinderzentrum München) stellt Studien vor, die sich mit möglichen Auswirkungen einer frühen Medienexposition auf die Entwicklung von Kleinkindern beschäftigen. Dabei werden sowohl Unterhaltungsmedien als auch Medien mit „pädagogisch wertvollem“ Angebot kritisch hinterfragt. Ulrike Gaiser (Klinik für Kinderneurologie und Sozialpädiatrie, Kinderzentrum Maulbronn) berichtet über die Möglichkeiten, vor allem aber die Risiken einer hohen Mediennutzung bei Kindern mit Beeinträchtigungen und Entwicklungsstörungen. Dabei werden viele praxisrelevante Tipps gegeben. Jennifer Wernicke und Christian Montag (Institut für Psychologie und Pädagogik an der Universität Ulm) widmen ihren Beitrag den internetbezogenen Störungen, zeigen Risiko- und Schutzfaktoren auf und beschreiben mögliche Interventionsmaßnahmen. Der Beitrag von Kai W. Müller (Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universität Mainz) befasst sich spezifisch mit dem Thema soziale Medien und erläutert, wann der Umgang mit sozialen Medien als bedenklich eingeschätzt werden muss und wie in diesem Falle reagiert werden kann. Frank Paulus, Eva Möhler, Susanne Ohmann und Christian Popow (Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitäten in Homburg/Saar, Heidelberg und Wien) befassen sich in ihrem Beitrag mit dem vor allem im Jugendalter relevanten Thema Cybermobbing. Es werden verschiedene Formen, Risikofaktoren sowie mögliche Folgen vorgestellt. Im Artikel von Claudia Lampert (Leibniz-Institut für Medienforschung Hamburg) werden digitale Gesundheitsangebote für Kinder vorgestellt. Dabei werden sowohl Chancen als auch mögliche Risiken diskutiert.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Mediengebrauch der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen nicht unbedingt schadet, dass eine hohe Nutzung die Entwicklung von Beeinträchtigungen aber durchaus begünstigen kann, vor allem bei bestimmten „Risikogruppen“ (z. B. Kleinkinder oder Kinder mit Entwicklungsverzögerungen oder anderen individuellen Vulnerabilitäten). Sowohl Eltern als auch Ärzte, TherapeutInnen und PädagogInnen sind gefragt, wenn es darum geht, Kinder und Jugendliche beim Erlernen und Umsetzen eines kompetenten Medienumgangs zu unterstützen.

Wir wünschen den Leserinnen und Lesern viel Lesevergnügen und einen guten Fortbildungserfolg!