Der Klinikarzt 2019; 48(10): 382-383
DOI: 10.1055/a-1009-6144
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Herz und Lunge

Matthias Leschke
,
Johannes Brachmann
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Publication History

Publication Date:
17 October 2019 (online)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ein Themenheft Herz und Lunge macht auf den ersten Blick zunächst keinen wirklich spannenden Eindruck. Wir haben aber nach Themen gesucht, die sowohl in der täglichen Praxis, als auch in der Notaufnahme eines Klinikums eine hohe klinische Relevanz aufweisen. Von der Qualität und der praktischen Relevanz unserer gewonnenen Beiträge sind wir außerordentlich beeindruckt, sie stehen ein wenig unter dem Oberbegriff des Leitsymptoms „Dyspnoe“, umfassen aber auch wichtige klinische Probleme wie Herzrhythmusstörungen bei chronischen Lungenerkrankungen, COPD und koronare Herzkrankheit, pulmonale Hypertonie, Herzinsuffizienz, COPD und Beta-Blocker-Therapie, sowie ein Update zur Lungenembolie. Wir haben bewusst die Schlafapnoe ausgeklammert, da diese die Grenzen unserer Themenauswahl gesprengt hätte.

Dr. Fabian Stimpfle und Prof. Dr. Tobias Geisler präsentieren ein Update zur Lungenarterienembolie von hoher klinischer Relevanz und praktischer Bedeutung. Die Autoren hatten den Nachteil, dass Sie noch nicht die aktuellen ESC-Leitlinien aufnehmen konnten. Sie haben aber mit hoher Antizipation, mehr oder weniger diese Leitlinien vorweggenommen, indem Sie die NOAKs als bevorzugte Substanzen zur Antikoagulation vor den Vitamin K-Antagonisten einstuften.

Bisher gab es keine klaren Handlungsempfehlungen zur Problematik atrialer und ventrikulärer Arrhythmien bei Patienten mit COPD und obstruktivem Schlafapnoesyndrom. Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Johannes Brachmann formuliert dazu erstmals klinisch wichtige Empfehlungen, wobei aber offenbar die Behandlung der zugrundeliegenden Lungenerkrankung und die Korrektur der Hypoxie von führender Bedeutung ist.

Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) sind durch ein hohes kardiovaskuläres Risiko bedroht, offenbar höher noch als durch die pulmonale Grunderkrankung selbst. In einem eigenen Beitrag werden die Pathogenese der koronaren Herzerkrankung bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung, aber auch die Klinik und die therapeutischen Konsequenzen diskutiert. In diesem Zusammenhang dürfen wir noch einmal daran erinnern, dass Symptome wie Dyspnoe, thorakale Schmerzen und Palpationen sowie Herzrhythmusstörungen, differenzialdiagnostisch schwer zu deuten sind, da sie häufig auf die zugrundeliegende COPD bezogen werden und oft nicht an eine zusätzliche kardiale Grunderkrankung erinnern.

Für Dyspnoe gibt es keine standarisierten Leitlinien. Wir werden als Ärzte in unserer Expertise herausgefordert, dieses Syndrom adäquat zu deuten, wobei neben pulmonalen und kardialen Ursachen in der Regel bei eher älteren Patienten eine multifaktorielle Ursache vorliegt. Prof. Dr. Evangelos Giannitsis und Prof. Dr. Hugo A. Katus stellen in diesem Zusammenhang erstmals das Konzept einer Dyspnoe-Ambulanz vor, in jeder Hinsicht ein spannendes Konzept! Schade, dass wir bisher keine maßgeblichen diagnostischen und therapeutischen Leitlinien für Dyspnoe-Patienten haben. Mit dem Aufbau von Dyspnoe-Ambulanzen könnte die bisherige klinische Unsicherheit beim Syndrom Dyspnoe für ein strategisch sinnvolles Vorgehen sorgen.

Herrn PD Dr. Mathias M. Borst verdanken wir einen besonders spannenden Beitrag zur Herzinsuffizienz, COPD und Betablocker-Therapie. Demnach muss im Vergleich zu früher wesentlich intensiver daran erinnert werden, dass COPD und Herzinsuffizienz sich vielfach gemeinsam begegnen. Das gemeinsame Syndrom Dyspnoe erfordert eine exakte Diagnostik, dieses Vorgehen wird hervorragend von Herrn PD Dr. Borst demonstriert. Betablocker verbessern eher die Prognose von COPD-Patienten.

Ein Themenheft zur Dyspnoe und damit zur klinischen Schnittmenge zwischen Herz und Lunge darf nicht die pulmonale Hypertonie unberücksichtigt lassen. Herr Prof. Dr. Stephan Rosenkranz hat sich seit langer Zeit dieser Problematik besonders intensiv angenommen und sich aufgrund seiner Publikationen einen hervorragenden Ruf als führender Meinungsbildner für die pulmonale Hypertonie erworben.

Wir haben im Vorfeld nicht vermutet, dass am Schluss ein solch spannendes, klinisch aufregendes und interessantes Themenheft herauskommen würde. Deswegen möchten wir unseren Autoren danken und dürfen Sie, werte Leser, herzlich auffordern, die Lektüre dieses Heftes zu genießen.

Mit herzlichen Grüßen

Ihre

Prof. Dr. Johannes Brachmann

Prof. Dr. Matthias Leschke