Die Wirbelsäule 2020; 04(01): 2-3
DOI: 10.1055/a-0968-7375
Editorial

Die Jahrestagung der DWG 2019

Bernhard Meyer
Zoom Image
Prof. Dr. med. Bernhard Meyer

Sehr geehrte Mitglieder der DWG und der österreichischen Gesellschaft für Wirbelsäulenchirurgie, liebe Kolleginnen und Kollegen,

es war mir eine große Freude sie auf der Jahrestagung in München begrüßen zu dürfen, die von allen als eine sehr erfolgreiche gesehen wurde und damit der wachsenden Bedeutung der DWG als eigenständige wissenschaftliche Fachgesellschaft gerecht wurde. Fast 2300 Mitglieder und die erfolgreichen Projekte der persönlichen und institutionellen Zertifizierung zeugen davon ebenso wie die Initiative zur Generierung einer Zusatzweiterbildung spezielle Wirbelsäulenchirurgie. Die DWG als größte Fachgesellschaft für Wirbelsäulenchirurgie in Europa etabliert sich damit erneut als Schrittmacher und Vorreiter für diese Entwicklungen auf unserem Kontinent und darüber hinaus. Es war mir eine Ehre dafür der Gesellschaft gedient zu haben.

Auf dem Kongress haben wir ein paar neue Ansätze gezeigt und das bewährte behalten.

Kernthema war die Digitalisierung der Medizin, die in ungeahntem Ausmaß sehr schnell Einzug halten wird und durch das Management von sogenannten „Big Data“ unter Anwendung künstlicher Intelligenzen die Diagnostik und Therapien von Erkrankungen der Wirbelsäule revolutionieren wird.

Hochrangige Experten aus dem In- und Ausland präsentierten zu diesem Themenkomplex in zahlreichen und vielfältigen zentralen Plenarsitzungen, Übersichtsvorträgen, Diskussionsrunden und Pro-Kontra Debatten ihre neue Erkenntnisse, die zu angeregten Diskussionen auf hohem Niveau führten. Auch bei weiteren aktuellen Schwerpunktthemen des hochkarätigen Kongresses, beim Komplikations- und Qualitätsmanagement sowie freien Themen war der Fokus an das zentrale politische Thema des nächsten Jahrzehnts angelehnt.

Im Gegensatz zur rasanten Entwicklung in KI und Diagnostik waren im Bereich der Robotik im OP-Saal die Erwartungen eher gedämpft, was die Geschwindigkeit der Entwicklung angeht. Auch wenn zu dieser Technologie, die nicht ganz neu ist, weitere Entwicklungen vorgestellt wurden und zunehmend robotische Assistenzen Teile der Wirbelsäulen-Operationen begleiten, wurde insgesamt doch sehr kritisch diskutiert, in welchen Bereichen die immer noch relativ teure Anwendung bisher tatsächliche Vorteile zu bieten hat.

Entsprechend dem breit gefächerten wissenschaftlichen Programm stellten hochrangige nationale und internationale Experten aktuelle Entwicklungen und neue Strategien zu Diagnostik und Therapie von Wirbelsäulenerkrankungen vor. Als besondere Diskussionsschwerpunkte wurden drei Themen mit übergreifenden, systemrelevanten Inhalten in Pro-Kontra Sitzungen beleuchtet.

Ein erstes großes Thema war die Versorgung von Krebspatienten mit Metastasen an der Wirbelsäule. Wie auch die lebhafte Diskussion bestätigte, fordert die massive Zunahme von Patientenfällen aufgrund der verbesserten Therapiemöglichkeiten der Grunderkrankung ein Überdenken der bisherigen Strategien.

Das zweite kontrovers diskutierte Thema war die Mengenausdehnung der operativen Eingriffe im Bereich der degenerativen (Verschleiß-)Erkrankungen der Wirbelsäule, die immer wieder massive öffentliche Kritik herausfordert. In der engagierten Expertendiskussion wurde beleuchtet, ob und welche Eingriffe aktuell und in Zukunft tatsächlich indiziert sind und welche zu Recht kritisiert werden.

Beim dritten Diskussionsschwerpunkt ging es um Revisionseingriffe nach stabilisierenden Eingriffen an der Wirbelsäule. Die intensive fachliche Auseinandersetzung zeigte, dass auch dieses Thema zunehmend an Bedeutung gewinnt und sich auch in diesem Bereich ein Strategiewechsel andeutet.

Eine weitere Neuerung war die sehr gut aufgenommene internationale Sitzung mit den Kollegen aus Italien. Ab jetzt werden wir dies fest in die Planung der Jahrestagungen aufnehmen und jeweils eine Fachgesellschaft aus dem Ausland als Gast integrieren.

Der soziale Höhepunkt war der Abend in der BMW Welt, bei dem wir wieder für das Charity Projekt der Swimming Doctors einen stattlichen Betrag generieren konnten.

Die best of session am Samstag zeigte eindrücklich das hohe wissenschaftliche Niveau des Nachwuchses unserer Gesellschaft, was die entscheidende Grundlage für unser Selbstbewusstsein als eigenständige wissenschaftliche Fachgesellschaft bildet und bilden muss. Wir werden weiterhin alles tun um dies noch weiter zu steigern.

Mit Vorfreude auf die Jahrestagung 2020 in Berlin wünsche ich Ihnen allen ein erfolgreiches, gesundes und glückliches Jahr.

Ihr
Bernhard Meyer



Publication History

Article published online:
24 February 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York