Im OP 2018; 08(05): 223
DOI: 10.1055/a-0629-8416
DBOTA-Mitteilungen
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Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

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Publication Date:
23 August 2018 (online)

in unserer heutigen Gesellschaft wird die Work-Life-Balance immer wichtiger und man könnte meinen, sie ist zu einer neuen Volksportart geworden. Wer hat das ausgewogenere Leben? Wer betreibt das interessanteste Hobby? Wer hat das spannendste Wochenende erlebt? Und wer ist mit seiner Work-Life-Balance am glücklichsten? Doch wie gehen wir mit belastenden Arbeitstagen, Diensten und Einzelschicksalsschlägen um? Wie schaffen wir es, mit solchen Momenten so umzugehen, dass sie sich nicht nachteilig auf unser Privatleben auswirken? Wie geht man mit Fehlern, ob nun mit eigenen oder denen der Anderen, um, die mitunter zulasten des Patienten gehen? Was macht es mit einem, wenn aufgrund eines gravierenden Kommunikationsfehlers oder gar -mangels, eine notwendige und dringliche Intervention erst später erfolgt und der Patient dadurch wertvolle Zeit verliert? Oder dem Patienten dadurch ein unwürdiger Umgang widerfährt? Was können wir tun, um die zum Teil belastenden Situation nicht „mit nach Hause zu nehmen“?

Es gibt wohl kein universelles Rezept. Für den einen ist es der Kaffee zum Feierabend, anderen hilft es, sich die Laufschuhe an die Füße zu schnüren und den Kopf freizulaufen. Bei manchen hilft ein Gespräch mit den Kollegen oder Freunden beziehungsweise der Familie. Wenn die Arbeit jedoch immer mehr zu einer Belastung wird, ob nun aufgrund von den allgemeinen Situationen und Bedingungen oder weil man sich im Team nicht (mehr) wohlfühlt, man laufend Dienste übernimmt und so die meiste Zeit mit Arbeit verbringt, dadurch die Grenze zwischen Arbeits- und Privatleben verschwimmen – dann ist Vorsicht geboten.

Ein ausgewogenes Verhältnis von Privat- und Arbeitsleben ist unter dem Stern der Schichtarbeit im Krankenhaus womöglich erschwert, aber insbesondere hier lohnt sich die Mühe nach Ausgeglichenheit. Man muss Prioritäten setzen und auch mal „Nein“ sagen können. Es darf auch ruhig ein entspannter Nachmittag auf der Couch sein, um die Batterien wieder aufzuladen. Wenn man bei sportlichen Aktivitäten am besten abschalten kann, dann sollte sich die Zeit hierfür genommen werden. Der individuellen Kreativität sind an dieser Stelle keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist nur, auf sich zu hören und zu vertrauen. Die Warnsignale des eigenen Körpers zu lernen und zu registrieren, um gegebenenfalls gegensteuern zu können.

In diesem Sinne hoffen wir, dass jeder ein für sich individuell ausgewogenes Verhältnis von Arbeit und Privatem gefunden hat und sich hier und da einen Augenblick nur für sich nimmt. Denn wie Friedrich Nietzsche bereits sagte: „In allen Augenblicken, wo wir unser Bestes tun, arbeiten wir nicht. Arbeit ist nur ein Mittel zu diesen Augenblicken“.

Josefine Kuschke (Pressesprecherin und Vorstandsmitglied DBOTA)