PPH 2018; 24(04): 157
DOI: 10.1055/a-0620-3726
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychische Erkrankung ist nichts, wofür man sich schämen müsste – aber Stigma und Voreingenommenheit beschämen uns alle.

Bill Clinton
Stefan Blumenrode
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Publication Date:
24 July 2018 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

trotz aller Aufklärung haben Menschen mit psychischen Erkrankungen noch immer mit den Folgen von Stigmatisierung zu kämpfen. Angst vor Ausgrenzung und Zurückweisung stellt eine große Belastung dar, die sich negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken kann. Stigmatisierung ist in allen Gesellschaften anzutreffen und unterliegt kulturellen Unterschieden sowie geschichtlichen Veränderungen. Sie geschieht in der unaufgeklärten Nachbarschaft, durch Vereinfachung und Bestätigung von Klischees in populären Massenmedien und auch in psychiatrischen Kontexten. So müssen wir uns die Frage stellen, ob psychiatrisch Tätige im Moment der Diagnosezuschreibung eine ungewollte Stigmatisierung durch die Zuordnung negativ bewerteter Merkmale durchführen?

Im europäischen Aktionsplan für psychische Gesundheit von 2005 steht die Forderung, gemeinsam gegen Stigma, Diskriminierung und Ungleichbehandlung anzugehen. Noch sehe ich die geforderten Maßnahmen nicht umfassend umgesetzt. Wir psychiatrisch Tätigen in den unterschiedlichen Arbeitsbereichen tragen Verantwortung dafür, Vorurteilen entgegenzuwirken, indem wir unsere eigenen Haltungen fortlaufend reflektieren, Veränderungen „trialogisch“ entwickeln, die Arbeit der Psychiatrie glaubwürdig machen.

Viel Spaß beim Lesen und neue Erkenntnisse,

Ihr

Stefan Blumenrode