physiopraxis 2018; 16(06): 1
DOI: 10.1055/a-0587-7910
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Laut sein

Andrea Pötting

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Publikationsdatum:
22. Juni 2018 (online)

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Im Interview ab Seite 12 positioniert sich Dr. Roy Kühne klar auf der Seite der Physiotherapeuten. Diese werden ihn an sichtbaren Ergebnissen messen.

Es wäre wünschenswert, dass „wir den Kolleginnen und Kollegen aus den Therapieberufen eine angemessene Vergütung angedeihen lassen“, äußert Bundestagsabgeordneter Dr. Roy Kühne von der CDU im physiopraxis-Interview (Seite 12). Und es sei „richtig, jetzt schon mit 60 Prozent in die Verhandlungen zu gehen“.

Sätze wie diese lassen hoffen, dass sich in den nächsten Jahren endlich was ändert. Schnell wird da nichts gehen, aber der Druck auf die Politik wächst stetig. Und das ist gut so. 60 Prozent mehr von den Krankenkassen für GKV-Leistungen – eine Forderung, die sich noch vor 15 Jahren kein Therapeut öffentlich zu formulieren getraut hätte. Man wäre selbst unter Kollegen für verrückt erklärt worden.

Aber Physiotherapeuten wissen, dass es ohne eine massive Lohnsteigerung nicht weitergehen kann. Derzeit haben sie eine Medienpräsenz wie selten zuvor. Heiko Schneider aus Frankfurt, selbst von einer Praxisschließung bedroht, belegte in einem öffentlichen Brandbrief die prekäre Situation mit Zahlen. Die Resonanz darauf war enorm – vor allem nachdem Schneider eine öffentlichkeitswirksame Übergabe des Briefs in Berlin plante. Seitdem ist er ein gefragter Interviewpartner für lokale und überregionale Medien und fährt, während diese Zeilen noch gedruckt werden, mit dem Fahrrad in die Hauptstadt, um neue Schlagzeilen zu produzieren. Wie genau die Aktion verlief, können Sie unter www.therapeuten-am-limit.de nachverfolgen.

Die mittlerweile zur Tradition gewordenen Demos des Bunds vereinter Therapeuten e.V. sind ebenfalls sinnvolle Aktionen, die die Situation der Heilmittelerbringer sichtbar machen. Ende Mai demonstrierten über 4.000 Therapeuten erfolgreich in Köln (Seite 6).

Schlagzeilen zu Fachkräftemangel, Abwanderung und prekären Beschäftigungsverhältnissen sowie öffentlichkeitswirksame Auftritte von betroffenen Therapeuten kann es nicht genug geben. Laut sein lohnt sich, und wir dürfen gespannt sein, welche Reaktionen nun von Seiten der Bundespolitik und vor allem der Krankenkassen folgen werden. Es ist an der Zeit, dass sich etwas ändert.

Herzlichst Ihre

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