Der Klinikarzt 2018; 47(03): 55
DOI: 10.1055/a-0572-1377
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COPD: Aktuelles für den Kliniker

Henrik Watz
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. März 2018 (online)

COPD ist weltweit die dritthäufigste zum Tode führende Erkrankung [1]. Die direkten und indirekten Kosten der Erkrankung im GOLD-Stadium IV lassen sich zusammengenommen in etwa auf 35 000 Euro pro Jahr in Deutschland beziffern, wobei Hospitalisierungen bei den direkten Kosten die Kostentreiber sind [2].

Exazerbationen müssen im ambulanten Bereich bereits frühzeitig verhindert werden, was durch eine Kombination medikamentöser Therapien (Kombination langwirksamer Bronchodilatatoren plus inhalativer Kortikosteroide im Falle wiederholter Exazerbationen) und nicht-medikamentöser Maßnahmen (Raucherentwöhnung, vermehrte körperliche Aktivität im Alltag, Influenza- und Pneumokokken-Impfung, Schulungsmaßnahmen im Rahmen der DMP-Programme) auch ambulant wirksam umgesetzt werden kann [1].

Bei akut-einsetzender symptomatischer Verschlechterung (Exazerbation) stellt sich sowohl ambulant als auch stationär im Rahmen der medikamentösen Therapieeskalation immer wieder die Frage der Gabe von systemischen Kortikosteroiden oder Antibiose oder beides. Prof. Gernot Rohde hat hier noch einmal die schwache Evidenz für die Gabe der Antibiotika aufgeführt, letztlich sind wir hier alle bei fehlenden sicheren Hinweisen der bakteriellen Genese auf die empirische Frage nach der Sputum-Purulenz angewiesen.

Die Mortalität der stationär-behandlungsbedürftigen COPD-Exazerbation beträgt ca.10 % in Europa, wobei die Hälfte der Patienten in den ersten Monaten nach Entlassung verstirbt und ein Drittel der zuvor hospitalisierten Patienten in den ersten 3 Monaten wieder stationär aufgenommen wird [3] . Hier hat die Peumologische Rehabilitation (Anschlussheilbehandlung) Ihren unbedingten Stellenwert, um die nach der Exazerbation völlig dekonditionierten Patienten in dieser sehr vulnerablen Phase wieder auf die Herausforderungen des häuslichen Alltags vorzubereiten. Letztlich ist die Rehabilitation bei COPD die nachgewiesenermaßen wirksamste Therapie, um Rehospitalisierungen und Mortalität zu senken, wie Prof. Rembert Koczulla und Kollegen in ihrem Artikel darlegen.

Bei ausgeprägtem Lungenemphysem stellt sich im Rahmen der weiteren Therapieeskalation immer wieder die Frage, ob weitere interventionelle Maßnahmen wie die bronchoskopische Lungenvolumenreduktionstherapie sinnvoll sein könnten, bzw. letztlich auch die Lungentransplantation dem austherapierten Patienten helfen könnte. Die Evidenz für diese Maßnahmen und das praktische Vorgehen im Sinne der Kandidatenauswahl schildern Frau PD. Dr. Daniela Gompelmann und die Herren Privatdozenten Dr. Nikolaus Kneidinger und Dr. Claus Neurohr in den jeweiligen Artikeln dieser Ausgabe.

Nicht alle Aspekte der COPD-Therapie konnten in dieser Ausgabe des klinikarzt aufgenommen werden. Hier sei an die gerade erschienene Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. und der Deutschen Atemwegsliga e. V., unter Beteiligung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie [4] verwiesen, wo auch insbesondere der Beatmungstherapie ein wichtiger Stellenwert eingeräumt wird.