Notfall & Hausarztmedizin 2008; 34(4): 175
DOI: 10.1055/s-2008-1077123
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Diabetes geht jeden an

Thomas Haak
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Publication Date:
05 May 2008 (online)

Der Diabetes mellitus hat sich in den vergangenen Jahren zur Volkskrankheit Nummer eins entwickelt. Nicht umsonst hat die UN im Jahre 2006 mit dem Diabetes mellitus erstmals eine nicht-infektiöse Erkrankung als ernsthafte Bedrohung für die Weltbevölkerung deklariert und alle Mitgliedsstaaten aufgefordert, besondere Anstrengungen zur Prävention und optimalen Behandlung der Zuckerkrankheit zu unternehmen. Daher lag es nahe, dass sich auch die Redaktion diesem wichtigen Thema angenommen hat.

Erfreulicherweise hat das Wissen über den Diabetes mellitus in der Vergangenheit bei den meisten Kollegen stark zugenommen. Neben dem persönlichen Interesse oder der Erkenntnis, jeden Tag mehrfach mit Diabetikern konfrontiert zu sein, haben vor allen Dingen Verbesserungen des Versorgungssystems einen wichtigen Beitrag zur Wissensmehrung geleistet. So regeln die Disease-Management-Programme einvernehmlich die Zuweisung der Patienten zu den verschiedenen Versorgungsebenen und stellen somit eine bestmögliche Behandlung für die Mehrzahl der Patienten – soweit sie in DMPs eingeschrieben sind – sicher.

Die entscheidende Rolle in der Basisversorgung spielt die hausärztliche Ebene. Hier geht es darum, den Diabetes frühestmöglich durch die bekannten Screeningmethoden zu entdecken und konsequent zu behandeln. Sind die Behandlungsmöglichkeiten auf hausärztlicher Ebene ausgeschöpft, steht in Deutschland ein nahezu flächendeckendes Netz an Diabetes-Schwerpunktpraxen zur Verfügung. In dieser Ebene lassen sich fast alle Handlungsziele erreichen. Schwerpunktpraxen stoßen bei einem Teil ihrer Patienten allerdings auch an die Grenzen der Behandlungsmöglichkeiten. Dies ist vor allen Dingen der Fall, wenn Begleitumstände wie psychosoziale Erschwernisse, ausgeprägte Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörungen oder beispielsweise ein kompliziertes diabetisches Fußsyndrom auftritt. Gerade was psychosoziale Erschwernisse anbelangt, spielt die Depression eine wichtige Rolle, da ein Großteil der Patienten reaktiv im Zusammenhang mit der Erkrankung, oder aus anderen Gründen eine Depression entwickeln.

Akutkomplikationen des Diabetes mellitus stellen in der Notfallmedizin den häufigsten endokrinologischen Notfall dar und auch die Ketoazidose ist eine zwar seltene aber in der Regel lebensbedrohliche Akutkomplikation. Immer wieder kommt es leider auch heute noch vor, dass Hypoglykämien nicht konsequent genug behandelt werden und Ketoazidosen in ihrer Bedrohlichkeit unterschätzt werden. Daher finden Sie auch in dieser Ausgabe eine Übersicht über die Akutkomplikationen des Diabetes mellitus.

Meine Mitautoren aus dem Diabetes Zentrum Mergentheim und ich hoffen sehr, dass dieser Schwerpunkt Ihnen einen guten Überblick verschafft, den Typ-2-Diabetes mellitus, die diabetischen Folgeerkrankungen – einschließlich Depressionen – und die Akutkomplikationen dieser Stoffwechselkrankheit im klinischen Alltag optimal zu behandeln.

Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre und grüßen Sie freundlich

Prof. Dr. med. Thomas Haak

Diabetes Zentrum Mergentheim