Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2008; 43(4): 314-317
DOI: 10.1055/s-2008-1076615
Management

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Interdisziplinäre Notaufnahme – Das Göttinger Modell – mehr Effizienz, weniger Kosten

Reorganization of the interdisciplinary emergency unit at the university clinic of GöttingenSabine Blaschke, Gerhard A. Müller, Günther Bergmann
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. April 2008 (online)

Preview

Zusammenfassung

Die interdisziplinäre Notaufnahme der Universitätsklinik Göttingen wurde in den vergangenen 2 Jahren erfolgreich neu strukturiert. In diesem Funktionsbereich werden sämtliche Notfälle mit Ausnahme traumatologischer, gynäkologischer und pädiatrischer Notfallpatienten versorgt. Die interdisziplinäre Notaufnahme steht unter der Leitung des Zentrums Innere Medizin und ist pflegerisch und ärztlich in einem 3–Schichtbetrieb über 24 Stunden organisiert. Durch eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den verschiedenen Abteilungen der Universitätsklinik ist eine optimale diagnostische und therapeutische Versorgung der Notfallpatienten gewährleistet. Zur Optimierung der notfallmedizinischen Prozessabläufe wurde eine Vielzahl von Umstrukturierungsmaßnahmen ergriffen. Dazu gehörten u.a.

  • die Einrichtung einer neuen Intermediate–Care–Station für instabile, überwachungspflichtige Patienten,

  • die Etablierung von speziellen Diagnostik– und Behandlungseinheiten für das Akute Koronarsyndrom (Chest Pain Unit) und den akuten Schlaganfall (Stroke Unit),

  • die Implementierung standardisierter klinischer Behandlungspfade,

  • die EDV–basierte Vernetzung notfallmedizinischer Stationen,

  • die Einführung von Qualitätssicherungsmaßnahmen und

  • die Umsetzung von Maßnahmen zur Kostendämpfung.

Durch diese Maßnahmen ist es gelungen, die Prozessabläufe in der interdisziplinären Notaufnahme zu optimieren und erheblich zu beschleunigen sowie zu einer deutlichen Kostenreduktion im Bereich der Schnittstelle zwischen präklinischer Rettungs– und klinischer Notfallmedizin beizutragen.

Abstract

Configuration of the interdisciplinary emergency unit within the university clinic of Göttingen was successfully reorganized during the past two years. All emergencies except traumatologic, gynecologic and pediatric emergencies are treated within this functional unit which is guided by the center of internal medicine. It is organized in a three shift operation manner over a period of 24 hours. Due to a close interdisciplinary collaboration between different departments patients receive optimal diagnostic and therapeutic treatment within a short period of time. To improve processes within the emergency department a series of measures were taken including the

  • establishment of an intermediate care unit for unstable patients,

  • setting up of special diagnostic and therapeutic units for the acute coronary syndrome as well as stroke,

  • implementation of standardized clinical pathways,

  • establishment of an electronic data processing network in close communication with all diagnostic entities,

  • introduction of a quality assurance system and

  • reduction of medical costs.

Reorganization measures lead to a substantial optimization and acceleration of emergency proceedings and thus, provides optimal patient care around the clock. In addition, medical costs could clearly be reduced at the interface between preclinical and clinical emergency medicine.

Kernaussagen

  • Die interdisziplinäre Notaufnahme in einem Krankenhaus der Maximalversorgung gewährleistet eine rasche und fachgerechte medizinische Patientenversorgung.

  • Die Etablierung von Intermediate–Care–Stationen, die der Notaufnahme angeschlossen sind, beschleunigen und optimieren die Prozessabläufe in diesem Funktionsbereich.

  • Durch die Einrichtung spezieller Behandlungseinheiten (Chest Pain Unit, Stroke Unit) wird die notfallmedizinische Versorgung für Patienten mit akutem Myokardinfarkt und akutem Schlaganfall deutlich verbessert.

  • Die Implementierung von klinischen Behandlungspfaden und Definition von Standard Operating Procedures auf Grundlage der Leitlinien der Fachgesellschaften ist eine wesentliche Maßnahme zur Qualitätssicherung in der klinischen Notfallmedizin.

  • Die Optimierung der Prozessabläufe in einer interdisziplinären Notaufnahme steigert die Effizienz an der Schnittstelle zwischen präklinischer Rettungs– und klinischer Notfallmedizin und reduziert Kosten im Bereich der Personal– und Sachmittel.

Literatur

PD Dr. med. Sabine Blaschke
PD Dr. med. Gerhard A. Müller
PD Dr. med. Günther Bergmann

eMail: sblasch@gwdg.de

eMail: nephrorheuma@med.uni-goettingen.de

eMail: humed.v2@med.uni-goettingen.de