Notfall & Hausarztmedizin 2008; 34(2): 101
DOI: 10.1055/s-2008-1063031
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Gute Verträglichkeit steigert Therapiezufriedenheit - Niedrig dosiertes 24-h-Hydromorphon für früheren Einsatz

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10 March 2008 (online)

 
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Bei starken chronischen Schmerzen hat sich die Gabe von starken Opioiden als Therapie der Wahl bewährt. Niedrig dosierte Stufe-3-Opioide bieten dabei den Vorteil, dass weniger Nebenwirkungen zu erwarten sind als bei hoch dosierten Analgetika der WHO-Stufen 1 und 2. Jetzt steht mit Jurnista® 4 mg ein niedrig dosiertes Hydromorphon-Präparat in OROS®-Galenik zur Verfügung, das sich in besonderem Maße für den frühen Einstieg in die Therapie mit starken Opioiden eignet.

Das WHO-Schema, das aus dem Jahre 1990 stammt, sollte nicht als Dogma gesehen werden, es kann allenfalls als Leitschnur dienen, erläuterte Dr. Johannes Horlemann, Allgemeinmediziner und Schmerztherapeut aus Kevelaer. Das liegt nicht nur daran, dass es ursprünglich für Tumorpatienten entwickelt wurde. Inzwischen besteht breiter Konsens, dass auch bei Schmerzen nicht-maligner Genese Opioide der WHO-Stufe 3 indiziert sein können, die in niedriger Dosierung den Stufe-2-Opioiden vorzuziehen sind, so Horlemann.

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Verträglichkeit von Stufe-3-Opioiden

Für die Stufe-3-Präparate spricht vor allem ihre bessere Verträglichkeit im Vergleich zu hoch dosierten Analgetika geringerer Wirkstärke: Es entfallen nicht nur die bekannten NSAR-Organtoxizitäten am Magen-Darm-Trakt oder den Nieren, sondern es treten auch deutlich seltener zentralnervöse Nebenwirkungen auf als unter hoch dosierten Stufe-2-Opioiden. Letztere stoßen darüber hinaus bei starken Schmerzen schnell an ihre Grenzen, weil die Dosistitration zumindest im ambulanten Bereich nach oben limitiert ist, wie Horlemann ausführte. Entsprechend steigt die Therapiezufriedenheit der Patienten, wenn sie von einem Stufe-1- oder -2-Präparat auf das Stufe-3-Opioid Hydromorphon umgesetzt werden, wie eine aktuelle Studie an 64 Patienten ergab [1].

OROS®-Hydromorphon, das stärkste retardierte Stufe-3-Opioid zur einmal täglichen Einnahme, zeichnet sich innerhalb seiner Klasse durch eine besonders gute Verträglichkeit aus, berichtete Dr. Michael Küster, Schmerztherapeut aus Bonn (Tab. [1]). Charakteristische Opioid-Nebenwirkungen wie Obstipation, Übelkeit oder Erbrechen werden unter Langzeittherapie in weniger als 10% der Fälle beobachtet, wie eine Sechsmonatsstudie an 113 Patienten mit chronischen Rückenschmerzen ergab [2].

Durch die OROS®-Galenik (Orales Osmotisches System) mit ihrer kontrollierten Wirkstoffabgabe bei einmal täglicher Einnahme wird ein gleichmäßiger Plasmaspiegel über 24 Stunden erreicht. Dies ermöglicht eine dauerhafte effektive Analgesie, so Küster. Die einmal tägliche Einnahme kann morgens unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen, was die Compliance fördert.

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Höherdosierung ohne Substanzwechsel

Für die Praxis bedeutet die neue 4-mg-Wirkstärke von Hydromorphon zusätzliche Flexibilität in der Therapie, erklärte Dr. Rainer Drews, Hilden. Zum einen erleichtert sie den Therapieeinstieg, etwa bei Patienten mit Schmerzen des Bewegungsapparates. Als Beispiel führte Drews die Osteoporose an: Die Patienten können auf das Stufe-3-Opioid eingestellt werden, damit begleitende Therapien, wie zum Beispiel Krankengymnastik durchgeführt werden können.

Mithilfe der 4-mg-Tablette wird darüber hinaus eine feinere Titration möglich, so der Orthopäde und Schmerztherapeut. Die Therapie könne früher mit einem wirksamen und nebenwirkungsarmen Opioid begonnen und im Verlauf der Schmerzstärke angepasst werden, ohne dass bei unzureichender Wirksamkeit ein Substanzwechsel erforderlich würde.

Als Vorteil von Hydromorphon führte Küster zudem an, dass das Stufe-3-Opioid weitestgehend per Glucuronidierung und kaum über das hepatische CYP450-System abgebaut wird, sodass sich ein günstiges Interaktionsprofil ergibt. Da beim Abbau - anders als etwa bei Morphin - keine analgetisch aktiven Metaboliten entstehen, ist auch bei Leber- und Nierenfunktionsstörungen nicht mit einer Kumulation zu rechnen.

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Geeignet bei Multimedikamentpatienten

Insbesondere bei multimorbiden und älteren Patienten, die häufig unter Polymedikation stehen - sogenannte Multimedikamentpatienten - lassen sich diese Eigenschaften vorteilhaft nutzen. Wie bedeutsam dies ist, demonstriert eine Studie an knapp 800 älteren Patienten: Im Schnitt nahm jeder Patient acht verschiedene Medikamente, der Rekord lag bei 24 [3]. Spätestens ab dem fünften Präparat ist es nicht mehr möglich, die Wechselwirkungen abzuschätzen, warnte Küster. Wird dann noch eine analgetische Medikation erforderlich, sollte unbedingt darauf geachtet werden, einen wechselwirkungsarmen Wirkstoff zu wählen.

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Tab. 1 Differenzialindikationen von Opioiden

Manuela Arand, Berlin

Quelle: Einführungspressekonferenz "Schmerztherapie früher starten - Jurnista® 4 mg: das erste niedrig dosierte Retard-Hydromorphon", Dezember 2007 in Berlin. Veranstalter: Janssen-Cilag GmbH, Neuss.

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Literatur

  • 01 Cannon KT . et al . Am J Geriatr Pharmacother. 2006;  4 (2) 134-143
  • 02 Wallace M . et al . Poster presented at American Pain Society, Texas, May.  2006; 
  • 03 Hale M . et al . Efficacy and Tolerabilty of OROS-Hydromorphone.  Clin Ther. 2007;  29 (5) 874-888
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Literatur

  • 01 Cannon KT . et al . Am J Geriatr Pharmacother. 2006;  4 (2) 134-143
  • 02 Wallace M . et al . Poster presented at American Pain Society, Texas, May.  2006; 
  • 03 Hale M . et al . Efficacy and Tolerabilty of OROS-Hydromorphone.  Clin Ther. 2007;  29 (5) 874-888
 
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Tab. 1 Differenzialindikationen von Opioiden