Notfall & Hausarztmedizin 2008; 34(2): 97
DOI: 10.1055/s-2008-1063025
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Konsequentes Vorgehen - Asthmakontrolle mit Leukotrienantagonisten und inhalativen Steroiden

Further Information

Publication History

Publication Date:
10 March 2008 (online)

 
Table of Contents

"Nichts ist beim Asthma-Management strategisch ungünstiger als halbherzig anzufangen, um die Behandlung dann doch immer weiter eskalieren zu müssen." Mit diesen Worten plädierte Prof. Wolfgang Petro, Bad Reichenhall, auf der "Pneumologen-Aircademy 2008" für ein konsequentes Vorgehen in der Asthmatherapie, die eine allergische Komponente von vornherein in Betracht zieht. Gleich zu Beginn sollten deshalb inhalative Steroide und Leukotrienantagonisten zum Einsatz kommen, bei Bedarf auch kombiniert mit einem Antihistaminikum. Bei rascher Beschwerdefreiheit könne man sich auch der Mitarbeit des Patienten sicher sein, so der Pneumologe.

Die Asthma-Prävalenz bei Patienten mit allergischer Rhinitis liegt laut Petro bei 20-50%. Und das Risiko, ein Asthma zu entwickeln, ist um den Faktor drei erhöht. Andererseits leiden vier von fünf Asthmatikern zugleich an einer allergischen Rhinitis. Beide Erkrankungen lassen sich seinen Ausführungen nach nicht ganz einfach voneinander abgrenzen, da sie häufig die gleichen Auslöser haben und Ähnlichkeiten bezüglich der Entzündungsprozesse und bei der Früh- und Spätreaktion aufweisen.

#

Obere und untere Atemwege gleichzeitig behandeln

Eine medikamentöse Therapie des Asthma bronchiale kann nach Auffassung von Petro nur dann effektiv sein, wenn die unteren Atemwege gleichzeitig mit den oberen behandelt werden. Im Entzündungsprozess der gesamten Atemwege spielen dabei sowohl Leukotriene als auch Steroid-sensitive Mediatoren eine wesentliche Rolle. Deshalb sollten inhalative Steroide und Leukotrienantagonisten wie Montelukast (Singulair®) von vornherein kombiniert eingesetzt werden. Darüber hinaus kann die Behandlung je nach Bedarf mit Antihistaminika ergänzt werden. Ein derart gezielter Eingriff in den Entzündungsprozess hilft laut Petro rasch und macht auch die Gabe abschwellender Nasentropfen überflüssig. Bei guter Kontrolle der Symptomatik kann schließlich über eine Deeskalation nachgedacht werden.

Dem gewachsenen Stellenwert der Leukotriene in der Asthma-Pathogenese trägt mittlerweile auch eine neue Leitlinie Rechnung. Diese empfiehlt, dass Kinder mit Asthma bronchiale zur Kontrolle ihrer Erkrankung eine Basistherapie mit Leukotrien-Rezeptorantagonisten oder inhalativen Steroiden erhalten. Das sieht der internationale Konsensusreport zur Diagnostik und Therapie von Asthma im Kindesalter vor, der jetzt als PRACTALL-Leitlinie in der Fachzeitschrift "Allergy" veröffentlicht wurde [1]. Die Leitlinie, die für PRACTising ALLergology steht, wurde erarbeitet und herausgegeben von den amerikanischen und europäischen Akademien für Allergologie und Immunologie AAAAI und EAACI.

Zoom Image

Bild: Alpine Kinderklinik Davos

#

Behandlungsalgorithmus für Kinder mit Asthma bronchiale

Wie Dr. Hans-Georg Bresser, Bielefeld, berichtete, kann von einer "guten Asthmakontrolle" nur dann die Rede sein, wenn

  • Asthmasymptome tagsüber auf höchstens zweimal in der Woche beschränkt sind

  • keine Einschränkungen der Alltagsaktivität aufgrund des Asthmas vorliegen

  • nächtliche Symptome oder asthmabedingte Schlafstörungen nicht auftreten

  • die Bedarfsmedikation nicht häufiger nötig ist als maximal zweimal pro Woche

  • die Lungenfunktion, soweit messbar, normal ist und

  • keine Exazerbationen im vergangenen Jahr aufgetreten sind.

Der Behandlungsalgorithmus für Kinder mit Asthma, die älter als zwei Jahre sind sieht vor, mit einer altersentsprechenden Gabe von Leukotrienantagonisten zu beginnen. Alternativ kann auch mit einem inhalativen Steroid in einer Dosis von 200 mcg Beclometason Dipropionat-Äquivalent begonnen werden. Lässt sich damit das Asthma nicht genügend kontrollieren, sollten Leukotrienantagonisten und inhalative Steroide kombiniert oder die Dosis inhalativer Steroide verdoppelt werden. Reicht auch das nicht aus, sollte eine Monotherapie mit inhalativen Steroiden in ihrer Dosierung nochmals verdoppelt werden oder mit Leukotrienantagonisten kombiniert werden. In diesem dritten Schritt kann auch die zusätzliche Gabe eines langwirksamen Betamimetikums in Erwägung gezogen werden. Langwirksame Betamimetika werden demnach nicht mehr als Monotherapie empfohlen, sondern lediglich in Kombination mit inhalativen Steroiden. Bresser begründete dies mit unzureichenden Wirksamkeits- und Sicherheitsdaten für Kinder im Vorschulalter.

Martin Wiehl, Königstein-Falkenstein

Quelle: Pneumologen-Aircademy 2008, Februar 2008 in Frankfurt am Main. Veranstalter: MSD Sharp & Dohme GmbH, Haar.

#

Literatur

  • 01 Bacharier LB . et al . Diagnosis and treatment of asthma in childhood: a PRACTALL consensus report.  Allergy. 2008;  63 5-34
#

Literatur

  • 01 Bacharier LB . et al . Diagnosis and treatment of asthma in childhood: a PRACTALL consensus report.  Allergy. 2008;  63 5-34
 
Zoom Image

Bild: Alpine Kinderklinik Davos