Klin Monbl Augenheilkd 1993; 203(11): 324-328
DOI: 10.1055/s-2008-1045685
Klinische Studien

© 1993 F. Enke Verlag Stuttgart

Blau-selektiver VEP-Test für die Glaukomdiagnostik

Blue-Sensitive VEP Test in Glaucoma DiagnosisMatthias Korth1 , Nhung X. Nguyen1 , Anselm Jünemann1 , Peter Martus2
  • 1DFG Klinische Forschergruppe „Glaukome” (Na55/6-1) an der Augenklinik mit Poliklinik der Universität Erlangen-Nürnberg
  • 2Institut für Med. Statistik und Dokumentation Universität Erlangen-Nürnberg
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Publikationsverlauf

Manuskript erstmalig eingcreicht am 27.7.1993

in der vorliegenden Form angenommen am 17.9.1993

Publikationsdatum:
24. März 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Glaukomatöse Augenerkrankungen können bekanntlich in vielen Fällen mit einer Störung des Blau-Farbensehens einhergehen. Visuell evozierte Hirnpotentiale (VEPs) können bei Glaukomen ebenfalls verändert sein. In der vorliegenden Arbeit wurden beide Untersuchungsmethoden miteinander kombiniert, um so die Empfindlichkeit der Methode zu erhöhen, d.h. das Muster-VEP wurde unter einer Bedingung untersucht, die den blauempfindlichen Teil der Sehbahn isoliert.

Methode Die Probanden bestanden aus 34 Normalen, 14 Patienten mit okulärer Hypertension (OHT), 15 Patienten mit sog. präperimetrischen primär chronischem Offenwinkelglaukom (PPOWG) und 32 Patienten mit primär chronischen Offenwinkelglaukom (POWG). Es wurden blaue Streifenmuster 1. ohne adaptives Hintergrundlicht (sog. Blau-„schwarz”-Muster=BS) und 2. zur Unterdrückung rot- und grün-empfindlicher Zapfen auf einem intensiven, gelben homogenen Adaptationslicht (sog. Blau-auf-gelb Muster=BG) nach dem onset-offset-Verfahren angeboten. Es erfolgte eine Auswertung der Amplituden und Gipfellatenzen.

Ergebnisse BS-Antworten sind vorwiegend von positiver, BG-Antworten vorwiegend von negativer Polarität (Inion-Ohr). Letztere sind normalerweise signifikant größer und haben eine signifikant längere Gipfellatenz. Während die BS-Antworten in den Patientengruppen in Amplitude und Gipfellatenz nicht wesentlich verändert waren, waren die BG-Antworten in ihrer Amplitude nur bei den POWGs signifikant vermindert, während die Gipfellatenzen bei den PPOWGs und bei den POWGs signifikant verlängert waren. Am empfindlichsten erwies sich die BG-Gipfellatenz: Sensitivität 87,1%, Spezifität 82,4%.

Schlußfolgerung Die Ableitung des VEP mit blauen Reizen unter selektiver Gelbadaptation ist ein empfindlicher Test für die Glaukomfrühdiagnose.

Summary

Background Glaucomatous eye diseases can be associated in many cases with a disturbance of blue-color vision. Also visual evoked potentials (VEPs) can be altered in glaucoma. In the present study both tests were combined in order to increase the sensitivity of the method, i.e. the pattern VEP was examined under conditions isolating the blue-sensitive part of the visual pathway.

Method 34 normals, 14 patients with ocular hypertension (OHT), 15 patients with a so called pre-perimetric primary open-angle glaucoma (PPOAG), and 32 patients with primary open-angle glaucoma (POAG) were examined by presenting in the onset-offset mode blue stripe patterns 1. without an adaptive background light (blue-„black” pattern=BB) and 2. with an intensive yellow adaptation light (blue-on-yellow pattern=BY) suppressing the red- and green-sensitive cones. Amplitudes and peak times of the onset response were evaluated.

Results BB responses are of positive, BY responses of negative polarity (inion-ear). In normals the latter responses are significantly larger and have a significantly longer peak time. While in the patients groups the BB responses were not significantly altered, the BY responses were significantly reduced only in POAG. The peak time was significantly delayed in both PPOAGs and POAGs. The BY peak time proved to be most significant: Sensitivity 87.1%, specificity 82.4%.

Conclusion The recording of the VEP with blue stimuli presented under selective yellow adaptation is a sensitive test for early glaucoma diagnosis.

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