Handchir Mikrochir Plast Chir 2008; 40(4): 267-271
DOI: 10.1055/s-2008-1038764
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der okulokardiale Reflex bei Blepharoplastiken

The Oculocardiac Reflex in BlepharoplastiesV. Rippmann1 , T. Scholz2 , S. Hellmann2 , P. Amini2 , G. Spilker2
  • 1Evangelisches Krankenhaus Dortmund
  • 2Klinik für Plastische Chirurgie, Kliniken der Stadt Köln
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Publication History

eingereicht 12.4.2007

akzeptiert 21.5.2008

Publication Date:
20 August 2008 (online)

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Zusammenfassung

Der okulokardiale Reflex (OCR) ist ein sehr bekanntes Phänomen in der Ophthalmologie, aber als Komplikation bei Blepharoplastiken bisher kaum beschrieben. 1908 wurde dieser Reflex erstmals von Ascher and Dagnini erwähnt. Seither betrachten Ophthalmologen und Anästhesisten das Auftreten des okulokardialen Reflexes als ein signifikantes intraoperatives Problem, was in der Literatur durch zahlreiche Fallbeispiele mit reflexbedingtem Auftreten von hämodynamisch wirksamen Arrhythmien und einigen Todesfällen gezeigt wurde. Per definitionem wird der OCR durch Manipulation am Bulbus ausgelöst und führt zu einer intraoperativen Veränderung der Herzfrequenz um mehr als 20 Schläge/Minute im Vergleich zur Ausgangsherzfrequenz. Er wird über einen trigeminovagalen Reflexbogen vermittelt. Während der Durchführung einer Oberlidblepharoplastik an einer 48-jährigen, gesunden Frau kam es zu einer reflexbedingten anhaltenden Asystolie mit folgender erfolgreicher Reanimation der Patientin. Aufgrund dieses beeindruckenden Zwischenfalls haben wir das Auftreten des okulokardialen Reflexes bei Blepharoplastiken in unserer Klinik im Zeitraum der letzten 3 Jahre (2002 – 2005) untersucht. Bei 22 von 110 (20 %) Patienten konnte ein positiver Reflexnachweis erfolgen. Dabei waren vor allem junge Patienten mit niedrigem Körpergewicht betroffen, die in Lokalanästhesie operiert wurden. Der Chirurg sollte sich bei der Durchführung einer Blepharoplastik immer über das mögliche Auftreten dieses potenziell lebensbedrohlichen Reflexes bewusst sein. Vermeidung starker Traktionen an der Muskulatur und an den Fettkörpern kann in den meisten Fällen das Auftreten des Reflexes verhindern. Die bevorzugte Therapie einer ausgelösten Bradykardie ist das sofortige Ablassen der Zugkraft an der Muskulatur oder den Fettkörpern, was am ehesten eine schnelle Rückkehr zur Normfrequenz bewirkt. Intraoperatives Monitoring ist unbedingte Voraussetzung bei Durchführung einer Blepharoplastik.

Abstract

The oculocardiac reflex (OCR) is a well-known phenomenon in ophthalmic surgery, but is rarely described in aesthetic blepharoplasty surgery. It was first mentioned in 1908 by Ascher and Dagnini. Since then, ophthalmologists and anaesthesiologists have regarded the onset of the oculocardiac reflex as a significant intraoperative problem, which is undermined by several case reports that describe dysrhythmias which have haved caused morbidity and death. Per definition the OCR is caused by ocular manipulation and involves intraoperative bradycardia by a change of 20 beats/minute compared to the preoperative heart rate or any dysrhythmia during the manipulation via a trigeminal-vagal-mediated reflex arc. Having operated on a 48-year-old, healthy woman in our clinic, who underwent a cardiac arrest during the blepharoplasty procedure, followed by a successful resuscitation, we investigated the onset of the OCR in our blepharoplasty patients within the last 3 years. The onset of the OCR was noted in 22 of 110 (20 %) blepharoplasty patients, mainly affecting younger, low-weighted patients operated under local anaesthesia. Awareness and treatment of this potentially life-threatening oculocardiac reflex are necessary. In most cases the onset of the reflex may be avoided by a gentle operation technique and by refraining from severe traction to the muscle or fat pad. The best treatment of a profound bradycardia caused by the OCR is to release tension to the muscle or fat pad in order to permit the heart rate to return to normal. Intraoperative monitoring is of utmost importance.