Pneumologie 2008; 62(4): 244
DOI: 10.1055/s-2008-1038135
Leserbrief
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Sprache(n) der Pneumologie

P.  Kardos1 , A.  Gillissen2
  • 1Gemeinschaftspraxis und Zentrum für Allergologie, Pneumologie, Schlafmedizin, Klinik Maingau, Frankfurt a.M.
  • 2Robert Koch-Klinik, Thoraxzentrum des Klinikums St. Georg, Leipzig
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Publication Date:
08 April 2008 (online)

Die wissenschaftlichen Beiträge deutscher Autoren sind in der internationalen pneumologischen Forschung unterrepräsentiert. Im Vergleich zu anderen industrialisierten Nationen gilt dies sowohl für die Anzahl als auch den Impact Faktor oder den Anteil der Publikationen an der gesamten nationalen biomedizinischen Forschung [1] [2]. Die Ursache hierfür ist vielfältig, lässt sich aber zu einem kleinen Teil durch die Sprachbarriere erklären.

Deutsche Autoren sind verständlicherweise bestrebt, ihre Arbeiten in englischsprachigen Zeitschriften zu publizieren - fast unabhängig vom Impact Faktor der Zeitschrift - um internationales Echo zu finden. Viele Zitate, Reviews oder gar Metaanalysen beschränken sich unbekümmert um Vollständigkeit auf englischsprachige Artikel [3]. Die Publikation von Ergebnissen von Auftragsforschung, selbst kleinerer deutscher klinischer Studien erfolgt vorzugsweise in englischsprachigen Zeitschriften [4].

Deutsche Autoren würden sicherlich gerne ihre international publizierten Ergebnisse auch breiteren deutschen Fachkreisen bekanntgeben [5]. Daraus entsteht neben dem Copyright Problem zwangsläufig das Dilemma der Zweifachpublikation. Hierzu möchten wir zwei eigene Beispiele nennen, die sehr gut auch in eine deutsche und englische Pneumologie-Ausgabe gepasst hätten, aber aus den genannten Gründen anderweitig platziert wurden [6] [7]. Die Alternative, eine schon publizierte englische Arbeit mit Genehmigung des Verlages auch in deutscher Sprache z. B. in der Zeitschrift „Pneumologie” zu publizieren, ist nur ein schwacher Kompromiss, da die Übersetzung nicht zitierfähig ist.

Anlass unseres Leserbriefes war aktuell die Bekanntgabe, dass selbst „Das Deutsche Ärzteblatt” zu Beginn dieses Jahres international wurde [8]. Das Organ der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, - wohl vorwiegend das offizielle Mitteilungsorgan der genannten administrativen Institutionen mit wissenschaftlichen Beiträgen - ist ab Januar 2008 mit einer englischsprachigen „open access” online-Ausgabe ergänzt worden (www.aerzteblatt-international.de). Könnte dies nicht als wegweisendes Beispiel für die Zeitschrift „Pneumologie” dienen?

Um Missverständnisse in vornhinein zu vermeiden: Es geht hier keinesfalls um die (weitere) Marginalisierung der deutschsprachigen medizinischen Literatur, wie etwa nach der Umstellung der traditionsreichen „Wiener Klinische Wochenschrift”, die jetzt vorwiegend in englischer Sprache erscheint. Ganz im Gegenteil, eine zusätzliche englische online Version deutschsprachiger Publikationen in der Pneumologie würde das Original aufwerten, deutschsprachige Autoren eher veranlassen ihre Arbeiten - anstelle einer zweit- oder drittrangigen englischsprachigen Zeitschrift - in der Pneumologie zu publizieren. Zudem besteht die berechtigte Hoffnung, dass die zu erwartende Internationalität zu einer höheren Zitierfrequenz der Pneumologie führen würde.

Die Kosten für die online-Publikation der wissenschaftlichen Beiträge in englischer Sprache wären kalkulierbar. Autoren hätten die Möglichkeit den zur Publikation akzeptierten Artikel parallel zum deutschen Ausdruck online auf Englisch zu publizieren. Eine „open access”-Option gerade zur Einführung einer solchen Innovation wäre dabei vielleicht eine kleine Belohnung für die Mehrarbeit, die auf die Autoren zukommen würde.

Wir möchten mit dieser Anregung bei dem Vorstand und den Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin auf die von anderen deutschsprachigen Fachzeitschriften schon umgesetzte Möglichkeit einer englischen Online-Ausgabe selektionierter Artikel hinweisen, die in einer globalisierten Welt der deutschen Pneumologie die immer wieder angemahnte Internationalität näher bringen würde. Eine hoffentlich rege Diskussion dieses Vorschlages in der Zeitschrift würde uns freuen.

Literatur

  • 1 Rippon I, Lewison G, Partridge M R. Research outputs in respiratory medicine.  Thorax. 2005;  60 63-67
  • 2 Michalopoulos A, Falagas M E. A Bibliometric Analysis of Global Research Production in Respiratory Medicine.  Chest. 2005;  128 3993-3998
  • 3 Sin D D, McAlister F A, Man S FP. et al . Contemporary Management of Chronic Obstructive Pulmonary Disease: Scientific Review.  JAMA. 2003;  290 2301-2312
  • 4 Kemmerich B, Eberhardt R, Stammer H. Efficacy and tolerability of a fluid extract combination of thyme herb and ivy leaves and matched placebo in adults suffering from acute bronchitis with productive cough. A prospective, double-blind, placebo-controlled clinical trial.  Arzneimittelforschung. 2006;  56 652-660
  • 5 Kardos P. Add on inhalative Kortikosteroidtherapie bei schwerer chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung.  Atemw.-Lungenkrkh. 2007;  33 365-371
  • 6 Schulz M, Hammerlein A, Hinkel U. et al . Safety and usage pattern of an over-the-counter ambroxol cough syrup: a community pharmacy-based cohort study.  Int J Clin Pharmacol Ther. 2006;  44 409-421
  • 7 Gillissen A. American Thoracic Society Annual International Congress.  Expert Opin Pharmacother. 2007;  8 2885-2891
  • 8 Baethge C. Deutsches Ärzteblatt International.  Dtsch Arztebl. 2008;  105 1 - 2, A1. 7-1-2008

Dr. med. Peter Kardos

Gemeinschaftspraxis und Zentrum für Allergologie, Pneumologie, Schlafmedizin, Klinik Maingau,

Scheffelstrasse 2

60318 Frankfurt am Main

Email: kardos@lungenpraxis-maingau.de

Prof. Dr. med. Adrian Gillissen

Robert Koch-Klinik, Thoraxzentrum des Klinikums St. Georg

Nikolai-Rumjanzew-Str. 100

04207 Leipzig

Email: adrian.gillissen@sanktgeorg.de

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