Klin Monbl Augenheilkd 1997; 210(2): 105-110
DOI: 10.1055/s-2008-1035025
Instrumente und Geräte

© 1997 F. Enke Verlag Stuttgart

Anwendungen einer neuen optoelektronischen Sehhilfe für hochgradig Sehbehinderte (LVES)

LVES – a New Opto-Electronic Low Vision Aid – First ResultsKlaus Rohrschneider, Ingo Bruder, Reinhild Aust, Anita Blankenagel
  • Augenklinik der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Direktor: Prof. Dr. H. E. Völcker)
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Publication History

Manuskript eingereicht am 18.07.1996

in der vorliegenden Form angenommen am 27.11.1996

Publication Date:
08 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Seit kurzem ist das an der Johns-Hopkins-Universität entwickelte Low Vision Enhancement System (LVES) im Handel erhältlich. Neu ist die Kombination aus Optik und elektronischer Bildverarbeitung. Eine bis zu lOfache Vergrößerung mit Kontrast- und Helligkeitsregelung ist bei großem Blickfeld (60 × 40 Grad) möglich. Wir berichten über Anwendungsbeispiele und Indikationen zur Verordnung.

Patienten und Methode An 60 konsekutiven Patienten mit verschiedenen Erkrankungen wie Makuladystrophie, Makuladegeneration, Lebersche Optikusatrophie, TRD oder diabetischer Retinopathie wurde die zentrale Sehschärfe bei bester Brillenkorrektur, mit Fernrohr und bei Benutzung von LVES verglichen. Daneben wurde die Kontrastsehschärfe mit der Pelli-Robson-Tafel bestimmt und der subjektive Eindruck der Patienten beurteilt.

Ergebnisse Die Verbesserung der zentralen Sehschärfe mit LVES gegenüber der Brillenkorrektur beträgt durchschnittlich 8 Visusstufen und ist um bis zu 3 Stufen besser als der Fernrohrvisus. Wesentlicher sind die im Vergleich zu den optischen Sehhilfen verbesserte Kontrastwahrnehmung (0 bis 16 Stufen) und die erheblich reduzierte Blendungsempfindlichkeit. Trotz der subjektiv wahrgenommenen Verbesserung des Sehens auf der Kontrast- und Visustafel gab die Mehrheit der Patienten an, für den Einsatz von LVES keine Verwendungsmöglichkeit zu haben. Allerdings kann bei speziellen Anwendungen wie Büroarbeit, Erkennung von Gesichtern oder für die Beobachtung der Tafel eine deutliche Verbesserung gegenüber bisherigen vergrößernden Sehhilfen erreicht werden.

Schlußfolgerung Das Low Vision Enhancement System kann für einen begrenzten Kreis von Patienten als zusätzliches Hilfsmittel neue Möglichkeiten eröffnen. Besonders Patienten mit einer Netzhautdystrophie oder Leberscher Optikusatrophie können davon profitieren. Dabei werden die Verbesserung der Kontrastwahrnehmung und die deutlich reduzierte Blendung bei gleichzeitig variablem Arbeitsabstand in der Nähe als besonders vorteilhaft empfunden. Die stufenlose Vergrößerung erlaubt eine bessere Anpassung an spezielle Anforderungen. Vor der Verordnung ist eine ausführliche und zeitintensive Erprobung unbedingt erforderlich.

Summary

A new low vision aid (LVA) – the Low Vision Enhancement System or LVES, which were as developed at the Johns Hopkins University in Baltimore, is now commercially available. This instrument allows a magnification up to 10 times with control of contrast and luminance while the field of view is very large: 60 × 40 degree. We present first results concerning LVES in comparison to conventional LVAs.

Patients and Methods 60 consecutive patients suffering from macular dystrophy, macular degeneration, optic atrophy, tapetoretinal degeneration, or diabetic retinopathy were included in this study. We compared visual acuity with glasses, with telescope and using LVES. Furthermore we compared contrast acuity by the use of the Pelli-Robson-charts as well as the subjective impression of the patients.

Results Improvement of visual acuity with LVES compared to correction with glasses was 8 log steps on average and up to 3 steps as compared to the use of telescopes. More important is the improvement of contrast sensitivity (0–16 steps) and the reduced glare. Despite the subjective improvement of visual acuity and contrast sensitivity the majority of patients could not imagine to use LVES regularly. A significant improvement as compared to conventional low vision aids is possible for special applications such as office work, recognition of faces or images or for looking at a blackboard.

Conclusion In addition to traditional LVAs, the Low Vision Enhancement System opens up possibilities for a very small group of patients. Especially patients suffering from macular dystrophy or Lebers optic atrophy may benefit from this new system. The most important advantage of LVES is the improvement of contrast sensitivity and the significantly decreased glare sensitivity. Additionally the near working distance is changeable. The variable magnification allows an easier fitting to various tasks. Prior to the prescription of LVES a detailed and time consuming testing is necessary.

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