Notfall & Hausarztmedizin 2007; 33(11): 547
DOI: 10.1055/s-2007-998857
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Kausale oder symptomatische Therapie? - Indikationsstellung bei viralen und bakteriellen Atemwegsinfektionen

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Publication Date:
05 December 2007 (online)

 
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Die Ursachen von Atemwegsinfektionen sind vielfältig. "Für die Therapie ist vor allem wichtig, ob es sich um eine von Viren hervorgerufene Erkältung oder um eine bakteriell bedingte Atemwegsinfektion handelt", erklärte Dr. Beatrice Grabein, Mikrobiologin an der Universität München. Denn Antibiotika wirken lediglich gegen bakterielle Infektionen und sind daher bei akuten viralen Bronchitiden nicht indiziert. Mit rund 70% sind zwar zunächst Viren die häufigsten Auslöser von Atemwegsinfektionen. Im weitern Verlauf kann es jedoch sekundär auf den bereits vorgeschädigten Epithelzellen und Schleimhäuten zu einer bakteriellen Superinfektion kommen.

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Farbe des Sputums ist hinweisgebend

"Da mikrobiologische Laborergebnisse erst nach 48 bis 72 Stunden vorliegen, ist eine abgrenzende Diagnostik von Viren und Bakterien in der Praxis meist nicht möglich", sagte Grabein. Auch die Symptomatik viraler und bakterieller Infekte ist ähnlich: behinderte Nasenatmung, Schnupfen, Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen, Husten, Abgeschlagenheit und Fieber. Hilfreich für eine Therapieentscheidung ist allerdings die Farbe des Sputums: Klares, weißes Nasensekret und Auswurf deuten auf eine virale Infektion, eine gelblich-grüne Verfärbung sowie später einsetzendes Fieber und eine zunehmende Verschlechterung des Allgemeinzustands machen eine bakterielle Infektion wahrscheinlich. "Da das CRP im Serum bei bakterieller Infektion schneller ansteigt als bei einer viralen, eignet sich auch ein solcher Schnelltest für eine grobe Einschätzung", betonte Grabein.

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Symptomatische Therapie von Schnupfen und Schmerzen

Um das Immunsystem bei der Bekämpfung von Erkältungsviren zu unterstützen, ist eine symptomatische Therapie sinnvoll, denn "Schnupfen und Schmerzen beeinträchtigen und belasten den Patienten zusätzlich", empfiehlt Dr. Sabine Grunthal, Apothekerin aus Bad Honnef. Als sinnvolle Kombination zur Behandlung der Initialsymptome empfiehlt sie ein a-Sympathomimetikum und ein Analgetikum, wie beispielsweise Aspirin® Complex, bei dem die schmerzlindernde Wirkung der Acetylsalicylsäure mit der Nasenhaut abschwellenden Wirkung von Pseudoephedrin kombiniert ist. Flankierend dazu rät sie zu Hausmitteln wie Kamillendampfbad, heißer Milch mit Honig, heißer Zitrone oder feuchtwarmen Halswickeln.

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Entscheidung bei bakteriellen Atemwegsinfekten

Wie Dr. Manfred Möller, Lungenfacharzt aus Hanau, betonte, müssen akute bakterielle Infektionen, die in Folge einer viralen Erkältung auftreten, bei sonst gesunden Menschen nicht zwingend antibiotisch behandelt werden. "Anders verhält es sich jedoch bei Patienten, die ein hohes Risiko für chronische Atemwegsinfektionen aufweisen", verdeutlichte er. Dies seien vor allem Raucher sowie ältere und immungeschwächte Menschen. Eine für Deutschland repräsentative Studie [1] zeigte, dass bereits jeder fünfte Raucher, oft ohne es zu wissen, an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) erkrankt ist. Bei diesen Patienten entwickeln sich Erkältungen, die bei Bronchialgesunden in der Regel ausheilen, häufig zu bakteriellen Infektionen, die deutlich schwerer und länger verlaufen. Möller rät daher, vor allem bei Risikopatienten bereits bei Verdacht auf eine bakterielle Infektion initial antibiotisch zu behandeln. Geeignet für die Therapie der akuten Exazerbation einer chronischen Bronchitis (AECB), einer akuten bakteriellen Sinusitis und der ambulant erworbenen Pneumonie ist ein bakterizides und rasch wirksames Breitband-Antibiotikum wie Moxifloxacin (Avalox®). Schon bei einer kurzen Anwendung von fünf bis zehn Tagen hat es sich als klinisch hoch- und vor allem rasch wirksam erwiesen. Die MOSAIC-Studie [2] hat ferner gezeigt, dass Moxifloxacin die langfristige Prognose bei chronischen Bronchitiden verbessern könnte, indem es - verglichen mit anderen Antibiotika - die Zeit bis zur nächsten akuten Exazerbation signifikant verlängert.

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Verantwortungsvolle Verordnung von Antibiotika

Zu den Aufgaben des behandelnden Arztes gehört es also, eine Therapie auszuwählen, die dem Risikoprofil des Patienten entspricht. Er sollte bei Patienten, deren Symptome auf einen viralen Infekt schließen lassen, auf ein Antibiotikum verzichten. Bei bakteriellen Infektionen gilt es, ein dem Schweregrad entsprechendes Antibiotikum auszuwählen. Weitere Kriterien sollten Art und Ort der Infektion sowie mögliche Resistenzprobleme sein. Das Antibiotikum soll hoch dosiert und so kurz wie möglich, aber so lange wie nötig eingesetzt werden, nach dem Motto "hit hard, but short", schloss Möller.

ts

Quelle: Pressekonferenz "AhA! Infekt oder Erkältung? - Kompetenz von Bayer", Oktober 2007 in Hamburg. Veranstalter: Bayer Vital

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Infekt oder Erkältung?

AhA-Kampagne hilft bei Indikationsstellung

Im Spannungsfeld zwischen der Erwartungshaltung von Patienten nach verschreibungspflichtigen, weil vermeintlich wirksameren Medikamenten, und einer nicht immer eindeutigen Ätiologie andererseits, werden antimikrobielle Substanzen häufiger verordnet als sie indiziert sind. Die Folgen sind unnötige Nebenwirkungen, hohe Kosten und steigende Resistenzentwicklung. Dieser Situation will Bayer Vital mit der Kampagne "AhA" - Infekt oder Erkältung? Avalox® und Aspirin® Complex - Kompetenz von Bayer" entgegen wirken. Im Rahmen der Aktion stehen von November bis Dezember 2007 auf Anfrage für rund 20 000 Ärzte sogenannte AhA-Ergebnisboxen zur Verfügung. Das Aktionspaket enthält zehn Schnelltests, die innerhalb von wenigen Minuten den Wert des C-reaktiven Proteins (CRP) im Blut feststellen und damit Rückschlüsse auf eine bakterielle Infektion zulassen. Gibt es Hinweise auf einen bakteriellen Infekt, bietet die Ergebnisbox Hilfestellung bei der Wahl eines geeigneten Antibiotikums. Weiter enthält das Aktionspaket 2 x 10 Granulatbeutel Aspirin® Complex für die symptomatische Therapie viraler Erkältungsinfekte, einen grünen Rezeptblock sowie Patientenbroschüren zur Auslage im Wartezimmer. "Die AhA-Aktion kann dazu beitragen, den Anteil unnötig antibiotisch behandelter Patienten zu reduzieren", beurteilt der Hanauer Pneumologe Dr. Manfred Möller die Initiative von Bayer Vital.

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Literatur

  • 01 Geldmacher H . et al . Pneumologie. 2007;  61
  • 02 Wilson R . et al . Chest. 2004;  125 (3) 811-813
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Literatur

  • 01 Geldmacher H . et al . Pneumologie. 2007;  61
  • 02 Wilson R . et al . Chest. 2004;  125 (3) 811-813