Notfall & Hausarztmedizin 2007; 33(11): 544
DOI: 10.1055/s-2007-998851
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Telmisartan in der Schlaganfallprophylaxe - Blutdrucksenkung und pleiotrope Effekte sollen Apoplex-Risiko senken

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05 December 2007 (online)

 
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Unter den zahlreichen Risikofaktoren für einen Schlaganfall spielt der Bluthochdruck eine herausragende Rolle. Belegt ist nicht nur der eindeutige Zusammenhang von Blutdruckhöhe und Apoplexrisiko. Auch das Umgekehrte ist mehrfach gezeigt worden: die Hypertoniekontrolle gehört zu den effektivsten Maßnahmen in der Schlaganfallprophylaxe. Wie Prof. Dr. Björn Dahlöf, Göteborg (Schweden), auf dem Europäischen Kardiologenkongress in Wien erklärte, kommt es dabei nicht nur auf das Ausmaß der Blutdrucksenkung an. Auch die Auswahl des Antihypertensivums ist von entscheidender Bedeutung.

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Effektive und selektive Blockade des Renin-Angiotensin-Systems

Der Internist wies darauf hin, dass jede Senkung des systolischen Blutdrucks um zwei mmHg das kardiovaskuläre Risiko um 7% mindert, das zerebrovaskuläre Risiko aber noch stärker, nämlich um 10%. Einen besonderen Benefit können Hypertoniker von Angiotensin-II-Rezeptorblockern (ARBs) erwarten. Dahlöf listete in diesem Zusammenhang vier große Studien mit Sartanen auf, in denen durchgängig eine Reduktion des Schlaganfall-Risikos um mindestens 25% erreicht werden konnte. Dieser vorteilhafte Effekt wurde insbesondere gegenüber Betablockern aber auch gegenüber Kalziumantagonisten erzielt, und zwar bei gleicher Blutdrucksenkung. Die Überlegenheit führte er auf die effektive und selektive Blockade des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) zurück. Eine Minderung der Apoplex-Inzidenz über die Wirkung der Blutdrucksenkung hinaus ließ sich nämlich auch nicht für ACE-Hemmer nachweisen. ARBs führen laut Dahlöf schließlich zu einer stärkeren Minderung der schädlichen Angiotensin-II-Wirkungen über die gezielte Inhibierung des Angiotensin-I-Rezeptors. Zudem stimulieren sie den Angiotensin-II-Rezeptor, dem protektive Effekte zugeschrieben werden. Für ACE-Hemmer gilt dies nicht.

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PROFESS-Studie testet Telmisartan bei Schlaganfall

Außerdem warten ARBs nach den Ausführungen des Experten mit einer Reihe von pleiotropen Effekten auf. Dazu gehören eine günstige Beeinflussung der kardialen Hypertrophie, weniger Vorhofflimmern und eine Besserung der endothelialen Dysfunktion. Ferner gehen inflammatorische Parameter zurück und der Insulinresistenz wird entgegengewirkt. Für Telmisartan im Speziellen wurde darüber hinaus eine klinisch relevante Aktivierung von PPAR-gamma dokumentiert. Was diese Substanz vor allem für die Schlaganfall-Prophylaxe interessant macht, ist laut Dahlöf seine Lipophilie und damit seine bessere Fähigkeit, die Blut-Hirn-Schranke zu penetrieren. Da Schlaganfälle bevorzugt in den frühen Morgenstunden auftreten, ist auch eine 24-Stunden-Wirkung des Antihypertensivums von Bedeutung. Auch dies ist für Telmisartan der Fall. Es schützt nachweislich vor den morgendlichen Blutdruckanstiegen.

Inwieweit diese positiven Eigenschaften des Sartans auch klinisch zum Tragen kommen, soll jetzt die PROFESS-Studie (Prevention Regimen For Effectively avoiding Second Strokes) zeigen. Diese Studie setzt bei Patienten mit einem erlittenen ischämischen Insult an und testet Telmisartan versus Placebo in erster Linie auf seine Potenz, einen erneuten Schlaganfall zu verhindern. Eingeschlossen in diese Studie sind über 20 000 Patienten aus 35 Ländern weltweit. Erste Ergebnisse werden im Mai 2008 erwartet.

Martin Wiehl, Königstein-Falkenstein

Quelle: Satelliten-Symposium "New approaches for the management of hypertension and cardiovascular complications", im Rahmen des ESC-Kongress, September 2007 in Wien. Veranstalter: Boehringer Ingelheim und Bayer HealthCare