Pädiatrie up2date 2008; 3(1): 13-44
DOI: 10.1055/s-2007-995435
Gastroenterologie

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Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Rüdiger  Kardorff, Michael  Radke
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Publication Date:
04 February 2008 (online)

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Einleitung

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) werden häufig als typisches Problem des Erwachsenenalters angesehen. Tatsächlich manifestieren sich jedoch mindestens 15 - 25 % aller Fälle von Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU) innerhalb der ersten 18 Lebensjahre, also während der Zuständigkeit von Kinder- und Jugendärzten. Die für die Industrienationen epidemiologisch eindeutig gesicherte Zunahme der CED-Inzidenz (vor allem des Morbus Crohn) lässt die Bedeutung dieser Erkrankungen für die Kinder- und Jugendmedizin weiter ansteigen. In den letzten Jahren kam es einerseits zu einer dramatischen Erkenntniszunahme hinsichtlich der Pathophysiologie und Pathogenese, zum anderen zu einer erheblichen Ausweitung der therapeutischen Optionen mit dem Ziel einer zunehmenden Individualisierung der Therapiestrategien. Für den Kinderarzt in Klinik und Praxis ist es daher wichtiger, aber auch schwieriger geworden, diesen Bereich ausreichend zu überblicken.

Bis in die jüngere Vergangenheit lag der fachliche Fokus vor allem darin, diagnostische und therapeutische Daten aus der Erwachsenengastroenterologie an die Besonderheiten betroffener Kinder und Jugendliche zu adaptieren. In den letzten Jahren dagegen wurden vermehrt prospektive Diagnostik- sowie kontrollierte Therapiestudien auch in rein pädiatrischen Kollektiven publiziert. Die Ergebnisse fanden Eingang in mehrere aktuelle Leitlinienpublikationen europäischer und amerikanischer Fachgesellschaften mit fundierten, zumindest teilweise klar evidenzbasierten Regeln zum diagnostischen und therapeutischen Vorgehen bei betroffenen Kindern und Jugendlichen. Der vorliegende Übersichtsartikel soll auf dieser Grundlage schwerpunktmäßig über das angemessene (differenzial-)diagnostische Vorgehen informieren - insbesondere über die Möglichkeiten und Grenzen der Vorfelddiagnostik durch den nicht spezialisierten Kinderarzt - sowie etablierte und neuere therapeutische Optionen darstellen.