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DOI: 10.1055/s-2007-993131
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Die Werte, die Wahrheit und das Glück
Values, truth and fortunePublication History
Publication Date:
12 December 2007 (online)
Die Frage nach der Existenz Gottes
Die Frage, ob Gott existiert oder nicht, ist entweder eine Frage für alle oder für keinen. Jürgen Habermas, der sich selbst als „religiös unmusikalisch” bezeichnet, hat in seiner berühmten Paulskirchenrede 2003 dafür plädiert, den jüdisch-christlichen Begriff der „Gottebenbildlichkeit” wieder in den öffentlichen Diskurs einzubeziehen - als Fundament für den Begriff der Menschenwürde, der für unsere Gesellschaften zentral ist. Wenn wir aber öffentlich von Gottebenbildlichkeit reden sollen, dann müssen wir auch wieder öffentlich von Gott reden. Doch wir sollten es in einer Sprache tun, die auch alle verstehen. Die Frage nach der Existenz Gottes ist keine Expertenfrage. Denn ein Leben sieht anders aus, wenn man an die Existenz Gottes glaubt oder wenn man nicht daran glaubt. Die Gottesfrage steht letztlich hinter allen relevanten öffentlichen Debatten der vergangenen Jahre, hinter der Wertedebatte, dem Streit um die Evolutionstheorie und hinter den bioethischen Diskussionen.
Gewiss, wir wollen unseren Kindern Werte vermitteln. Die Menschen sind da aber häufig ambivalent. Zum einen sollen die eigenen Kinder sich durchsetzen, zum anderen sollen sie nicht zurückschlagen; zum einen sollen sie auch an sich denken, zum anderen sollen sie sozial sein; zum einen will man sie religiös-neutral erziehen, zum anderen überlegt man, dass man ihnen doch auch Werte und religiöse Inhalte vermitteln muss. Erziehung ist heute sehr schwierig geworden und manchmal gewinnt man den Eindruck, Eltern fühlten sich nur noch dafür verantwortlich, sozusagen die „Hardware” herzustellen: Man gibt dem Zögling genug zu essen, sorgt dafür, dass der Knochenbau gesund ist, und erst mit 18 wird dann die Software aufgespielt, dann vermittelt man Werte, Religion und das alles. Aber dann ist es häufig, wie wir wissen, viel zu spät. Denn ohne Vorbilder funktioniert das nicht. Doch Eltern scheinen von einer solchen Vorbildfunktion oft überfordert, denn auch sie sind Opfer des Trends: Eltern müssen sich durchsetzen im Beruf, achten akribisch auf die Unversehrtheit ihres Privateigentums - das ist mein Garten! - und in religiöser Hinsicht suchen sie ihren Gott irgendwie im Wald, möglichst unverbindlich eben.
Aber auch Ersatzvorbilder sind ein Reinfall. Dieter Bohlen zum Beispiel ist ein berühmter Mann geworden, weil er aus seinen beschleunigten Beziehungswechseln ein tolles Geschäft gemacht hat. Aber ist wirtschaftlicher Erfolg schon Erfolg?
Dr. med. Dipl. theol. Manfred Lütz
Alexianer-Krankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie
Kölner Straße 64
51149 Köln-Porz