Zeitschrift für Palliativmedizin 2007; 8(4): 162-167
DOI: 10.1055/s-2007-986300
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Historische Entwicklung und heutiger Stand der Palliativversorgung in der Region Aachen

Teilergebnisse eines Projektes im Rahmen der Studie „Palliativ-InformationenAachen” (PIA)Development and Current Status of Palliative Care in the Region of AachenResults of a Project Called PIA (Palliative Care Information Aachen)D.  Schartmann-Unrath1 , F.  Elsner1 , V.  Jaust1 , R.  Joppich1 , S.  Jünger1 , L.  Radbruch1
  • 1Klinik für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Aachen, RWTH Aachen Universität
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Publication Date:
10 December 2007 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund In der Region Aachen hat sich eine grenzüberschreitende Landschaft von Hospizen und palliativen Einrichtungen gebildet. Zur Erfassung des Versorgungsstands wurde das PIA-Inventar (Palliativ-Informationen Aachen) erstellt, in das Einrichtungen aufgenommen wurden, die in die Betreuung von Palliativpatienten eingebunden sind. Es werden Ergebnisse von Interviews mit wichtigen Entscheidungsträgern, sogenannten Schlüsselpersonen, dargestellt. Dabei wird sowohl das bisher Erreichte als auch ein zukünftiger Bedarf offengelegt. Methodik Ergänzend zu Telefoninterviews mit Pflegediensten, Arztpraxen und anderen Behandelnden wurden im Januar 2006 Schlüsselpersonen der Hospiz- und Palliativarbeit von Mitarbeitern der Klinik für Palliativmedizin anhand semistrukturierter Interviews befragt. Die Daten wurden inhaltsanalytisch ausgewertet. Ergebnisse Die Auswertung der Interviews mit den Schlüsselpersonen zeigt unterschiedliche Ansätze bei der Gründung der jeweiligen Institutionen. Zielgruppen dieser Institutionen bzw. Einrichtungen sind nicht nur Palliativpatienten selbst, sondern auch Betreuende und die Öffentlichkeit. Insgesamt lässt sich eine enge Vernetzung aller Einrichtungen hervorheben. Lücken werden in der Finanzierung, den fehlenden Bedarfszahlen, in der Aufklärung der Öffentlichkeit, den Qualitätsstandards und in der Zusammenarbeit mit Kliniken gesehen. Die unterschiedlichen sozialen Sicherungssysteme Belgiens, der Niederlande und Deutschlands behindern bisher eine engere Zusammenarbeit. Verbesserungsvorschläge reichen von mehr Öffentlichkeitsarbeit über intensivere Kooperation bis zu bedarfsbezogeneren Lösungen für Palliativpatienten. Schlussfolgerungen In der Region Aachen hat sich in den letzten 30 Jahren eine tragfähige, ausbaufähige Palliativlandschaft gestaltet. Eine weitere, auch grenzübergreifende Vernetzung könnte die Versorgung der Palliativpatienten verbessern und langfristig die Akzeptanz der Einrichtungen in der Bevölkerung erhöhen. Die Finanzierung einiger Einrichtungen ist unsicher. Bedarfszahlen gibt es bisher nicht.

Abstract

Background An increase of palliative care units and hospices can be observed in the region of Aachen. PIA has been established to describe the current status of in- and outpatient options of palliative care (PC) in Aachen. Methods Data on in- and outpatient palliative care options were collected through questionnaires and telephone calls. Furthermore key-persons of different areas in the field were interviewed about the quality of PC. Evaluation of these interviews was performed by content analysis. Results The analysis of the interviews reveals different concepts in the foundation of the particular institutions. Target groups of these institutions are patients, caregivers and the public. Some close networks seem to exist already despite different concepts. The main topics of the interviews were gaps in financing, shortcomings in public education, missing quality standards and difficulties at the interface of in- and outpatient palliative care. Improvements seem necessary regarding „eu-regional” networking between Belgian, Dutch and German facilities. Different social insurance systems seem to be the main obstacle. Ideas for improvement range from an increase of public relations to the wish for better cooperation between the different institutions. Conclusion The provision of palliative care has continuously increased in the region of Aachen over the last 30 years. By supporting the „eu-regional” networking between Belgian, Dutch and German institutions palliative care options and acceptance may be improved furthermore. However, funding of some institutions is uncertain and concrete figures for need of palliative care are missing.

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Dipl.-Psych. Daniela Schartmann-Unrath

Klinik für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Aachen, RWTH Aachen Universität

Pauwelsstraße 30

52074 Aachen

Phone: 0241/8085715

Email: dschartmann-unrath@ukaachen.de

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