Notfall & Hausarztmedizin 2007; 33(5): 280
DOI: 10.1055/s-2007-985020
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Untersuchung zu medikamentenfreisetzenden Stents gestartet - PROTECT-Studie: "Sicherheit liegt uns am Herzen"

Further Information

Publication History

Publication Date:
04 July 2007 (online)

 
Table of Contents

Medikamentenfreisetzende Stents werden in Europa seit dem Jahr 2002 eingesetzt. Bereits die erste Studie, die medikamentenfreisetzende Stents (Drug Eluting Stents, DES) gegen unbeschichtete Metallstents (Bare Metal Stents) testete, ergab bei den Drug Eluting Stents eine Restenose-Rate - also den Wiederverschluss einer Arterie nach einer Stent-Implantation - von 0 % im Vergleich zu Bare Metal Stents mit 26 % [1]. "Das war damals eine Sensation", berichtet Prof. Christoph Bode aus Freiburg während einer Pressekonferenz im Rahmen der 73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim. Heute liege die Re-Stenoserate bei zirka 5-10 %, "das bedeutet einen klinischen Vorteil für die Patienten, verbunden mit weniger Re-Interventionen" erklärt er.

#

Drug Eluting Stents vs. Bare Metal Stents

Von den Drug Eluting Stents profitieren insbesondere Patienten mit langen Läsionen, kleinen Gefäßen und Diabetes mellitus. "Drug Eluting Stents haben aber auch ihre Mucken" fuhr Bode fort. Sie tragen Substanzen auf ihrem Stahlgerüst die verhindern, dass die Zellen wieder in das Gefäß einwachsen können. Das bedeutet einen verzögerten Heilungsverlauf und "es wird vermutet", so Bode, "dass es zu einer deutlichen Zunahme von späten Thrombosen kommt." Insbesondere dann, wenn Patienten die antithrombotische Therapie absetzen. Ob dies zu einer Zunahme von Todesfällen und Herzinfarkten führt, untersuchten zwei Studien, die zu widersprüchlichen Ergebnissen kamen. So untersuchte das Bern-Rotterdam Register 8 000 Patienten, die mit Drug Eluting Stents versorgt wurden. Während der ganzen Zeit passierten immer wieder Stent-Thrombosen, eine kumulative Inzidenz von 2,9 % über drei Jahre [2]. Auf der anderen Seite untersuchte eine Metaanalyse 5 000 Patienten aus 14 randomisierten Studien auf Tod und Myokardinfarkt. Nach fünf Jahren ergaben sich keine Unterschiede zwischen den Sirolimus-Eluting Stents und Bare Metal Stents [3].

#

Sind alle Drug Eluting Stents gleich?

"Drug Eluting Stents sind Hightech-Produkte", erklärt Bode. Prinzipiell bestehen diese aus drei Komponenten: dem Stahlskelett, also dem eigentlichen Stent, dem Medikament und dem Polymer, in welches das Medikament eingelassen ist, damit das Medikament über einen längeren Zeitraum abgegeben werden kann. Derzeit sind in Deutschland drei Drug Eluting Stents zugelassen: der Endeavor-Stent, der Taxus-Stent und der Cypher-Stent. Vergleicht man die klinischen Ereignisse der zugehörigen ENDEAVOR-II-Studie, der TAXUS-IV-Studie und der SIRIUS-Studie, so zeigte sich nach 24 Monaten, dass die Target lesion revascularisation (TLR) bei allen drei Stents relativ gleich waren. Bezüglich der Major adverse cardiac events (MACE) allerdings schnitt der TAXUS-Stent etwas schlechter ab [4]. "Die Stents sind also nicht identisch", schlussfolgert Bode. Eine weitere Untersuchung verglich den Endeavor-Stent mit dem Driver-Stent, einem Bare Metal Stent, bezüglich der Thromboserate. Nach drei Jahren zeigte sich eine gleichartige Thromboserate bei beiden Stents, die zudem mit 1-1,3% extrem gering war. "Hier scheinen die Komponenten treffend aufeinander abgestimmt zu sein und gut zusammenzuwirken", schlussfolgerte Bode.

Dass die Thromboseraten aber auch bei den beiden anderen Stents gering sind, zeigte er ebenfalls anhand der Ergebnisse der ENDEAVOR-II-Studie. Hier stiegen die Thromboseraten bei der Taxus-SR-Studie und bei der Cypher-Studie über vier Jahre auf 1,1 % an, beim Endeavor-Stent lag sie bei zirka 0,3 % (Abb. [1]) [4]. "Wobei es sich nicht um eine randomisierte Studie handelt sondern um einen Pool von Studien, die zusammen auf einem Bild aufgetragen wurden, gab Bode zu bedenken. Streng genommen sei dies kein wissenschaftliches Ergebnis, sondern die Generierung einer Hypothese. "Unter dieser Hypothese, dass der Endeavor-Stent sicherer ist als die anderen Stents, soll die PROTECT-Studie stattfinden", betont Bode.

Zoom Image

Abb. 1 Stent-Thromboseraten mit Drug Eluting Stents (DES)

#

PROTECT-Studie fokussiert Sicherheit

Bei der PROTECT-Studie (Patient Related Outcome with Endeavor versus Cypher stenting Trial) handelt es sich um die bisher größte randomisierte Stent-Studie zum direkten Vergleich der Hauptsicherheitsdaten von zwei zugelassenen Drug Eluting Stents. Die zweiarmige, offene Studie soll das mit Zotarolimus beschichtete Stentsystem Endeavor (Medtronic) und den mit Sirolimus beschichteten Cypher-Stent (Johnson & Johnson) vergleichen. An der Studie nehmen 8 800 "Real-World-Patienten" in 200 klinischen Zentren in Europa teil teil, das heißt eine Patientenzusammensetzung wie in der alltäglichen ärztlichen Praxis. Primärer Endpunkt der Studie ist die Gesamtzahl der Stentthrombosen nach drei Jahren, gemäß neuer ARC-Definitionen als "definite" oder "probable". Als sekundäre Endpunkte sind sowohl die Anzahl der Todesfälle und Myokardinfarkte ohne tödlichen Ausgang als auch die üblichen die klinische Wirksamkeit betreffenden Endpunkte definiert. "Die Studie stellt ganz bewusst die Sicherheit der Stents in den Vordergrund", betont Bode. Daher sind Nachbeobachtungen nach 30 Tagen, nach 6, 12 und 18 Monaten sowie nach zwei, zweieinhalb, drei, vier und fünf Jahren geplant. "Wenn unsere Hypothese richtig sein sollte, wäre das ein schöner wissenschaftlicher Beleg", schloss Bode.

ts

Mit freundlicher Unterstützung der Medtronic GmbH, Düsseldorf.

#

Literatur

  • 01 Morice MC . et al . N Engl J Med. 2002;  6 (23) 1773-1780
  • 02 Daemen J . et al . Lancet. 2007;  369 667-678
  • 03 Kastrati A . et al . N Engl J Med. 2007;  356 1030-1039
  • 04 Fajadet J . et al . Circulation. 2006;  114 798-806
#

Literatur

  • 01 Morice MC . et al . N Engl J Med. 2002;  6 (23) 1773-1780
  • 02 Daemen J . et al . Lancet. 2007;  369 667-678
  • 03 Kastrati A . et al . N Engl J Med. 2007;  356 1030-1039
  • 04 Fajadet J . et al . Circulation. 2006;  114 798-806
 
Zoom Image

Abb. 1 Stent-Thromboseraten mit Drug Eluting Stents (DES)