Zeitschrift für Palliativmedizin 2007; 8(4): 129
DOI: 10.1055/s-2007-1019431
Editorial

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DGP und DHPV

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Publication Date:
21 December 2007 (online)

 

Prof. Dr. Christof Müller-Busch

Dr. Claudia Bausewein

Prof. Dr. Raymund Voltz

Auf der diesjährigen Mitgliederversammlung der Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz (BAG) im Oktober wurde diese - für Insider vielleicht nicht überraschend - in "Deutscher Hospiz- und PalliativVerband" (DHPV) umbenannt. Damit "stellt sich der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband den aktuellen Herausforderungen", so Frau Dr. Birgit Weihrauch auf der Mitgliederversammlung. "Der Name soll u. a. deutlicher zum Ausdruck bringen, dass Hospizbewegung und Palliativmedizin in der Begleitung Schwerstkranker und Sterbender integrativ zusammenwirken müssen; eine enge Zusammenarbeit von hospizlichen Einrichtungen für die psychosoziale Begleitung - vor allem auch durch ehrenamtlich Tätige - mit Einrichtungen für die professionelle medizinische und pflegerische Versorgung ist unabdingbar." In der Pressemitteilung vom 9. Oktober wird der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband als Dachverband der Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Deutschland dargestellt, der deren Interessen und die Belange der Schwerstkranken und Sterbenden gegenüber Politik und Gesundheitswesen, z. B. den Krankenkassen, vertritt. Inhaltlich stellt dies eigentlich keine Neuorientierung dar, da diese Inhalte bereits in der Satzung der "alten" BAG enthalten waren.

Was bedeutet diese Umbenenunng für die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin? Stellt diese Neurorientierung für uns eine Konkurrenz, eine Gefahr dar, wie es manche befürchten? Sicherlich bedeutet diese Umbenennung und neue Schärfung der Ziele der BAG auch für die DGP eine Herausforderung, sich mit der eigenen Identität und den damit verbundenen Aufgaben erneut zu beschäftigen. In einem ersten Gespräch der Vorstände und Geschäftsführer Anfang November waren sich alle Beteiligten einig, dass beide Gesellschaften, sowohl die DGP als auch der DHPV für die weitere Entwicklung der Palliativmedizin und Hospizarbeit spezifische und wichtige Funktionen und Kompetenzen haben, die sich ergänzen sollen, ja aufgrund der Vielzahl der anstehenden Fragen geradezu müssen. In der aktuellen Diskussion zur Weiterentwicklung, Qualitätssicherung und Finanzierung der Palliativversorgung im ambulanten Bereich, zur Pflegereform, aber auch zur Debatte um Patientenverfügungen sind gemeinsame Positionen notwendig und wir sollten den engen Schulterschluss üben.

Dennoch haben sich DHPV und DGP aus unterschiedlichen Impulsen entwickelt. So lag der Schwerpunkt der BAG zunächst mehr in der Vertretung der ehrenamtlich Tätigen und deren Einrichtungen, während die DGP sich als wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft mit multiprofessioneller Mitgliedschaft vor allem um die qualitative Entwicklung und Anerkennung der Palliativmedizin und professionellen palliativen Versorgung kümmerte.

So unterscheiden sich DGP und DHPV auch grundsätzlich in ihrer Mitgliederstruktur und Zielsetzung. Die DGP ist eine Gesellschaft für Einzelpersonen mit inzwischen über 2 100 Mitgliedern aus den Bereichen Medizin, Pflege, Therapie, psychosoziale Arbeit, Seelsorge usw. Sie wird sich als medizinische Fachgesellschaft und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) auch weiterhin um fachliche Kompetenz und Weiterentwicklung von Palliative Care bemühen. Hier hat die DGP sicherlich in den letzten Jahren wichtige Entwicklungen bewirkt. Traditionell hat sie sich aber auch immer für die professionellen Interessen ihrer Mitglieder eingesetzt, die sich in regionalen wie auch in themenbezogenen Arbeitsgruppen und -kreisen intensiv um die qualitative Entwicklung, Integration und Sicherung der Palliativversorgung engagieren.

Der DHPV versteht sich als Dachverband der deutschen Hospiz- und Palliativeinrichtungen. Derzeit sind über 1 000 Hospizinitiativen und -einrichtungen Mitglied im DHPV. Einzelpersonen können nicht (mehr) Mitglied werden, sondern nur noch Einrichtungen. Der DHPV sieht seine Aufgabe in der inhaltlichen und politischen Weiterentwicklung und Verbreitung des Hospizgedankens, in Vertretungsaufgaben der einzelnen Hospizinitiativen und Einrichtungen gegenüber Politik, Behörden und Verbänden sowie der Förderung von Kooperation und Koordination seiner Mitglieder. Im Bereich von Qualitätsentwicklung in Versorgung und Fort- und Weiterbildung finden sich viele Berührungspunkte zur DGP, für die wir gemeinsame Konzepte entwickeln müssen.

Trotz der vielen und wichtigen Möglichkeiten der Zusammenarbeit sollte aber die besondere und spezifisch eigene Identität von DGP und DHPV nicht infrage gestellt werden - wir können stärker sein, wenn wir uns im gegenseitigen Vertrauen auf gemeinsame Aufgaben konzentrieren - unter Anerkennung und Respektierung der Identität des anderen.

Prof. Dr. Christof Müller-Busch

Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin

Dr. Claudia Bausewein

Prof. Dr. Raymond Voltz

Vize-Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin

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