Zeitschrift für Palliativmedizin 2007; 8(4): 139
DOI: 10.1055/s-2007-1010997
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Leben und sterben, wo ich hingehöre

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Publication Date:
21 December 2007 (online)

 

W. Rimpau

Z Palliativmed 2007; 8: 52

Neben den vielen interessanten Artikeln im Heft 2/2007 war ich überrascht, die Buchvorstellung "Leben und sterben, wo ich hingehöre" von Klaus Dörner (Paranus Verlag) hier vorzufinden.

Ein paar Informationen zum Inhalt des Buches möchte ich gerne noch ergänzen. Herr Dörner stellt in seinem Buch die Denkweise im heutigen Gesundheitssystem komplett infrage und verlangt ein gesellschaftliches Umdenken. Er verlangt: "Erst platzieren (wo ich hingehöre), dann rehabilitieren (um Bedeutung für andere zu erlangen)!" Seine wichtigste Aussage, welche sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch zieht, ist die "Bedeutung für andere". Also nicht nur, welche Bedeutung der Helfende (Angehörige, Nachbar, Profi) hat, sondern vor allem, welche Bedeutung, welcher Platz dem Geholfenen im sozialen Raum zukommt, damit er seinen Beitrag leisten kann. Dieser will sich nicht nur verwahrt und "bepflegt" vorkommen, sondern in die Lage versetzt werden, seinen - wenn auch noch so kleinen Teil zum Ganzen beizutragen - und dies dort, wo er leben möchte, "wo er hingehört"! Dies wird auch darin deutlich, wie Herr Dörner den gerne genutzten Begriff der Lebensqualität analysiert und damit den "marktwirtschaftlich vergleichenden, standardisierenden" Charakter, welcher hinter dem Begriff steckt, aufzeigt. Er schildert, wie wichtig es heute für den Betroffenen ist, bestimmte Qualitätsmerkmale zu erfüllen ("positive Lebensqualität"), weil man sonst bei Nichterfüllung als Kostenverursacher ("negative Lebensqualität") eingestuft wird. "Mein Leben ist dann nichts Unbedingtes mehr, sondern ist von zu erfüllenden Bedingungen abhängig." Er nimmt auch den palliativen Bereich in seiner Kritik nicht aus: "Wo neuerdings mit Recht die Palliativmedizin ausgebaut wird, geschieht dies fälschlich mehr stationär, also mehr im Interesse der jeweiligen Institution, als ambulant, daran orientiert, wo die Hilfsbedürftigen hingehören."

Mit anderen Worten: Das Buch ist lesenswert!

Franz Hagemann

Krankenpfleger,

Palliativstation Waldbröl

Internet: www.kkh-waldbroel.de

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