Zeitschrift für Palliativmedizin 2007; 8(4): 133-136
DOI: 10.1055/s-2007-1010994
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Kongressbericht
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

"Es wirklich machen" - 2. Kongress der African Palliative Care Association

L. Radbruch, A. Brusch-Radbruch
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Publication Date:
21 December 2007 (online)

 

Eunice Garanganga, Krankenschwester in Zimbabwe, erzählt von einem kleinen Jungen mit AIDS. Seine Eltern wollten nicht, dass mit ihm über seine Krankheit gesprochen wird, und auch sie hatte deshalb nie mit ihm darüber gesprochen. Eines Tages aber kam sie zu ihm, als er alleine zu Hause war, und sie fragte ihn, ob er wüsste, was für eine Krankheit er hätte. Er verneinte. Sie fragte weiter, ob er jemanden kenne, der die gleiche Erkrankung hätte: "Ja, meine Freunde." Und auf ihre Frage: "Wo sind denn deine Freunde?", erwiderte er: "Sie sind tot." Da sie nicht sicher war, ob er verstanden hatte, was dies bedeutet, fragte sie nach: "Was meinst du mit tot?" Und er gab zurück: "Weißt du nicht, was tot ist? Tot, tot, tot ..." Er wusste genau Bescheid über die Zeichen des bevorstehenden Todes und hatte erlebt, wie seine Freunde zum Teil qualvoll gestorben waren.

APCA Kongress Logo

Dieses Erlebnis, vorgetragen auf dem 2. Kongress der African Palliative Care Association (APCA), verdeutlicht einen der Schwerpunkte des Kongresses und die Lage in Afrika, mit 40 Mio. HIV-Infizierten und 14 Mio. Waisen durch HIV/AIDS. Eine Statistik aus Südafrika macht das Ausmaß des Problems klar: Bei einer Bevölkerung von 44,5 Mio. sind 31% in der Altersgruppe der Eltern und Lehrer an HIV/AIDS erkrankt. 42% der Bevölkerung sind jünger als 18 Jahre und von diesen sind ebenfalls fast 2% an HIV/AIDS erkrankt, hinter dieser Zahl stehen 350 000 erkrankte Kinder und Jugendliche. Weitere 9% der Kinder und Jugendlichen sind durch HIV/AIDS verwaist. 32% leben in Haushalten, die von Großmüttern geführt werden, und 3% leben in Haushalten, die von Kindern oder Jugendlichen geführt werden! Vor diesem bedrückenden Hintergrund wurden Fragen zur Praxis der Versorgung und zum Umgang mit den Familien intensiv diskutiert: Sollten Kinder aufgeklärt werden, und wie können oder dürfen erkrankte Kinder aufgeklärt werden, wenn die Eltern dies verhindern wollen?

Der Kongress stand unter dem Motto: "Es wirklich machen" (Making it real). Der erste Kongress der APCA fand vor 2 Jahren in Arusha (Tansania) statt, mit kaum mehr als 100 Teilnehmern. In Nairobi waren mehr als 400 Teilnehmer aus 18 afrikanischen Ländern registriert, ein Zeichen für die rasante Entwicklung der Palliativmedizin in Afrika. In den Vorträgen und Diskussionen wie auch in den Pausen wurde immer wieder das Gemeinschaftsgefühl deutlich: Hier trafen sich die Pioniere aus vielen Ländern, die zum Teil gegen erhebliche Widerstände seit Jahren ihre Organisationen aufgebaut hatten. Für den Beobachter bemerkenswert war der Enthusiasmus, der bei allen Teilnehmern herrschte, aber auch das Staunen vieler Teilnehmer über die Größe der bereits bestehenden Gemeinschaft der afrikanischen und internationalen Palliativmedizin (Abb. [1]).

Abb. 1 Die Teilnehmer des 2. Kongresses der African Palliative Care Association (Bild: L. Radbruch)

Literatur

  • 01 J Pain Symptom Manage. 2007;  33 229-232
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