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DOI: 10.1055/s-2006-958836
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Mehr als nur Therapie ist nötig
Publication History
Publication Date:
16 February 2007 (online)
Prof. D. Wallwiener
Liebe Leserinnen und Leser,
vieles hat sich in den letzten Jahren bei der Versorgung von Patientinnen mit Mammakarzinom geändert. Neben dem Versuch die Patientenpfade durch das DMP Mammakarzinom zu strukturieren, haben v.a. die durch unsere Fachgesellschaft und die DKG zertifizierten Brustzentren zu einem großen Erfolg geführt. Inzwischen werden über 50% der Patientinnen in interdisziplinären, zertifizierten Brustzentren betreut.
Für Frauen und ihre Angehörigen ist die Diagnose "Brustkrebs" ein gewaltiger Schock. Bevor die Betroffene überhaupt ermessen kann, was diese Diagnose für sie bedeutet, wird sie aus ihrem gewohnten Leben herausgerissen und gerät in einen Strudel unbegreiflicher Ereignisse. Schlag auf Schlag erfolgen Untersuchungen, Gespräche. Sie muss über die Therapie mitentscheiden, ohne die Konsequenzen zum derzeitigen Zeitpunkt einschätzen zu können.
Deshalb sind neben der suffizienten ärztlichen Betreuung viele weitere Unterstützungsangebote notwendig.
Da ist z.B. die Naturheilkunde. Wissen Sie, wieviele Ihrer Patientinnen neben der ihnen veordneten Therapie Phytotherapeutika, Homöopathie, Nahrungsergänzungsmittel, Enzyme etc. einnehmen? Es ist nicht wissenschaftlich belegt, ob diese Therapeutika Nebenwirkungen z.B. auf eine Chemotherapie haben und wenn ja welche. Eine Arbeitsgruppe hat sich dieser Fragestellung nun angenommen und stellt ihr Projekt in diesem Heft vor.
Neben der medikamentösen Therapie ist die psychosoziale Unterstützung der Frauen und ihrer Angehörigen immens wichtig. Patientinnentage werden immer öfter abgehalten. Welche Bedürfnisse die Frauen wirklich haben, ist aber noch nicht ausreichend bekannt. Deshalb wurde in Tübingen zusammen mit der Abteilung für psychosomatische Medizin ein spezieller Patientinnentag unter dem Aspekt der psychosozialen Betreung abgehalten. Wie der Tag ablief und wie das Urteil der Patientinnen und ihrer Angehörigen war, können Sie weiter hinten nachlesen.
Was tun wenn das Mammakarzinom metastasiert ist? Aufgrund der sehr variablen Krankheitsverläufe und der vielen Therapieoptionen wird es immer schwieriger, für die Patientinnen die optimale individuelle Therapie zu bestimmen. In diesem Heft haben wir für sie die Indikationen und Therapieoptionen bei den verschiedenen Verläufen kurz und prägnant zusammengestellt.
Aber auch die beste Therapie kann nicht verhindern, dass die Patientin mit metastasiertem Mammakarzinom früher oder später eine palliativmedizinische Versorgung benötigt. Und dann? Ein Plädoyer für eine sensible ganzheitliche palliativmedizinische Versorgung durch den Senologen, nach den Regeln des Palliativ Care, finden Sie auch in dieser Ausgabe.
Neben diesen verschiedenen Aspekten bei der Behandlung von Mammakarzinompatientinnen haben wir in diesem Heft eine neue Rubrik aufgenommen "Fortbildung". Zum Auftakt können Sie einen Beitrag zu gutartigen Läsionen der Brust lesen.
Wir wünschen Ihnen eine interessante und auch nachdenkliche Lektüre.
Auch im Namen des Editorialboards wünsche ich Ihnen eine frohe Weihnachtszeit und einen guten Start im neuen Jahr.
Ihr
Prof. Diethelm Wallwiener
Präsident der DGS