Pneumologie 2007; 61(1): 72-73
DOI: 10.1055/s-2006-954985
Laudatio
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Glückwünsche an Bernhard Wiesner zu seinem 75. Geburtstag

Congratulations to Bernhard Wiesneron the Occasion of his 75th BirthdayR.  Loddenkemper
  • 1Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie Heckeshorn, HELIOS Klinikum Emil von Behring, Berlin
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Publication Date:
23 January 2007 (online)

Das Ehrenmitglied unserer Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), Herr Privatdozent Dr. Bernhard Wiesner, vollendet am 7. Januar 2007 sein 75. Lebensjahr. Diesen Geburtstag kann er in Zufriedenheit und auch mit Stolz im Rückblick auf seinen Lebenslauf feiern.

Bernhard Wiesner wurde am 7. Januar 1931, also noch in der Zeit der Weimarer Republik, in Torgau geboren. Er erlebte damit vier unterschiedliche Staatsformen über das „Dritte Reich” und über die Deutsche Demokratische Republik bis zur Bundesrepublik Deutschland. Nach der Schulzeit in Bad Liebenwerda - der Militärdienst blieb im aufgrund seines Alters erspart - begann er 1950 das Medizinstudium an der Charité der Humboldt-Universität in Berlin, wo er 1955 seine Approbation und 1956 seine Promotion ablegte. Als Pflichtassistent verschlug es ihn 1956 an das Kreiskrankenhaus Waren/Müritz in Mecklenburg-Vorpommern, wo er Kontakt mit der Lungenklinik „Heilstätte Amsee” in Waren/Müritz bekam. Dort begann er dann 1957 als Assistenz- und Stationsarzt, von 1958 bis 1960 zusätzlich als Tuberkulosefürsorgearzt in Teterow, seine Laufbahn in der Pneumologie.

Sein Interesse an wissenschaftlicher Arbeit führte ihn 1960 in das Forschungsinstitut für Lungenkrankheiten und Tuberkulose (FLT) nach Berlin-Buch, das damals unter der Leitung von Professor Paul Steinbrück die führende Institution der DDR auf unserem Fachgebiet war. Dort wurde er 1962 Facharzt für Lungenkrankheiten, 1963 Oberarzt und 1970 Chefarzt der Pneumologischen Klinik und der Bronchologischen Abteilung. 1963 veröffentlichte er seine erste wissenschaftliche Arbeit zum Thema „Das Verhalten der Blutgerinnung bei der chirurgischen Behandlung der Lungentuberkulose”. Dies war nur der Beginn von über 150 vorwiegend klinisch orientierten Publikationen im Laufe seines Lebens. Dazu kommen mehr als 200 Vorträge auf Kongressen und Tagungen, die Zeugnis von seinen wissenschaftlichen und klinischen Tätigkeiten ablegen. Stand anfangs die Tuberkulose im Vordergrund, so kamen rasch noch in den sechziger Jahren bronchoskopische Themen hinzu, in den siebziger Jahren die Bronchiektasie, besonders beim Kind, die Alveolarproteinose, die Sarkoidose, interstitielle Lungenkrankheiten und auch bereits das Bronchialkarzinom. 1978 habilitierte sich Bernhard Wiesner mit dem Thema „Untersuchungen zur Verbesserung und Rationalisierung der bronchologischen Diagnostik unter besonderer Berücksichtigung der doppelseitigen Bronchographie im Kindesalter” zum Dr. s. med. (Dr. med. habil.) und erhielt 1979 die Lehrbefähigung verliehen.

1981 wechselte Bernhard Wiesner als Direktor an die Klinik für Lungenkrankheiten und Tuberkulose Bad Berka, an der er bis zum 65. Geburtstag wirkte und von wo er großen Einfluss auf die Entwicklung der Pneumologie in der DDR nahm. Dort beschäftigten ihn wissenschaftlich vielfältige klinisch-pneumologische Themen, besonders die neuen Verfahren in der Bronchologie, diagnostisch die bronchoalveoläre Lavage und die transbronchiale Lungenbiopsie sowie später die transthorakale Lungenpunktion unter CT-Steuerung, therapeutisch die interventionelle Bronchoskopie, aber auch weiterhin die Chemotherapie der Tuberkulose. Seine letzten Publikationen 1999 befassten sich mit Fragen der Mutation bei Lungenkrebs bei früheren Uran-Bergarbeitern, bekanntlich eine Altlast, die noch aus den Zeiten der alten Sowjetunion herrührte.

Bernhard Wiesner hatte seit den siebziger Jahren bereits enge internationale Verbindungen. So wurde er 1976 Mitglied im Redaktionskollegium der Zeitschrift „Bronchopneumologie” (früher „Les Bronches”) bis zur Überleitung der „Association Internationale de Bronchopneumologie” in die neu gegründete Societas Europaea Pneumologica (SEP). Seit 1984 war er Mitglied der SEP und von 1987 bis 1989 nationaler Delegierter bei der SEP, die ja dann 1990 (zusammen mit der SEPCR) in der European Respiratory Society (ERS) aufging.

Bei der Zurückführung der „Gesellschaft für Pulmologie und Tuberkulose e. V.”, deren Präsident er von 1988 bis 1991 war, in die DGP hatte er eine entscheidende Funktion und gestaltete aktiv mit Umsicht, Fingerspitzengefühl und Weitblick die Wiedervereinigung der beiden deutschen pneumologischen Gesellschaften, welche de jure nie getrennt waren, mit. Dass dies so reibungslos vonstatten ging, ist besonders sein historisches Verdienst, und die deutsche Pneumologie schuldet ihm dafür Dank. So war er auch nicht von ungefähr mit Nikolaus Konietzko und Horst Wendel 1995 Herausgeber des ersten gesamtdeutschen pneumologischen Lehrbuchs, „Erkrankungen der Lunge” (Walter de Gruyter), dessen Entstehungsgeschichte bereits 1988 vor der Wende begann und Dokument einer trotz der Teilung Deutschlands nie abgerissenen Verbindung der Pneumologen untereinander ist.

Anfang der neunziger Jahre gelang es ihm, die Zentralklinik Bad Berka in die private Trägerschaft der Rhön-Klinikum AG überzuführen, eine Lösung, die ihn auch heute noch befriedigt. Die Klinik ist nach wie vor eine der führenden Lungenkliniken Deutschlands.

1997 war er wesentlich an der Gründung der Mitteldeutschen Gesellschaft für Pneumologie, der vierten großen deutschen regionalen Lungengesellschaft, beteiligt. Er ist auf den dortigen Kongressen ebenso wie auf den Veranstaltungen des Landesverbandes Thüringen der Pneumologen noch ein gern gehörter Redner und Diskutant und schafft es durch regelmäßiges Literaturstudium, auf der Höhe der Zeit zu bleiben.

Bernhard Wiesner hat ohne Zweifel die deutsche Pneumologie geprägt. Wir dürfen ihm zu seinem 75. Geburtstag alles Gute, besonders den Erhalt der Gesundheit und der geistigen Frische, wünschen. Er wird diesen Geburtstag sicher im Kreis seiner Familie mit seiner Frau Christa, die er als junge Kollegin 1967 kennenlernte, und die ihn stets liebevoll unterstützte, und seinen Kindern und Enkelkindern feiern.

Prof. Dr. Robert Loddenkemper Generalsekretär des DZK

Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie Heckeshorn, HELIOS Klinikum Emil von Behring

Walterhöferstr. 11

14165 Berlin

Email: loddheck@zedat.fu-berlin.de

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