Notfall & Hausarztmedizin 2006; 32(10): 471
DOI: 10.1055/s-2006-954450
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Influenza - Zwischen seichter Welle und pandemischem Sturm

Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. November 2006 (online)

 
Inhaltsübersicht

Der wirksamste Schutz vor einer Influenza ist die rechtzeitige Impfung mit einem geeigneten Impfschutz. Die routinemäßig angewandten sogenannten interpandemischen Influenzaimpfstoffe enthalten hoch gereinigte Antigene der drei derzeit zirkulierenden Influenzaviren, die den Menschen infizieren können: die beiden Influenza A-Virussubtypen H1N1 und H3N2 sowie ein Influenza B-Virus. Die Wirksamkeit dieser Impfstoffe ist nur über die jährliche Wiederimpfung gewährleistet, das heißt es wird eine ausreichende Grundimmunität vorausgesetzt, die mit einem saisonal aktualisierten Impfstoff aufgefrischt werden kann.

#

Wer sollte sich impfen lassen?

Nach einer Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts sollten sich Erwachsene und Kinder mit folgenden Grunderkrankungen impfen lassen:

  • Herz-Kreislauferkrankungen

  • Chronische Erkrankungen der Atemwege (z.B. Asthma und chronisch obstruktive Lungenerkrankung, COPD)

  • Chronische Nierenerkrankungen

  • Diabetes mellitus oder andere chronische Stoffwechselerkrankungen

  • Anämie

  • Angeborene und erworbene oder durch Behandlung bedingte Immunstörungen

  • Personen über 60 Jahre

  • Bewohner von Alten- und Pflegeheimen

  • Personen, die berufsbedingt erhöhter Ansteckungsgefahr ausgesetzt sind, d. h. Mitarbeiter in Krankenhäusern, Altenheimen oder Arztpraxen.

Weltweit gibt es in vielen Gesundheitssystemen Anstrengungen, eine möglichst hohe Impfrate, insbesondere bei den genannten Risikogruppen zu erreichen. In Deutschland sind bestenfalls 40-50% der über 60-Jährigen geimpft, in Ländern wie den Niederlanden und Großbritannien sind es deutlich mehr. Hausärzte sind erste Anlaufstelle, sie beraten und klären ab, ob eine Impfung erforderlich ist. Für chronisch kranke Kinder, die geimpft werden sollten, übernimmt oft der Kinderarzt die Impfung.

#

Impfschutz im Pandemiefall

Nachdem interpandemische Impfstoffe nur als Auffrisch-Impfstoffe funktionieren, sind sie zur Bekämpfung einer Influenza-Pandemie im Wesentlichen ungeeignet. Der entscheidende Unterschied bei einer Pandemie innerhalb der Weltbevölkerung ist, dass eine auffrischbare Grundimmunität aufgrund der Neuartigkeit des pandemischen Influenzavirus voraussichtlich nicht vorhanden sein wird. Daraus ergeben sich zumindest zwei zusätzliche Anforderungen an pandemische Influenzawirkstoffe: Sie sollten eine schützende Immunantwort nach maximal zwei Teilimpfungen vermitteln und der Gehalt an Virusantigen sollte reduziert sein, um möglichst viel Impfstoff aus den verfügbaren Produktionskapazitäten zu erhalten.

Im Idealfall lässt sich die weltweit vorhandene Produktionskapazität um den Faktor 10 steigern. Ein Teil dieser Einsparung wird allerdings durch die derzeit noch zwingend notwendige zweite Impfdosis wieder aufgebraucht. Derzeit laufen klinische Untersuchungen mit weiteren pandemischen Kandidatimpfstoffen. Sie werden zeigen, ob man diesem idealen Konzept folgen kann, oder ob doch höhere Antigengehalte oder alternative Impfschemata notwendig sind.

Quelle: Presseinformation der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI).