Z Geburtshilfe Neonatol 2006; 210(5): 179-183
DOI: 10.1055/s-2006-951742
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Evaluierung der quantitativen Ultrasonometrie des Knochens bei Einlings- und Mehrlingsschwangerschaften

Evaluation of Quantitative Ultrasonometry of Bone in Singleton and Multiple PregnanciesL. Hellmeyer1 , G. Anderer2 , V. Ziller2 , U. Wagner2 , S. Schmidt1 , P. Hadji2
  • 1Klinik für Geburtshilfe und Perinatalmedizin, Philipps-Universität Marburg, Marburg
  • 2Klinik für Gynäkologie, gynäkologische Endokrinologie und Onkologie, Philipps-Universität Marburg, Marburg
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Publikationsverlauf

Eingereicht: 25.8.2006

Angenommen nach Überarbeitung: 27.9.2006

Publikationsdatum:
13. November 2006 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Im Rahmen einer voll ausgetragenen Schwangerschaft werden 30 g Calcium von der Mutter zum Kind zur Mineralisierung des fetalen Skeletts transferiert. Potenziell können der physiologische Anstieg der Steroidhormone, eine gesteigerte intestinale Resorption und eine renale Konservierung der erhöhten Anforderung gerecht werden, jedoch kann auch kompensatorisch eine Mobilisierung des Calciums aus dem maternalen Skelett erfolgen. Fragestellung: Kann im Verlauf der Schwangerschaft ein Knochendichteabfall nachgewiesen werden und wenn ja, ist dieser Verlust bei einer Geminigravidität ausgeprägter als bei einer Einlingsschwangerschaft. Material und Methoden: Zur Evaluierung der Knochendichte wurde die quantitative Ultrasonometrie (QUS) eingesetzt. Eine longitudinale Messung an der distalen Metaphyse der proximalen Phalangen II-V über jedes einzelne Trimenon lag bei den Einlingsschwangerschaften in 54 Fällen und bei den Geminigraviditäten in 6 Fällen vor. Bestimmt wurde die Ultraschall-Leitungsgeschwindigkeit (AD-SOS) und die „bone transmission time” (BTT). Ergebnisse: Bei den 54 Einlingsschwangerschaften konnte ein signifikanter Abfall der Ultraschall-Leitungsgeschwindikeit (AD-SOS) um 1,9 % (p ≤ 0.001) und für die „bone transmission time” (BTT) um 7,2 % (p ≤ 0.001) gezeigt werden. Der Abfall beider Parameter war unter Anwendung des t-Tests für verbundene Stichproben vom 1. zum 2. Trimenon, vom 2. zum 3. Trimenon und vom 1. zum 3. Trimenon signifikant (p ≤ 0.001). Hinsichtlich der Patientinnen mit einer Geminigravidität (n = 6) zeigten sich keine signifikanten Abnahmen von AD-SOS und BTT. Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass es im Rahmen einer normalen ausgetragenen Schwangerschaft trotz kompensatorischer Mechanismen zu einer Abnahme der QUS-Parameter kommt. Bei einer Geminigravidität ist diese Abnahme, am ehesten durch die geringe Fallzahl bedingt, nicht signifikant, obwohl hier eine Mineralisation von 2 fetalen Skeletten erfolgt. Weitere longitudinale Studien mit höherer Fallzahl sind nötig, um diesen Zusammenhang zu unterstreichen.

Abstract

Objective: During pregnancy about 30 grams of calcium are transferred to a full-term neonate. The enormous demand for calcium can be regulated by compensatory mechanisms in the maternal metabolism such as elevated steroid hormone levels, increased intestinal absorption of dietary calcium, and renal conservation, but also by mobilization of calcium from the maternal skeleton. Therefore we have investigated whether a decrease in maternal bone mineral density (BMD) can be observed during pregnancy and whether it differs between singleton and twin pregnancies. Methods: Quantitative ultrasonometry (QUS) was performed at the distal metaphysis of the phalanges (digits II - V). 54 singleton pregnancies and 6 twin pregnancies were longitudinally followed throughout pregnancy. In each trimester the amplitude-dependent speed of sound (AD-SOS) and the bone transmission time (BTT) were measured. Results: In 54 singleton pregnancies significant decreases in AD-SOS of 1.9 % (p ≤ 0.001) and in BTT of 7.2 % (p ≤ 0.001) were observed. In the corresponding twin pregnancies no significant decreases in AD-SOS (1.6 %) or BTT (6.6 %) could be detected. Conclusions: The results show that the compensatory mechanisms in maternal metabolism are not able to cover the fetal calcium demand and lead to a decrease in QUS parameters. In our pilot study due to the small number of twin pregnancies the decrease in QUS parameters did not reach statistical significance although the results seemed comparable to those of singleton pregnancies.

Literatur

Dr. med. Lars Hellmeyer

Philipps-Universität Marburg

Klinik für Geburtshilfe und Perinatalmedizin

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