psychoneuro 2006; 32(4): 176
DOI: 10.1055/s-2006-941616
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Alzheimer-Demenz - Aktuelle DGN-Leitlinien befürworten Acetylcholinesterase-Hemmer

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Publication Date:
10 May 2006 (online)

 
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Nach den aktualisierten Leitlinien ([1]) der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) für eine optimierte Behandlung von Alzheimer-Patienten werden Acetylcholinesterase-Hemmer wie Galantamin als evidenzbasierte Therapien für den dauerhaften Einsatz bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz empfohlen. Auch für weiter fortgeschrittene Stadien der Erkrankung wurde in klinischen Studien der Nutzen einer cholinergen Behandlung nachgewiesen ([2]), allerdings besteht in Deutschland hierfür noch keine Zulassung. Der Benefit von AChE-Hemmern ist umso größer, je eher die Therapie beginnt, und hängt zudem von der Dosierung ab. Der Arzt sollte die Behandlung also möglichst frühzeitig anordnen und die Patienten auf die jeweils maximal vertragene Dosis einstellen. Nicht nur die kognitiven Funktionseinbußen, sondern auch die bei Demenzen häufig auftretenden depressiven oder psychotischen Symptome können - so die DGN-Leitlinie - durch AChE-Hemmstoffe gelindert werden. Somit lassen sich Antidepressiva und Neuroleptika einsparen.

Andere Expertengremien bestätigen den positiven Effekt einer cholinergen Therapie. So kommt die Arzneimittelkommission der Ärzteschaft in ihren aktuellen Therapieempfehlungen zu dem Schluss, dass "AChE-Hemmer aus Perspektive des Wirksamkeitsnachweises bei der Behandlung der Alzheimer-Demenz ohne Zweifel als Arzneimittel der ersten Wahl anzusehen sind". Die signifikante Wirksamkeit von Galantamin wird von der Kommission ausdrücklich bescheinigt ([2]) Auch in dem von einer Expertengruppe veröffentlichten Konsensuspapier "Neuroleptikatherapie bei demenzbedingten Verhaltensstörungen" werden AChE-Inhibitoren als Basistherapie der Wahl bezeichnet, die zu einer Verzögerung des kognitiven Abbaus, zeitweise sogar zu einer Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit führen können ([3]).

Die positive Wirkung der cholinergen Therapie auf die kognitive Symptomatik beruht darauf, dass der Abbau des Botenstoffs Acetylcholin, der bei Alzheimer-Patienten im Gehirn in verringerter Konzentration vorliegt, wirksam verzögert wird. AChE-Hemmer ist jedoch nicht gleich AChE-Hemmer: so steigert Galantamin (Reminyl®) als einziges Präparat dieser Wirkstoffgruppe zusätzlich die nikotinerge Neurotransmission, indem es allosterisch die Nikotinrezeptoren moduliert. Dadurch "hilft" es dem Acetylcholin die Ionenkanäle zu öffnen, d.h. es erhöht letztlich deren Empfindlichkeit für den natürlichen Transmitter und verstärkt so dessen Effekt. Dass sich das duale Wirkprinzip des Präparats - Hemmung des Acetylcholin-Abbaus plus Rezeptormodulation - in der Praxis bewährt, belegen zahlreiche Studien, in denen Galantamin bei guter Verträglichkeit auch langfristig kognitive Leistungen und demenzbedingte Verhaltensstörungen von Alzheimer-Patienten deutlich verbessert ([4]-[6]).

pm

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Literatur

  • 01 Diener HC . et al . 2005
  • 02 Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. 2004
  • 03 Hirsch R . Geriatrie Journal 2004; 5
  • 04 Hager K . et al . 2005
  • 05 Raskind MA . et al . Ann Neurol 2002; 52 (Suppl. 1): S70
  • 06 Wilcock G . et al . Drugs Aging 2003; 20(10): 777-89
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Literatur

  • 01 Diener HC . et al . 2005
  • 02 Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. 2004
  • 03 Hirsch R . Geriatrie Journal 2004; 5
  • 04 Hager K . et al . 2005
  • 05 Raskind MA . et al . Ann Neurol 2002; 52 (Suppl. 1): S70
  • 06 Wilcock G . et al . Drugs Aging 2003; 20(10): 777-89