Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211(2): 45-53
DOI: 10.1055/s-2006-933493
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Der niedrige Blutdruck in der Schwangerschaft - Ursachen, Folgen und Therapie

Low Blood Pressure in PregnancyM. Hohmann1 , W. Künzel2
  • 1Klinik für Geburtshilfe, Klinikum Herford
  • 2Frauenklinik, Justus-Liebig-Universität Gießen
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Publication History

2005

2006

Publication Date:
04 May 2007 (online)

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Zusammenfassung

Die Bedeutung des niedrigen Blutdrucks in der Schwangerschaft wird seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert. Diese Übersicht soll der Frage nachgehen, ob der niedrige Ruheblutdruck selbst oder der Blutdruckabfall im Stehen (Orthostase) nachteilig für die Schwangerschaft sind. Zusätzlich werden Hinweise auf physiologische und pathophysiologische Ursachen für Blutdruckveränderungen in der Schwangerschaft gegeben. Subjektive Symptome gehen gehäuft mit einem niedrigen Ruheblutdruck einher und verlieren sich zum Ende der Schwangerschaft. Physiologischerweise fällt der Blutdruck zur Mitte der Gravidität ab und steigt später auf präkonzeptionelle Werte wieder an. Nicht der niedrige Ruheblutdruck selbst sondern der Blutdruckabfall im Stehen beeinflusst das Geburtsgewicht nachhaltig. Der niedrige Ruheblutdruck ist nicht als Krankheitsursache sondern nur als Begleitsymptom in der Schwangerschaft anzusehen. Eine direkte Beziehung zwischen dem Geburtsgewicht und dem Blutdruckabfall im Stehen (Orthostase) konnte für die Spätschwangerschaft nachgewiesen werden. Mütter mit der ausgeprägtesten Blutdruckabnahme im Stehen hatten die leichtesten Neugeborenen.

Abstract

There has been a controversial discussion for decades about the significance of low blood pressure during pregnancy. This review should answer the question, whether low blood pressure itself or the decrease in blood pressure on standing have a negative effect on pregnant women. In addition, we will focus on physiologic and pathophysiologic pregnancy related mechanisms of changes in blood pressure. Subjective symptoms occur more frequently with low blood pressure, however, they disappear at the end of pregnancy. Physiologically, blood pressure decreases towards midpregnancy and rises to preconceptional values at term. Birthweight was directly related to the magnitude and direction of the pressor response on standig in late pregnancy but not to the low blood pressure at rest itself. There is no causal association between low blood pressure and poor perinatal outcomes. It is only an accompanied symptom for other risks in pregnancy. There is a direct relationship between the change in mean arterial blood pressure in standing position and birthweight during late pregnancy. Patients whose pressure falls on standing have the lightest babies.