Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2006; 38(3): 136-137
DOI: 10.1055/s-2006-932380
Praxis
Das Interview
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Inzwischen können thermoablative Verfahren wie die LITT vollständig in die Onkologie integriert werden.

Thermotherapie mittels LITTUnser Gesprächspartner: Th. J. Vogl
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Publication Date:
21 September 2006 (online)

Seit 1997 Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, Forschungsschwerpunkte: Interventionelle Radiologie, laserinduzierte Thermotherapie bei Leber, Lunge, Knochen und Weichteilen

DZO:

In Deutschland sind Sie als Vorreiter bei der Behandlung von Lebermetastasen mittels Überwärmung durch Lasertechnologie (LITT = Laserinduzierte Interventionelle Thermotherapie) bekannt. Wie hat sich Ihrer Meinung nach in den letzten Jahren die Behandlung von Lebermetastasen gewandelt? Sind inzwischen auch Langzeitergebnisse bekannt?

Prof. Vogl:

Die Erfahrungen mit der LITT von Lebermetastasen beruhen auf einer prospektiven Studie über insgesamt 12 Jahre. Damit können thermoablative Verfahren wie die LITT vollständig in die Onkologie integriert werden. Erfreulicherweise sind derzeit auch Langzeitergebnisse bekannt für die Behandlung von primären Lebertumoren und Lebermetastasen des kolorektalen Karzinoms (KRK), des Mammakarzinoms und Lebermetastasen anderer Tumoren.

DZO:

Wie sieht der genaue Ablauf einer LITT-Behandlung aus? Wie kontrollieren Sie den Behandlungserfolg?

Prof. Vogl:

Im Rahmen der LITT-Behandlung erfolgt zuerst eine exakte Anamnese und klinische Untersuchung des Patienten. Sämtliche onkologisch wichtigen Parameter werden dabei evaluiert. Es erfolgen bildgebende Kontrollen zur genauen Erfassung der Lebermetastasen oder auch begleitend onkologische Befunde. Im Folgenden wird der Patient über das Verfahren aufgeklärt. Es werden sämtliche Alternativen wie die Chirurgie und weitere Chemotherapien vorgestellt, und Chancen und Risiken werden diskutiert.

Die Therapie der LITT erfolgt ambulant. Für die einzelne Therapiesitzung werden ca. 60 Minuten benötigt. Der Patient ist für weitere 6 bis 8 Stunden in einem ambulanten Überwachungsbereich und stellt sich am nächsten Tag zur Kontrolle des Behandlungserfolges mittels Kernspintomographie vor. Diese Kontrolle erfolgt ebenfalls ambulant. Wegen der geringen Belastung durch die Therapie können auch ältere oder geschwächte Patienten behandelt werden.

DZO:

Welche Vorraussetzungen müssen erfüllt sein, um eine LITT-Behandlung durchzuführen? Wann ist eine LITT-Behandlung z.B. bei Lebermetastasen nicht mehr möglich?

Prof. Vogl:

Derzeit sind die optimalen Voraussetzungen zur Durchführung einer LITT bei Patienten gegeben, die eine auf die Leber begrenzte Metastasierung haben mit maximal 5 Lebermetastasen und einer Größe bis 5 cm. Falls die Anzahl der Metastasen größer ist oder diese größer sind als 5 cm, empfiehlt sich zusätzlich die transarterielle Chemotherapie, um die Tumoren zu verkleinern und sie so besser behandeln zu können.

DZO:

Was empfehlen Sie Patienten mit Lebermetastasen, bei denen eine LITT-Behandlung nicht möglich ist? Welchen Stellenwert messen Sie in diesen Fällen der lokoregionären Hyperthermie bei?

Prof. Vogl:

Bei Patienten mit Lebermetastasen, bei denen eine LITT-Behandlung nicht mehr möglich ist, sollten zunächst alle Verfahren der systemischen Chemotherapie und Antikörpertherapie vollständig ausgeschöpft werden. Zusätzlich ergibt sich hier die Möglichkeit einer lokoregionalen Chemotherapie unter Einsatz moderner Substanzen. Dies kann mit einer lokoregionalen Hyperthermie gut kombiniert werden, wodurch das lokale Ansprechen und die Verträglichkeit verbessert werden.

DZO:

Welche Tumormanifestationen außer Lebermetastasen lassen sich durch die LITT-Behandlung ebenso behandeln? Können Lungenmetastasen auch gelasert werden?

Prof. Vogl:

Schwerpunkt für die thermische Ablation mittels LITT stellen insbesondere Lebermetastasen dar; aber auch die Behandlung von Lungenmetastasen, Lymphknotenmetastasen und eine palliative Therapie von Knochenmetastasen ist möglich.

DZO:

Sie wenden in Ihrem Institut neben der LITT auch regionale Chemoembolisationen an? Wie wird die Behandlung durchgeführt und bei welchen Patienten halten Sie dieses Verfahren für besonders indiziert?

Prof. Vogl:

Wir bieten für die lokale Behandlung von Lebermetastasen die regionale Chemoperfusion, d.h. die intraarterielle Applikation von Zytostatika, angiographisch kontrolliert, oder auch die regionale Chemoembolisation an, wobei hier zusätzlich die Gefäße embolisiert werden. Auch diese Behandlungen erfolgen ambulant. Es werden je nach Primärtumor die optimalen Zytostatika eingesetzt. Die Behandlungen werden im Abstand von 4 Wochen wiederholt; in der Regel gibt es 3 bis 4 Sitzungen. Wir halten zwei Indikationsbereiche für wichtig: den neoadjuvanten Einsatz, um vorhandene Lebermetastasen zu verkleinern, und den palliativen Einsatz, um die Tumormasse zu reduzieren und so eine Verbesserung des Gesamtzustandes und ein Therapieansprechen zu erzielen.

DZO:

Werden die Kosten für die Behandlung mit LITT oder Chemoembolisation inzwischen von den Krankenkassen übernommen?

Prof. Vogl:

Die Patienten erhalten heute bei der Vorstellung eine Kostenaufstellung im Sinne eines Kostenvoranschlages. Dieser kann bei der Krankenkasse eingereicht werden. Die Zustimmung der Krankenkassen hängt ab von dem Urteil des medizinischen Dienstes, der in Abhängigkeit vom Primärtumor und vorausgegangen Therapien entscheidet.

DZO:

Was halten Sie neben der interventionellen Therapie noch für wichtig, um das Therapieansprechen zu verbessern?

Prof. Vogl:

In erster Linie eine Anhebung des Allgemeinzustandes und eine Verbesserung des Immunstatus.

DZO:

Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was tun Sie für sich, um gesund zu bleiben?

Prof. Vogl:

Ich treibe viel Sport wie Jogging, Tennis und versuche, mir die positive Lebenseinstellung unserer Patienten zu Eigen zu machen.

DZO:

Herr Prof. Vogl, vielen Dank für das Gespräch.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. Th. J. Vogl

Direktor des Instituts für Diagnostische
und Interventionelle Radiologie
Universitätsklinik Frankfurt

Theodor-Stern-Kai 7

60596 Frankfurt