psychoneuro 2005; 31(4): 184-185
DOI: 10.1055/s-2005-869463
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Verbessertes psychosoziales Funktionsniveau - Hohe Therapiekonstanz und zuverlässige Rezidivprophylaxe mit Olanzapin

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Publikationsdatum:
09. Mai 2005 (online)

 
Inhaltsübersicht

Patienten mit Schizophrenie bedürfen häufig einer langjährigen Behandlung. Um eine effektive Langzeittherapie zu ermöglichen, sollte die Medikation in der Akutphase bereits auf eine Weiterführung in der Langzeitbehandlung ausgerichtet sein. Dabei stehen die Vermeidung eines Rezidivs und die Wiedererlangung des höchstmöglichen sozialen Funktionsniveaus des betroffenen Patienten im Mittelpunkt.

Für Olanzapin liegen zahlreiche Studien und Daten vor, die eine zuverlässige Rezidivprophylaxe und hohe Therapiekonstanz zeigen. In einer plazebokontrollierten, doppelblinden Studie ([2]) waren z.B. nach sechs Monaten 94% der Olanzapin-Patienten (10-20 mg/d) ohne Rezidiv, während 45% der Patienten unter Plazebo einen Rückfall erlitten (p < 0,05). Ein Rezidiv ist unter Olanzapin außerdem signifikant seltener als unter Haloperidol (19,7% vs. 28%; p < 0,034) ([9]).

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Atypika differenziert betrachten

Aktuelle Studien zeigen, dass es auch innerhalb der Atypika Unterschiede in der Effektivität der Langzeittherapie gibt. So zeigte sich in einer 28-wöchigen Studie unter Olanzapin verglichen mit Ziprasidon eine signifikant höhere Responserate (58,6% vs. 42,5%; p<0,001). Sowohl positive als auch negative und kognitive Symptome besserten sich in der Gruppe der mit Olanzapin behandelten Patienten stärker als unter dem anderen Atypikum ([5]). Langzeitstudien belegen, dass sich dieser initiale Therapieerfolg durch Olanzapin besonders gut stabilisieren lassen kann. Während acht von zehn der Olanzapin-Patienten (81,6%) nach sechs Monaten auf dem erreichten Response-Niveau verblieben, erreichten dieses längerfristige Therapieziel lediglich 62,8% der mit Ziprasidon behandelten Patienten ([5]). In der Post-hoc-Analyse einer Studie, in der 339 schizophrene Patienten mit einer Besserung des PANSS-Gesamtscores (? 40%) nach acht Wochen stabil auf Olanzapin (17,2 mg/d) oder Risperidon (7,2 mg/d) eingestellt waren, blieb unter Olanzapin die initiale Besserung der Symptomatik bei signifikant mehr Patienten länger als 20 Wochen erhalten (p = 0,0001) ([7]). In einer sechsmonatigen doppelblinden, randomisierten Studie mit Olanzapin (mittlere Dosis 15,6 mg) und Quetiapin (mittlere Dosis 455,8 mg) konnte gezeigt werden, dass der Anteil der Patienten mit anhaltender Response und damit ohne Rezidiv unter Olanzapin signifikant höher war als unter Quetiapin (p < 0,05) (Abb. [1]) ([6]).

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SOHO-AWB zeigt hohe Therapiekonstanz unter Olanzapin

Die Wirksamkeit und die Verträglichkeit der Medikation spielen eine große Rolle für eine effiziente und erfolgreiche Langzeitbehandlung. Zunehmend spielt auch die subjektive Zufriedenheit des Patienten mit der Behandlung eine immer größere Rolle.

Die Anwendungsbeobachtung (AWB) SOHO (Schizophrenia Outpatient Health Outcomes) liefert umfangreiche Daten aus der "Real-life"-Situation über einen Behandlungszeitraum von drei Jahren ([3]). Die 12-Monatsdaten dieser in zehn europäischen Ländern mit insgesamt 10972 ambulanten Patienten durchgeführten naturalistischen Langzeituntersuchung zeigen Unterschiede innerhalb der Atypika.

Zu Beginn waren in Deutschland 2080 teilnehmende Patienten auf eine Neuroleptika-Monotherapie eingestellt; 73% führten die initiale Therapie auch noch nach einem Jahr fort. Unter Olanzapin ist nach zwölf Monaten die Therapiekonstanz mit 77,9% sehr hoch (Abb. [2]), unter anderen Atypika, wie Quetiapin (56,1%) oder Amisulprid (57,4%) dagegen deutlich geringer ([3]).

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Wie die SOHO-Daten nahe legen, scheint den mit Olanzapin behandelten Patienten die soziale Interaktion leichter zu fallen: Der Anteil Patienten ohne soziale Kontakte innerhalb der letzten vier zurückliegenden Wochen verbesserte sich in der Olanzapin-Kohorte von 29% zu Beginn der Behandlung auf 9% nach zwölf Monaten (Abb. [3]). Für Quetiapin und Amisulprid lag der Anteil der Patienten ohne soziale Kontakte nach zwölf Monaten bei 13% und 15% ([3]).

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Ein weiteres Indiz für die Effizienz der medikamentösen Therapie ist der Anteil der Patienten, der stationär aufgenommen werden muss. Die Daten der SOHO-AWB zeigen, dass es auch hier Unterschiede innerhalb der Gruppe der Atypika gibt. Während unter Olanzapin eine Hospitalisierung mit 9% der Patienten vergleichsweise selten ist, liegt diese bei Quetiapin (13%) oder Amisulprid (15%) deutlich höher ([3]).

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Mögliche Verbesserung der subjektiven Befindlichkeit

Die Ergebnisse der SOHO-AWB legen ein insgesamt besseres subjektives Wohlbefinden der Patienten, die Atypika einnehmen, gegenüber den Patienten, die mit Typika behandelt werden, nahe. Die subjektive Befindlichkeit wurde mit dem SWN-Score (Subjective Well-being under Neuroleptic treatment) erhoben.

Mit dieser Selbstbeurteilungsskala geben die Patienten beispielsweise an, ob sie sich in ihrem Körper wohl fühlen oder ihnen das Denken leicht fällt. Eine Auswertung der Selbstbeurteilung konnte zeigen, dass sich das subjektive Wohlbefinden der Patienten unter der Therapie mit Atypika kontinuierlich verbesserte. Am positivsten war die Lebensqualität in der Kohorte der mit Olanzapin behandelten Patienten. Nach zwölf Monaten betrug die mittlere Verbesserung unter Olanzapin 20 SWN-Punkte (Abb. [4]). Bezüglich der motorischen Nebenwirkungen gab es ebenfalls Unterschiede zwischen den Atypika-Kohorten. Während zu Beginn etwa 30-40% der dokumentierten Patienten extrapyramidal-motorische Störungen (EPMS) hatten, ergab sich nach zwölf Monaten eine deutliche Besserung innerhalb der Atypika. Nach zwölf Monaten unter Olanzapin war die Inzidenz mit 8% sehr gering, für Amisulprid (21%), Quetiapin (17%) und Risperidon (15%) deutlich höher ([3]).

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Psychoedukation bei Appetitsteigerung

In allen Neuroleptika-Gruppen der SOHO-AWB wurde nach zwölf Monaten eine Gewichtszunahme der Patienten (> 3 kg) dokumentiert. Dabei lag der Patientenanteil, bei dem ein Gewichtsanstieg verzeichnet wurde, zwischen 28% (Quetiapin) und 43% (Olanzapin).

Studien haben gezeigt, dass unterstützende Maßnahmen bei Appetitsteigerung und Gewichtszunahme in vielen Fällen helfen können, eine stärkere Gewichtszunahme zu vermeiden oder zu minimieren ([1], [4], [10], [11]). Das Gespräch mit dem Patienten über eine mögliche Appetitsteigerung von Anfang an und eine entsprechende Unterstützung im Rahmen der Psychoedukation spielen hierbei eine wichtige Rolle. Diese Möglichkeiten sollten ausgeschöpft werden, bevor durch eine Medikamentenumstellung das Risiko einer Symptom-Verschlechterung eingegangen wird.

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Fazit

Insgesamt bestätigen die Ergebnisse, dass mit Olanzapin eine zuverlässige Rezidivprophylaxe und eine hohe subjektive Lebensqualität der Patienten erreicht werden können.

U. Satzger-Harsch

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Literatur

  • 1 Allison DB . et al. . Antipsychotic-induced weight gain: a comprehensive research synthesis.  Am J Psychiatry . 1999;  156 (11) 1686-1696
  • 2 Beasley CM Jr . et al. . Olanzapine relapse prevention study group. A double-blind, randomized, placebo-controlled trial of olanzapine in the prevention of psychotic relapse.  J Clin Psychopharmacol. 2003;  23 (6) 582-594
  • 3 Czekalla J . et al. . Comparison of treatment outcomes with atypical antipsychotics in germany: 12-month data from the Schizophrenia Outpatient Health Outcomes (SOHO) study.   Nervenarzt. 2004;  Suppl 2 S54
  • 4 Faulkner G . et al. . Schizophrenia and weight management: a systematic review of interventions to control weight.  Acta Psychiatr Scand. 2003;  108 (5) 324-332
  • 5 Kane JM . et al. . Olanzapine vs. ziprasidone: results of the 28-week double-blind study in patients with schizophrenia.   J Psychopharmacol. 2003;  17 (suppl 3) A50
  • 6 Kinon . et al. . Superiority of olanzapine vs. quetiapine in improving overall function in patients with schizophrenia.   Presented at: Society of Biological Psychiatry, San Francisco, USA. 2003;  May 15-17
  • 7 Kinon BJ . et al. . Winter Workshop on Schizophrenia.  Davos, Schweiz. 2002; 
  • 8 Naber. et al.. Adherence and health related outcomes of antipsychotic treatment in germany: 12 month-results from the Schizophrenia Outpatient Health Outcomes (SOHO) study.  Nervenarzt. 2004;  Suppl 2 S82
  • 9 Tran PV . et al. . Oral olanzapine versus oral haloperidol in the maintenance treatment of schizophrenia and related psychoses.  B J Psychiatry. 1998;  172 499-505
  • 10 Vreeland B . et al. . A program for managing weight gain associated with atypical antipsychotics.  Psych Serv. 2003;  (54); 8 1155-1157
  • 11 Wirshing DA . et al. . Novel antipsychotics: comparison of weight gain liabilities.   J Clin Psychiatry. 1999;  60 (6) 358-363
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Literatur

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