Gesundheitswesen 2004; 66: 1-2
DOI: 10.1055/s-2004-812785
Vorwort
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Entwicklungen als Aufgabe

The Task of DevelopmentsV. Hingst1 , A. Zapf2
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Erlangen
  • 2Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
Further Information

Publication History

Publication Date:
21 September 2005 (online)

Voller Freude dürfen wir Ihnen das Sonderheft über unseren Kongress im Jahr 2003 vorlegen. Er fand vom 7. bis 9. April 2003 unter dem Titel „Risikoanalyse, Risikomanagement, Risikokommunikation” in Würzburg statt. Das Thema beschreibt Kernaufgaben des öffentlichen Gesundheitsdienstes.

Seit dem letzten Kongress im Jahr 2001 haben sich in Bayern umfangreiche Veränderungen ergeben. Veranstalter des Kongresses sind jetzt die Akademien für Gesundheit, Ernährung und Verbraucherschutz (AGEV). In der AGEV wurden die bisherige Akademie für das öffentliche Gesundheitswesen im Bayerischen Gesundheitsministerium und die Bayerische Akademie für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin zusammengefasst. Gleichzeitig wurden die AGEV in das mit Wirkung zum 1.1.2002 neu geschaffene Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) eingegliedert. Neben der organisatorischen Änderung wurde der Auftrag der AGEV deutlich erweitert. Zu den bisher eher humanmedizinisch geprägten Schwerpunkten und Themen kamen Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote für die Veterinärverwaltung, die Lebensmittel- und Pharmazieüberwachung, die Gewerbeaufsicht sowie ernährungsbezogene Inhalte hinzu. Daneben bieten die AGEV viele überfachliche Fortbildungsangebote an. Durch die Bündelung der Einrichtungen am LGL mit der damit verbundenen Ausschöpfung von Synergieeffekten konnte das Programm deutlich erweitert und vertieft werden.

Die Angebote entsprechen der bereits seit vielen Jahren in Bayern engen Zusammenarbeit zwischen öffentlichem Gesundheitsdienst, Veterinärfachverwaltung und Lebensmittelüberwachung. Dies drückt sich auch in dem neuen bayerischen Gesundheitsdienst- und Verbraucherschutzgesetz (GDVG) vom 24. Juli 2003 aus, das alle genannten Verwaltungszweige umfasst. Das Programm der AGEV für das Jahr 2004 können Sie der Homepage des LGL (www.lgl.bayern.de) entnehmen.

Aus den genannten Gründen haben wir das Themenspektrum des Kongresses nochmals erweitert. Der Kongress richtet sich jetzt neben dem Fachpublikum aus dem öffentlichen Gesundheitsdienst (Gesundheitsämter) auch an Beschäftigte aus den Veterinärämtern und der Lebensmittelüberwachung. Entsprechend der Zielgruppe der Zeitschrift „Das Gesundheitswesen” stellen wir Ihnen in diesem Sonderheft nur Arbeiten aus dem humanmedizinischen Themengebiet vor.

Das LGL ist in Bayern die zentrale Fachbehörde für den öffentlichen Gesundheitsdienst, die Veterinärfachverwaltung und die Lebensmittelüberwachung. Dazu kommen die Aufgaben im Bereich der Pharmazie und der Futtermittelüberwachung sowie verstärkt ernährungsbezogene Themen. Durch diese Zusammenführung ergeben sich vielfältige Impulse für den fachlichen Austausch und die Arbeit der AGEV.

Neben den AGEV gingen in das Landesamt die bisherigen Landesuntersuchungsämter für das Gesundheitswesen Nord- und Südbayern sowie Teile der Landwirtschaftsverwaltung ein. Die Hauptstelle und damit der Dienstsitz des Präsidenten befindet sich in Erlangen. Weitere Dienststellen liegen in Oberschleißheim und Würzburg. Mit der Gründung des LGL erfolgte eine umfassende Umstrukturierung auf Landesebene. Alle weiteren sechs Außenstellen des Landesamtes (z. B. in Augsburg, Regensburg, Nürnberg) wurden bereits oder werden in Kürze aufgelöst. Die neu geschaffene Behörde umfasst zurzeit etwa 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Auslöser für die Neustrukturierung war die Erkenntnis, dass neben die Untersuchungen der ehemaligen staatlichen Untersuchungsämter ganz erheblich fachlich konzeptionelle Aufgabenstellungen getreten sind. Die vorausschauende Sammlung und Analyse von Daten zur Beschreibung bzw. Überwachung von Risiken, die sich auf die menschliche und tierische Gesundheit oder die Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit auswirken (Risikoanalyse und Risikobewertung), haben erheblich an Bedeutung gewonnen. Darüber hinaus kommt der Risikokommunikation in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle zu. Nur durch umfassenden Austausch von Informationen können die aktuellen Herausforderungen angemessen bewältigt werden. Das anschließende Risikomanagement stützt sich auf die Erarbeitung und Umsetzung von angemessenen Programmen in den genannten Themenbereichen. Dies ist ganz wesentlich Aufgabe des öffentlichen Gesundheitsdienstes und muss sich daher angemessen in der Verwaltungsstruktur abbilden. Das Landesamt übernimmt dabei wichtige fachliche Aufgaben im Bereich der Politikberatung in einer Scharnierfunktion zwischen wissenschaftlichen Institutionen und dem Ministerium.

Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, mussten im LGL die Arbeitsabläufe neu geordnet werden. Das LGL untergliedert sich in die beiden Analyse- und Diagnostikzentren Nord und Süd, das Landesinstitut für Gesundheit und Ernährung und das Landesinstitut für Lebensmittel- und Veterinärwesen. Zusätzlich wurde die Grundsatzabteilung „Koordination und Strategie” geschaffen. Außerdem verfügt das LGL über eine Zentralabteilung.

Die Erfahrungen aus den letzten zwei Jahren ermutigen uns zu der Aussage, dass die Gründung des LGL für Bayern eine richtige und wegweisende Entscheidung darstellt und bereits jetzt wichtige Impulse für die fachliche Weiterentwicklung des öffentlichen Gesundheitsdienstes gegeben werden konnten. Bedeutend erscheint uns, dass im LGL die Risikobewertung und das Risikomanagement in einer Hand liegen. Bei einem doch überschaubaren Personalkörper lässt sich die notwendige Kompetenz für die schwierigen Sachentscheidungen nicht unbegrenzt vorhalten, so dass uns diese Lösung angemessen erscheint. Auch hat sich die Zusammenführung der unterschiedlichen Fachdisziplinen äußerst bewährt. Der interdisziplinäre Austausch führt zu bemerkenswerten fachlichen und inhaltlichen Impulsen für die tägliche Arbeit. Die Größe des Amtes ermöglicht die Bearbeitung von Aufgabenstellungen, die in den vorherigen kleinen Einrichtungen und den zahlreichen Standorten so nicht möglich gewesen waren. Das Argument der Ortsnähe verführt allzu leicht zu einer Zersplitterung der Kräfte.

Herr Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber hat in seiner Regierungserklärung vom 6.11.2003 deutlich gemacht, dass auf Ebene der Landesämter weitere Struktur- und Aufgabenänderungen erforderlich sind. Durch die vorhandene moderne Struktur, die mit dem LGL geschaffen wurde, konnte bereits jetzt eine gute Basis gefunden werden für die erfolgreiche Bewältigung zukünftiger alter und neuer Anforderungen.

Wir hoffen, das Lesen des Sonderheftes bereitet Ihnen fachlichen Gewinn und kann Ihnen neue Aspekte für Ihre tägliche Arbeit aufzeigen.

Prof. Dr. Volker Hingst Dr. Andreas Zapf

Prof. Dr. Volker Hingst

Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit

Eggenreuther Weg 43

91058 Erlangen

    >