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DOI: 10.1055/s-2003-45468
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Prostatakarzinom - Sinerem-verstärkte MRT verbessert Detektion okkulter Lymphknotenmetastasen
Publication History
Publication Date:
27 October 2003 (online)
Zusammenfassung
Die hochauflösende MRT unter Verwendung von monokristallinen superparamagnetischen Eisenoxid-Nanopartikeln als lymphknotenspezifisches Kontrastmittel (Sinerem in Europa, Combidex in den USA) besitzt eine höhere Treffsicherheit bei der Detektion okkulter Lymphknotenmetastasen bei Patienten mit Prostatakarzinom als die konventionelle MRT. Das ergab eine prospektive Studie aus den USA und den Niederlanden.
Mukesh G. Harisinghani und seine Mitarbeiter nahmen 80 Männer mit Prostatakarzinom im Stadium T1-T3 in die Studie auf. Bei allen Patienten wurde präoperativ eine MRT des Beckens durchgeführt, und zwar vor sowie 24 Stunden nach Verabreichung einer Sinerem-Infusion (2,6 mg Fe/kg in 15 bis 30 min). Es wurden Größe, Form und Signalverhalten der Lymphknoten bestimmt und die Ergebnisse mit den histologischen Befunden korreliert. Insgesamt konnten 334 Lymphknoten ausgewertet werden (N Engl J Med 2003; 348: 2491- 2499).
Histologisch fanden sich in 63 Lymphknoten von 33 Patienten Metastasen. 45 dieser Lymphknoten (71 %) erfüllten nicht die Malignitätskriterien der konventionellen MRT. Mit der Sineremverstärkten MRT wurden alle Patienten mit Lymphknotenmetastasen korrekt erfasst. Im Vergleich zur konventionellen MRT erhöhte sich damit die Sensitivität von 45 auf 100 %, die Spezifität von 79 auf 96 %, die diagnostische Genauigkeit stieg von 65 auf 97,5 %. Auch in der node-by-node-Analyse besaß die MRT mit Sinerem im Vergleich zur konventionellen Methode eine signifikant höhere Sensitivität (90 vs. 35 %). Spezifität (98 vs. 90 %) und Genauigkeit (97 vs. 76 %) waren ebenfalls höher. Alle falsch positiv bewerteten Lymphknoten waren größer als 10 mm und zeigten eine reaktive Hyperplasie. Offenbar spielen differenzialdiagnostische Probleme hier eine Rolle. In allen falsch negativen Fällen waren die Lymphknoten kleiner als 5 mm, womit sie unterhalb der gegenwärtigen MRT-Nachweisgrenze liegen dürften.
Die MRT mit Sinerem verbessert das präoperative Staging von okkulten Lymphknotenmetastasen bei Patienten mit Prostatakarzinom. Inwieweit dadurch das weitere klinische Management beeinflusst wird, werden größere prospektive Studien zu klären haben.
#Kommentar zur Studie
Die Studie unterstreicht, dass der Einsatz von ultrakleinen lyphknotenspezifischen superparamagnetischen Eisenoxidpartikel in der MRT die präoperative Diagnostik von Lymphknotenmetastasen deutlich verbessert.
Die vorliegende Studie beschreibt an sehr vielen Patienten die deutlich bessere Detektion von Lymphknotenmetastasen, wenn lymphknotenspezifische superparamagnetische Eisenoxidpartikel (SPIO) in Kombination mit der hochauflösenden MRT verwendet werden. SPIO können je nach Partikelgröße sowie Oberflächenbeschaffenheit als Kontrastmittel in der MRT von Leber und Milz (hohe Genauigkeit im Nachweis von Metastasen/primären Tumoren), zur Verbesserung der nicht-invasiven Lymphknotendiagnostik oder zur Charakterisierung von atherosklerotischen Plaques eingesetzt werden. Weitere, noch experimentelle Ansätze, sind die Verwendung von Partikeln mit verlängerter intravasaler Zirkulationszeit als Blutpool-Kontrastmittel etwa für die MR-Angiographie der Koronararterien.
Seit etwa 1995 wird die intravenöse MR-Lymphographie mit Sinerem oder Combidex mit verschiedenen Indikationsansätzen (HNO-Tumoren, Mammakarzinom, Bronchialkarzinom, Prostatakarzinom) durchgeführt. In mehreren Studien zeigte sich bereits der Trend, dass sich die Detektion von Lymphknotenmetastasen verbessert. Die aktuelle Arbeit bestätigt diesen Trend, da die Sensitivität und Spezifität der Metastasendetektion in Lymphknoten im Vergleich zur konventionellen MRT deutlich erhöht sind.
Probleme dieser Methode können sich aber durch die hohe Variabilität des Lymphflusses in Abhängigkeit von der Muskelaktivität oder des Kreislaufzustandes eines Individuums ergeben. Dies kann zu Schwankungen in der Anreicherung der SPIO in den Lymphknoten führen. Weiter derzeit noch limitierend sind die eingeschränkte räumliche Auflösung sowie mögliche Bewegungsartefakte, die die Beurteilung sehr kleiner Lymphknoten erschweren.
Die vorliegende Arbeit unterstreicht die deutliche Verbesserung der präoperativen Diagnostik von Lymphknotenmetastasen durch den Einsatz von ultrakleinen SPIO in der MRT. Damit ist die MRT derzeit das vielversprechendste diagnostische Verfahren zur Detektion kleiner Lymphknotenmetastasen. Weitere größere Studien sind notwendig, um insbesondere die potenziellen Auswirkungen auf das klinische Management (diagnostische Lymphadenektomie vermeidbar bzw. gezielter durchführbar) zu beurteilen.
Dr. Peter Kalden, Mainz
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