Der Nuklearmediziner 2003; 26(4): 231-232
DOI: 10.1055/s-2003-44829
Nachruf

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

em. Professor Dr. med. Friedrich Wolf *5.8.1930 - † 21.7.2003

em. Professor Dr. med. Friedrich Wolf *5.8.1930 - † 21.7.2003H. Feistel, T. Kuwert
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Publication Date:
19 December 2003 (online)

Am 21.7.2003 ist der emeritierte ordentliche Professor Dr. med. Friedrich Wolf verstorben. Mit ihm vermissen wir einen Arzt und Wissenschaftler, der nicht nur die Nuklearmedizinische Universitätsklinik in Erlangen aufgebaut hat, sondern darüber hinaus auch maßgeblich an der Etablierung unseres Faches als selbständiger klinischer Disziplin in Deutschland und in Europa beteiligt war.

Friedrich Wolf wurde 1930 in Hof an der Saale geboren und studierte nach Abitur 1948 an einem Humanistischen Gymnasium Humanmedizin in Erlangen. Nach dem Studium wandte er sich einer klinischen Ausbildung zum Internisten bei Herrn Professor Henning zu, sein wissenschaftliches Interesse galt jedoch schon damals der Diagnostik und Therapie mit offenen radioaktiven Isotopen. Herr Professor Wolf baute 1953 im 3. Stock der Medizinischen Klinik in Erlangen die ersten radioaktiven Tierlabors auf und promovierte sich mit dem Thema „Der Radiojodtest bei ganzkörperbestrahlten Ratten am lebenden Tier gemessen (mit Untersuchungen über aktiven Strahlenschutz)”. Nach Forschungsaufenthalten in England, unter anderem am britischen Forschungszentrum in Harvell, führte er nuklearmedizinische Untersuchungs- und Behandlungsverfahren auch in Erlangen ein. 1964 habilitierte er sich über die „Radioisotopen-Clearance-Untersuchungen der Leber unter besonderer Berücksichtigung allgemeiner kinetischer und spektrometrischer Probleme” und erwarb interessanterweise die Lehrbefugnis sowohl für Innere Medizin als auch für Nuklearmedizin. 1973 wurde Friedrich Wolf zum Ordinarius für Klinische Nuklearmedizin in Erlangen ernannt und mit der Leitung der Nuklearmedizinischen Klinik der Friedrich-Alexander-Universität betraut.

Wie bei allen Pionieren aus dieser Zeit des nuklearmedizinischen Aufbruchs bestand in den siebziger Jahren die Notwendigkeit, das Fach klinisch zu etablieren, was ihm in Erlangen zweifellos gelang, und die inselartig aufsprießenden Isotopenabteilungen in Deutschland zu einer handlungsstarken Fachgesellschaft zusammenzuführen. Darüber hinaus erkannte Friedrich Wolf frühzeitig die Vorteile einer internationalen Vernetzung und knüpfte eine Vielzahl von Kontakten in das europäische Ausland und insbesondere nach Ungarn. In Anerkennung seiner Verdienste um die deutsch-ungarische Kooperation auf dem Gebiet der Nuklearmedizin wurde er 1985 durch die Verleihung der Georg-von-Hevesy-Medaille geehrt, der höchsten Auszeichnung, die die ungarische Fachgesellschaft vergibt.

1980 war Herr Wolf Kongresspräsident der Jahrestagung der Society of Nuclear Medicine Europe, die in Nürnberg abgehalten wurde. Dort wurde das Zusammengehen der beiden damals bestehenden europäischen Gesellschaften für Nuklearmedizin beschlossen, die Fusion erfolgte einige Jahre später in Budapest zur European Association of Nuclear Medicine. 1985-1991 war Herr Wolf Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin, 1983 Dekan der Medizinischen Fakultät. 1982-1983 und 1985-1987 war er Mitglied des Senats der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Für die Entwicklung des Faches Nuklearmedizin in Deutschland waren insbesondere die langjährige Mitgliedschaft von Herrn Wolf in der Strahlenschutzkommission der Bundesärztekammer und seine Beteiligung an der Einführung des Facharztes für Nuklearmedizin in Deutschland wichtig.

Auch über seine Emeritierung hinaus, die am 31.3.1997 nach 24-jähriger Tätigkeit als Ordinarius erfolgte, blieb er seinem Fach weiterhin aktiv treu, insbesondere stand er seinen Nachfolgern stets mit guten Ratschlägen für die Weiterentwicklung der von ihm begründeten Klinik zur Verfügung und arbeitete aktiv an der Konzeption des europäischen Facharztes und in der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin mit. So verwundert es nicht, dass er 2001 zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin ernannt wurde.

Friedrich Wolf beeindruckte mit seiner Persönlichkeit, in der Fleiß, Bescheidenheit und kraftvolle Eloquenz eine ungewöhnliche Verbindung eingegangen waren. Seine persönliche Integrität und politische Weitsicht waren vorbildhaft und wirken durch sein Lebenswerk in die Zukunft hinein.

Alles hat seine bestimmte Stunde, und jedes Vorhaben unter dem Himmel hat seine Zeit (Pred 3,1). Wir werden Friedrich Wolf in Erlangen und Bayreuth ein ehrendes Angedenken bewahren.