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DOI: 10.1055/s-2003-42854
Eingangsbelastung der Patient(inn)en und Ergebnisqualität der Rehabilitation nach Schlaganfall
Resultate einer arztseitigen und patientenseitigen Untersuchung in drei neurologischen Kliniken mit Follow-up nach 6 MonatenInitial Status of Patients and Effects of Rehabilitation after StrokeAnalysis of a Patients’ and a Physicians’ Questionnaire in three Neurological Rehabilitation Centres with Follow-up after 6 MonthsPublication History
Publication Date:
10 October 2003 (online)


Zusammenfassung
Die Rehabilitation nach Schlaganfall steht mit der Behandlung von Patient(inn)en, die häufig in ihren kognitiven und kommunikativen Funktionen stark eingeschränkt sind, vor ganz spezifischen Aufgaben und nimmt insofern eine gewisse Sonderstellung ein. Entsprechend wenig ist außerhalb der neurologischen Fachöffentlichkeit darüber bekannt, mit welchen Eingangsbelastungen und Schweregraden von Funktionseinschränkungen die Patient(inn)en zur Rehabilitation kommen und welche Verbesserungen erzielt werden. Die vorliegende Untersuchung beschreibt deshalb zunächst relativ ausführlich unausgelesene Stichproben konsekutiver Schlaganfall-Patient(inn)en (n = 758) aus drei neurologischen Kliniken der Wittgensteiner Kliniken AG (WKA). Dabei zeigt sich, dass das Patientengut der Kliniken sehr inhomogen ist und von Patienten ohne neurologische Funktionsausfälle bis zu intensivmedizinisch überwachungspflichtigen Patienten reicht, wobei der „case mix” in den drei Kliniken erhebliche Unterschiede aufweist. Die Prüfung der Ergebnisqualität bei Rehabilitationsmaßnahmen nach Schlaganfall steht u. a. vor dem methodischen Problem, dass einerseits viele Patient(inn)en in den Phasen B und C wegen neurologischer und neuropsychologischer Funktionsstörungen einen Patientenfragebogen nicht beantworten können, andererseits aber ein auf diese Patienten ausgerichteter Arztbogen bei den leichter beeinträchtigten Patienten der Phase D so starke „Deckeneffekte” erzeugt, dass Verbesserungen nicht mehr abgebildet werden können. In der vorliegenden Studie wurde deshalb ein Instrumentarium erprobt, das einen Arztbogen mit einem Patientenfragebogen kombiniert. Die Ergebnisse zeigen, dass etwa 50 % der Patient(inn)en nicht in der Lage waren, einen Patientenfragebogen zu beantworten. Die Funktionsparameter des Arztbogens zeigten am Ende der Maßnahmen hochsignifikante Verbesserungen, die als „starke” Effekte zu interpretieren sind (Effektstärken = 1,0 - 1,3). Für die neurologisch weniger beeinträchtigten Fälle ergaben sich im Patientenfragebogen IRES auf den somatischen und psychosozialen Skalen zu Reha-Ende ebenfalls starke Verbesserungen, die auch nach 6 Monaten noch knapp im Bereich „starker” Effekte lagen. Auf den Skalen der „Funktionsfähigkeit im Alltag” allerdings fielen die Effekte sehr viel niedriger aus. Abschließend konnten Prädiktoren sowohl für die Dauer der Maßnahmen (R2 = 0,42) als auch für die Reha-Effekte (R2 = 0,74) ermittelt werden. Solche Prädiktoren sollten u. a. bei Klinikvergleichen statistisch kontrolliert werden, um faire Vergleiche zwischen Kliniken mit unterschiedlichem „case mix” zu ermöglichen.
Abstract
Rehabilitation after stroke has to face specific problems when treating patients with more or less severe disabilities in cognition and communication. Correspondingly, stroke rehabilitation takes a special position within the larger field of rehabilitation, and relatively little is known outside the neurological scientific community about the status of patients at admission, the case mix in the centres and the short- and medium-term effects of rehabilitation. The present study describes in some detail the initial status in unselected samples of consecutive patients (n = 768) from three neurological rehabilitation centres. The description shows a very inconsistent picture in all centres, ranging from patients with no neurological deficits to patients needing intensive care. Across the centres, we found remarkable differences in case mix. In order to measure the effects of rehabilitation after stroke, an instrument was developed that combines a physicians’ questionnaire aiming at an assessment of the severely disabled cases with a patients’ questionnaire for the less severe cases for which the physicians’ questionnaire would show „ceiling effects” so that improvements could no longer be depicted. The application of the instrument showed that about 50 % of the sample were not capable of answering the patients’ questionnaire. For the patients with neurological deficits, the functional parameters of the physicians’ questionnaire showed significant improvements at discharge that can be interpreted as „strong” effects (effect sizes 1.0-1.3). For the patients with less severe deficits (and usually in later stages of the rehabilitation process), the patients’ questionnaire showed „strong” improvements on the somatic and psychosocial scales both at discharge and 6 months later. On the functional scales, however, only small improvements were found. Finally, predictors could be identified that explain a large amount of the variance for length of stay (R2 = .42) as well as for the effects of rehabilitation (R2 = .74). When comparing effects across rehabilitation units with differences of case mix, these predictors should be statistically controlled in order to assure fair comparisons.
Schlüsselwörter
Neurologische Rehabilitation - Schlaganfall - Rehabilitationseffekte - Messinstrumente - Prädiktoren - Rehabilitationsdauer
Key words
Neurological rehabilitation - stroke - rehabilitation effects - measurement instruments - predictors - length of stay