Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2003; 38(8): 505
DOI: 10.1055/s-2003-41189
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Aktuelle organisatorische Fragen in der englischen Kinder-Herzanästhesie

Current Organisational Aspects of Paediatric Cardiac Anaesthesia in the UKM.  Leuwer1
  • 1University Department of Anaesthesia, Clinical Department, Liverpool
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Publication Date:
07 August 2003 (online)

Seit Mitte der 90er-Jahre beschäftigt sich eine Reihe von anglo-amerikanischen Autoren [1] [2] [3] [4] [5] intensiv mit Problemen, die die Organisation von Kinder-Herzchirurgie und die Aus- bzw. Weiterbildung der in diesem Gebiet tätigen Chirurgen und Anästhesisten betreffen. Im United Kingdom fand und findet diese Diskussion ein erstaunlich breites Echo in der nicht-medizinischen Presse und in anderen Medien.

Die Erklärung hierfür ist, dass eine Serie von Todesfällen in den 80er- und frühen 90er-Jahren im Bristol Royal Infirmary zu einem öffentlichen Skandal führte, der die damalige Regierung zur Durchführung einer öffentlichen Untersuchung zwang. Die Kernempfehlung des im Jahre 2001 veröffentlichten Untersuchungskommissionsberichts ist, Expertise und Finanzmittel zu zentralisieren und „occasional practice” zu unterbinden [1]. In diesem wird vorgeschlagen, dass:

jedes Kinder-Herzchirurgie-Zentrum wenigstens 300 Eingriffe pro Jahr durchführen sollte jedes dieser Zentren über wenigstens 3 Herzchirurgen verfügen sollte, die ihrerseits jeweils wenigstens 4 operative Sessions pro Woche der operativen Korrektur von kongenitalen Herzfehlern widmen sollten (1 session = 1 notional half-day = 3,5 Stunden) jeder involvierte Anästhesist wenigstens 1 Session pro Woche diesen Eingriffen widmen sollte jeder involvierte Anästhesist ein spezielles Training sowohl in der Kinderanästhesie als auch in der Narkoseführung bei operativen Eingriffen zur Korrektur kongenitaler Herzfehler absolviert haben sollte.

Diese Empfehlungen sind zweifellos vernünftig und werden gestützt durch eine Reihe von amerikanischen Untersuchungen, die einen umgekehrt proportionalen. Zusammenhang zwischen der Zahl der kinderherz-chirurgischen Eingriffe und der Mortalität im jeweiligen Zentrum nahelegen [2] [3] [4] [5].

Es sollte aber nicht unerwähnt bleiben, dass das nationale Audit „Kinder-Herzchirurgie 2001” im United Kingdom keinen signifikanten Mortalitätsunterschied zwischen Zentren feststellen konnte.

Dieses Audit bezog sich auf eine Situation, in der bei einer Bevölkerung von ca. 55 Millionen an 12 Zentren mit im Durchschnitt jeweils zwei spezialisierten Chirurgen ca. 3200 Eingriffe, d. h. ca. 130 Eingriffe pro Jahr pro Chirurg durchgeführt wurden. Da die Mortalität im internationalen Vergleich akzeptabel war, haben viele englische Kollegen, die sich speziell in der Kinder-Herzchirurgie und Anästhesie engagieren Schwierigkeiten, zu akzeptieren, dass die Anzahl der vorhandenen Zentren reduziert werden sollte.

In diesem Sinne würden sich die Autoren der folgenden Übersicht über Zuschriften von interessierten Kollegen aus deutsch-sprachigen Ländern freuen.

Literatur

  • 1 Bristol Royal Infirmary Inquiry. 2001 www.bristol-inquiry.org/
  • 2 Spiegelhalter D J. Mortality and volume of cases in paediatric cardiac surgery: retrospective study based on routinely collected data.  Br Med J. 2001;  323 1-5
  • 3 Hannan E L, Racz M, Kavey R E. et al . Pediatric cardiac surgery: the effect of hospital and surgeon volume on in-hospital mortality.  Pediatr. 1998;  101 963-969
  • 4 Jenkins K J, Newburger J W, Lock J E. et al . In-hospital mortality for surgical repair of congenital heart defects: preliminary observations of variation by hospital caseload.  Pediatr. 1995;  95 323-330
  • 5 Sollano J A, Gelijns A C, Moskowitz A J. et al . Volume-outcome relationships in cardiovascular operations: New York State, 1990 - 1995.  J Thorac Cardiovasc Surg. 1999;  117 419-428

Prof. Dr. med. Martin Leuwer

University Department of Anaesthesia, Clinical Department

Daulby Street

L693GA Liverpool

Großbritanien

Email: mleuwer@liv.ac.uk