Dtsch Med Wochenschr 2003; 128(25/26): 1420
DOI: 10.1055/s-2003-40111
Leserbriefe
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Fallstricke Hypertoniemanagement - Fehleinschätzungen in Diagnostik und Therapie

Zum Beitrag aus DMW 45/2002
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Publication Date:
18 June 2003 (online)

Prinzipiell ist den Autoren [1] hinsichtlich der Bedeutung der Frequenzsenkung und der Wichtigkeit der Erfassung einer Störung der sympatho-vagalen Balance absolut zuzustimmen.

Auf einige Ergänzungen sei hingewiesen:

Die Zeitdauer des bestehenden Diabetes wird in der Anamnese nicht benannt. Bei den Laborwerten fällt eine Mikroalbuminurie mit 32 mg/l auf. Unterstellt man, dass im Allgemeinen mit einer Urinausscheidung > 1 l/d zu rechnen ist, liegt annehmbar eine diabetische Nephropathie im Stadium III vor. Angaben zu weiteren Diabetes-Folgeerkrankungen (Retinopathie, Polyneuropathie) werden nicht gemacht. Im Rahmen der Kipptisch-Untersuchung wird eine Ruhe-Herzfrequenz von 92 mitgeteilt. Diese Ruhetachykardie könnte als Zeichen einer kardialen autonomen Neuropathie gedeutet werden. Im Zusammenhang mit Mikroalbuminurie und inverser zirkandianer Blutdruckrhythmik könnten all diese Befunde als Diabetes-Folgeschäden bei gestörter sympatho-vagaler Balance gedeutet werden. Diese Konstellation ist bei Diabetikern außerordentlich häufig zu erheben.

Einfachste diagnostische Maßnahme zur Erfassung einer gestörten sympatho-vagalen Balance ist das EKG mit tiefer In- und Exspiration. Fehlt die respiratorische Arrhythmie und liegt eine Ruhetachykardie vor, kann eine kardiale autonome Neuropathie angenommen werden. Findet sich dann noch eine inverse zirkadiane Blutdruckrhythmik sowie eine Mikroalbuminurie, wird diese Diagnose weiter untermauert. Bei derartigen Befunden bei Diabetikern sollten alle Antihypertensiva vermieden werden, die zu einer Aktivierung des Sympathikus führen. Antihypertensiva der 1. Wahl sind β-Blocker und die weiteren von den Autoren genannten Präparate. Diese therapeutische Strategie wird auch in den aktuellen Leitlinien zum Thema noch zu wenig beachtet.

Literatur

  • 1 Scholze J, Rautenberg B, Hansen A. Fallstricke Hypertoniemanagement - Fehleinschätzungen in Diagnostik und Therapie.  Dtsch Med Wochenschr. 2002;  127 2383-2386
  • 2 Weck M, Tank J, Mölle A, Schulze J. Antihypertensive Differentialtherapie bei Diabetikern unter besonderer Berücksichtigung der sympathovagalen Balance und der renalen Funktion.  Diabetes und Stoffwechsel. 2000;  9 289-298

Autor

Priv.-Doz. Dr. med. habil. M. Weck

Klinik BAVARIA Kreischa, Abt. Diabetes, Stoffwechsel u. Endokrinologie

An der Wolfsschlucht 1-3

01731 Kreischa