PiD - Psychotherapie im Dialog 2003; 4(2): 119-123
DOI: 10.1055/s-2003-39519
Aus der Praxis
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Exposition in vivo in der Behandlung von Alkoholabhängigen

Johannes  Lindenmeyer
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Publication Date:
27 May 2003 (online)

Abstract

Aktuelle Ergebnisse der psychologischen und der neurophysiologischen Suchtforschung deuten übereinstimmend auf dauerhafte Veränderungen im Belohnungszentrum im Verlauf einer Suchtentwicklung hin, die unter dem Begriff des sog. „Suchtgedächtnisses” mit dem Auftreten von Rückfällen von Betroffenen auch nach längerer Abstinenz in Zusammenhang gebracht werden. Mit der Expositionsbehandlung in vivo wurde ein verhaltenstherapeutisches Standardverfahren bei anderen Störungsbereichen in der Behandlung von Suchtkranken übernommen, um die den Betroffenen oftmals nicht bewussten Wahrnehmungs-, Reaktions- bzw. Bewertungstendenzen durch Neuerfahrung in Rückfallrisikosituationen zu verändern. Das Verfahren wird anhand des Fallbeispiels eines Alkoholabhängigen erläutert. Schließlich wird der Forschungsstand zur Wirksamkeit dieses Vorgehens skizziert.

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Dr. rer. nat. Johannes Lindenmeyer,Dipl.-Psych. 

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