Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(50): 2689-2693
DOI: 10.1055/s-2002-36111
Ethik in der Medizin
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ethische Entscheidungen am Ende des Lebens - Grundsätze, Unsicherheiten, Perspektiven

Ethical decisions at the end of life: principles, uncertainties, perspectivesM. Weber1 , K. Kutzer2
  • 1Universitätskliniken Mainz, III. Medizinische Klinik (Direktor: Prof. Dr. Christoph Huber)
  • 2Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof a.D., Karlsbad
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Publikationsverlauf

eingereicht: 12.9.2002

akzeptiert: 26.11.2002

Publikationsdatum:
13. Dezember 2002 (online)

Ärztliches Handeln orientiert sich an aktuellen medizinischen Standards, an den jeweils gültigen Rechtsnormen, am Standesrecht und an medizinethischen Leitlinien. Für letztere sind drei Eckpunkte maßgeblich [2] [6] :

die Achtung der Autonomie des Patienten („Voluntas aegroti”, Selbstbestimmungsrecht), die Ausrichtung am Wohl des Patienten („Salus aegroti”) unter Abwägung des möglichen Nutzens („Beneficence”) und des möglichen Schadens („Non-maleficence”), die Wahrung der gerechten Verteilung der vorhandenen Mittel (Fairness und Gerechtigkeit).

Diese Prinzipien gelten für alle Bereiche ärztlichen Handelns. Speziell für die Sterbebegleitung veröffentlichte die Bundesärztekammer (BÄK) 1998 „Die Grundsätze zur ärztlichen Sterbebegleitung” [3] . Der vorliegende Beitrag geht auf die Kernaussagen dieser Grundsätze ein und ruft die juristischen Hintergründe in Erinnerung. Gleichzeitig sollen die vielfachen Unsicherheiten in der konkreten Umsetzung dieser Grundsätze dargestellt und notwendige Initiativen der Legislative aufgezeigt werden. Dabei wird insbesondere Bezug genommen auf eine im November 2001 veröffentlichte Ärztebefragung in Rheinland-Pfalz [20] . Bei dieser Befragung war 1058 Ärzten, die von 1995-1999 an onkologischen und palliativmedizinischen Fortbildungen des Tumorzentrums teilgenommen hatten, ein Vordruck mit 11 Fragen zur Praxis ethischer Entscheidungen am Ende des Lebens zugesandt worden. 427 Fragebogen konnten ausgewertet werden (Rücklaufquote 41 %).

Literatur

  • 1 Handreichungen für Ärzte zum Umgang mit Patientenverfügungen.  Dt Ärztebl. 1999;  96 B2195-2196
  • 2 Beauchamp T L, Childress J F. Principles of biomedical ethics. New York: Oxford University Press 1994
  • 3 Beleites E. Wegweiser für ärztliches Handeln.  Dt Ärztebl. 1998;  95 B1851-1853
  • 4 Borasio G D. Beendigung der Beatmung bei Patienten mit amyotropher Lateralsklerose.   Med Klin. 1996;  91 (Suppl 2) 51-52
  • 5 Brody H, Campbell M L, Faber Langendoen K, Ogle K S. Withdrawing intensive life-sustaining treatment.  N Engl J Med. 1997;  336 652-657
  • 6 Doerries A. Perspektiven der Gesundheitsökonomie in der Onkologie. Ethische Betrachtungsweise.  Onkologe. 1999;  5 623-628
  • 7 Dunphy K. et al . Rehydration in palliative and terminal care.  Palliat Med. 1995;  9 221-228
  • 8 Eser A. et al .Lexikon: Medizin Ethik Recht. Freiburg Basel Wien: Herder 1989
  • 9 Fuchs T, Lauter H. Euthanasie.  Dt Ärztebl. 1997;  94 B186-188
  • 10 Grabar E. Sterbehilfe. In den Tod pflegen.  Dt Ärztebl. 2002;  99 B1242-1242
  • 11 Husebö S. Ethik. Berlin Heidelberg: Springer In: Husebö S, Klaschik E (Hrsg.): Palliativmedizin. Praktische Einführung in Schmerztherapie, Symptomkontrolle, Ethik und Kommunikation. 2. Aufl 2000: 35-105
  • 12 Klaschik E. Sterbehilfe - Sterbebegleitung.  Internist. 1999;  40 276-282
  • 13 Lo B. et al . The Wendland case. Withdrawing life support from incompetent patients who are not terminally ill.  N Engl J Med. 2002;  346 1489-1493
  • 14 Musgrave C F, Bartal N, Opstad J. The sensation of thirst in dying patients receiving i. v. hydration.  J Palliat Care. 1995;  11 17-21
  • 15 Opderbecke H W, Weissauer W. Grenzen intensivmedizinischer Behandlungsverzicht. Teil 2: Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin.  Der Anaesthesist. 1999;  48 213-217
  • 16 Printz L A. Terminal dehydration, a compassionate treatment.  Arch intern med. 1992;  152 697-700
  • 17 Straetling M. et al . Entscheidungen am Lebensende in Deutschland aus empirisch-wissenschaftlicher Sicht.  Schleswig-Holst Ärztebl. 2002;  55 62-67
  • 18 Ulsenheimer K. Aktive und passive Sterbehilfe aus der Sicht der Rechtsprechung.  Internist. 2000;  41 648-653
  • 19 Viola R A, Wells G A, Peterson J. The effects of fluid status and fluid therapy on the dying: a systematic review.  J Palliat Care. 1997;  13 41-52
  • 20 Weber M, Stiehl M, Reiter J, Rittner C. Ethische Entscheidungen am Ende des Lebens. Sorgsames Abwägen der jeweiligen Situation. Ergebnisse einer Ärztebefragung in Rheinland-Pfalz.  Dt Ärztebl. 2001;  98 A3184-3188

Dr. Martin Weber

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