Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(37): 1875
DOI: 10.1055/s-2002-34062
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Rheumatologie im Wandel der Zeit

Rheumatology on the moveT. Dörner1 , W. Siegenthaler2 , G. R. Burmester1
  • 1Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie, Campus Charité Mitte, Berlin
  • 2Prof. Dr. med. Dr. h.c. Walter Siegenthaler, Forsterstr. 61, CH-8044 Zürich
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Publication Date:
12 September 2002 (online)

Das DMW Schwerpunktheft Rheumatologie erscheint zum diesjährigen 31. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), der vom 18.-21. September 2002 in Berlin stattfindet. Die Gesellschaft begeht nunmehr ihren 75. Geburtstag und gehört damit wohl zu den ältesten deutschen Fachgesellschaften.

Die Bedeutung muskuloskeletaler Erkrankungen, bei denen in der Rheumatologie in Deutschland derzeit v. a. entzündlich-rheumatische Erkrankungen im Mittelpunkt stehen, spiegelt sich z. B. in der Ausrufung der „Bone and Joint Decade” durch die WHO, aber auch auf dem Kongress der DGRh wider. Etwa 1,3 Millionen Deutsche leiden an einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung. Daraus ist die volkswirtschaftliche Bedeutung einer frühzeitigen Diagnosestellung, aber auch einer qualifizierten Betreuung und Rehabilitation der Betroffenen ablesbar.

Tiefere Einblicke in die Pathogenese rheumatischer und klinisch-immunologischer Erkrankungen haben nicht nur zu einem besseren Verständnis zu Entstehung und Fortbestehen entzündlich-rheumatischer Erkrankungen geführt, sondern auch Grundlagen für spezifischere Therapieformen geschaffen, die sich deutlich von bisherigen Therapiestrategien unterscheiden. Gerade die Anwendung immunologischer und zunehmend molekularbiologischer Methoden, aber auch die Fortschritte in der Bildgebung haben der Rheumatologie in den letzten Jahren geholfen, entzündlich-rheumatische Erkrankungen besser zu diagnostizieren und zu behandeln. In diesem Zusammenhang erleben wir mit der Einführung der Substanzen gegen TNFα sowie der Interleukin-1-Rezeptorantagonisten(IL-1Ra) bei rheumatoider Arthritis als häufigster entzündlich-rheumatischer Erkrankung, eine neue Epoche für das Fachgebiet. Voraussetzungen hierfür waren Untersuchungen zur Pathogenese, durch die diese neuen Therapieprinzipien identifiziert werden konnten.

In diesem Heft werden aktuelle Aspekte des Fachgebietes vorgestellt, die exemplarisch für die Fortschritte in wesentlichen Bereichen der Rheumatologie stehen. Die Möglichkeiten der Behandlung bei Vaskulitiden haben sich nach Etablierung der Cyclophosphamidtherapie für einige Patienten nach den ermutigenden Daten der Anti-TNFa-Behandlung der rheumatoiden Arthritis durch diese Biologika erweitert, wie im Beitrag von Lamprecht et al. (Lübeck/Bad Bramstedt) für Patienten mit bislang therapierefraktärer Wegener-Granulomatose dargestellt. Wie bei nahezu allen therapeutischen Fortschritten sehen wir auch hier eine Veränderung des Nebenwirkungsspektrums, insbesondere Infektionen - wie auch in diesem Beitrag dargestellt.

Unverändert bewirken zudem diagnostische Fortschritte in der Bildgebung und Labordiagnostik eine Verbesserung in der Patientenbetreuung. Die Einführung der Schnittbildtechniken und auch der Arthrosonographie haben uns valide Methoden der Bildgebung in die Hand gegeben, wie der Beitrag von M. Backhaus und Mitarbeiter (Berlin) belegt. Andererseits wird durch die Arbeit von Sieper (Berlin) der diagnostische Fortschritt bei reaktiven Arthritiden in den wichtigen Zusammenhang zu den Testgütekriterien gebracht, um die daraus erwachsenden Therapieentscheidungen zu fundieren.

Von großer Bedeutung für den wissenschaftlichen Erkenntniszuwachs sowohl auf der Ebene der Grundlagen als auch zur Durchführung nationaler Studien, der Anlage von Materialbanken sowie zur weiteren Erhebung epidemiologischer und sozioökonomischer Daten hat sich das Kompetenznetz Rheuma seit 1999 bewährt und wird näher durch den Beitrag von Rautenstrauch (Bad Schussenried) vorgestellt.

Das Hauptanliegen der deutschen Rheumatologen in enger Zusammenarbeit mit anderen internistischen Fachdisziplinen und den Hausärzten besteht unverändert darin, unter Berücksichtigung neuester Ergebnisse im Bereich der rheumatologischen Forschung und Therapie, die Betreuung der Rheumakranken in Deutschland - auch in durch Sparzwängen gekennzeichneten Zeiten - auf ein international akzeptables Niveau zu führen.

Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Dörner

Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie, Campus Charité Mitte, Berlin

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