Laryngorhinootologie 2002; 81(3): 163
DOI: 10.1055/s-2002-25043
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Worte der Verbundenheit zum 65. Geburtstag von Herrn Professor Dr. Jan Helms

Words of Acknowledgement and Friendship on the 65th Birthday Anniversary of Professor Dr. Jan HelmsD.  Plester
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Publication Date:
12 April 2002 (online)

Eigentlich wollte Herr Helms Internist werden. Die Medizinalassistenzzeit bei Herrn Prof. Bock und eine zweijährige Ausbildung in der Biochemie in Marburg waren eine solide Grundlage. Offenbar reizte ihn der intellektuelle Anspruch gerade dieses Gebietes mit seinen neuen, außerordentlich weitreichenden diagnostischen und auch therapeutischen Möglichkeiten. Doch die Familie, vor allem wohl sein Vater, der als hoch angesehener Hals-Nasen-Ohrenarzt in Lüchow-Dannenberg tätig war, hätte es gern gesehen, wenn der Sohn die Praxis einmal übernommen hätte. Der Vater riet ihm, sich zumindest einmal mit der HNO-Heilkunde - wenn auch nur als Medizinalassistent - vertraut zu machen. Vater Helms und Herr Fleischer, damals noch Chefarzt in Hamburg-Heidberg, waren seit Jahren gut bekannt und so war es naheliegend, den „Schnupperkurs” über sechs Monate bei Herrn Fleischer abzulegen. Herr Fleischer erkannte schnell die besonderen Fähigkeiten unseres Jubilars und bedauerte, dass eine intensivere wissenschaftliche Tätigkeit an seiner Hamburger Abteilung und damit der Beginn einer eventuellen Universitätslaufbahn nicht möglich waren. Herr Fleischer kannte die Tübinger Verhältnisse, hinzu kam, dass die Familie von Herrn Helms in Tübingen lebte. So bedurfte es keiner Überredung für das junge Paar, die Übersiedlung nach Tübingen zu erwägen und Herr Helms bewarb sich bei mir 1967. Die theoretische Vorbildung in der Biochemie und physiologischen Chemie, seine vorzüglichen Zeugnisse, vor allem aber eine ausführliche Besprechung mit Herrn Fleischer ließen mich nicht zögern, ihm eine Assistentenstelle zuzusagen. Er war sozusagen einer der Mitarbeiter der ersten Stunde, denn ich selbst war nur wenige Monate vorher nach Tübingen berufen worden. Der Zustand der Klinik und auch der Ruf in der Fakultät waren aus Gründen, die ich hier nicht erörtern möchte, desolat.

Es ist eines der besonderen Verdienste von Herrn Helms, in Zusammenarbeit mit Herrn Hildmann und Herrn Steinbach, das äußere und innere Bild der Klinik prägend mitgestaltet zu haben.

Es war schon bald offensichtlich, dass der neue Mitarbeiter über ein vorzügliches operatives Geschick verfügte. Er beherrschte nach wenigen Jahren die ganze Palette der operativen Möglichkeiten unseres Faches. Mehrere Besuche bei Herrn Fisch in Zürich erweiterten sein Wissen in der Chirurgie des Kleinhirnbrückenwinkels und der hinteren Schädelgrube. Bestimmte klinische Beobachtungen am normalen oder operierten Trommelfell veranlassten ihn, das Schwingungsmuster der Paukenabdeckung und der Gehörknöchelchenkette nach akustischer Belastung zu untersuchen. Diese Befunde haben auch heute ihre Gültigkeit und wurden von Tonndorf, dem seinerzeit erfahrensten Audiologen in den USA, bestätigt. Sie waren das Thema seiner Habilitationsschrift.

Noch als Privatdozent erhielt er 1976 nach neun Jahren der Tätigkeit in Tübingen den Ruf an die Mainzer Klinik. Ich erinnere mich eines langen, nächtlichen Gespräches mit dem Neurochirurgen Schürmann, in dem ich ihn davon überzeugte, dass die Mainzer Fakultät für die Neubesetzung des Lehrstuhls unseres Faches keinen besseren Kandidaten im deutschen Sprachraum finden könne. Gerade die Zusammenarbeit mit den Neurochirurgen in Mainz, vor allem auch mit Herrn Samii, sollte sich als besonders fruchtbar erweisen und wurden in Würzburg mit den Neurochirurgen Bushe und Roosen sehr erfolgreich fortgesetzt.

Der Höhepunkt der wissenschaftlichen und klinischen Laufbahn von Herrn Helms war sicherlich die Berufung an eine der größten und schönsten Hals-Nasen-Ohrenkliniken in Würzburg 1987. Von Wullstein großzügig erbaut, hatte die Klinik eine bedeutende otologische Tradition. Mit dem ihm eigenen Elan setzte Herr Helms diese Tradition fort und führte die Klinik zu einer der angesehensten Institutionen der Bundesrepublik. Hervorzuheben sind insbesondere die Beiträge der Klinik zur Indikation, Technik und Nachsorge der Cochlea-Implantate. Hier weist Herr Helms neue Wege, vor allem bei der Versorgung von Kindern und Kleinkindern, die mir äußerst viel versprechend erscheinen.

Die Würdigung des Jubilars wäre unvollkommen, ohne die ungewöhnliche Reisetätigkeit zu erwähnen, die ihn in viele Länder dieser Erde geführt hat. In seinen Vorträgen und Operationen brachte er zahllosen Kollegen auch unterentwickelter Länder, die sich einen Besuch der Würzburger Klinik nicht leisten konnten, die Welt der Mikrochirurgie, insbesondere der Hörverbesserung, nahe.D. Plester, Tübingen

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