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DOI: 10.1055/s-2002-20418
Welche Ursache kann ein erhöhtes Alpha-Fetoprotein nach Hydrozele-Operation haben?
Publication History
Publication Date:
28 February 2002 (online)
Frage: Ein 24-jähriger bis dahin gesunder Mann wird wegen einer Hydrozele operiert. Im routinemäßigen Labortest fällt ein erhöhtes Alpha-Fetoprotein auf. Das Beta-HCG und alle übrigen Laborwerte bleiben unauffällig. Eine ausführliche Diagnostik mit explorativer Hodenfreilegung links, Hoden-PE, Hodenbiopsie, pelvines Kernspintomogramm, abdominales MRT, Rö.-Thorax ergeben keinen pathologischen Befund. - 2 Jahre später ist der Wert weiter angestiegen (jetzt 36 gegenüber früher 20 ng/ml, Normalwert kleiner 6 ng/ml); die AFP-Erhöhung manifestiert sich auch bei unterschiedlichen Bestimmungsmethoden. Wiederum zeigt die Wiederholung der Diagnostik keinen Hinweis auf einen Keimzelltumor oder eine Lebererkrankung.
Wie ist dieser Laborbefund zu bewerten? Ergeben sich weitere diagnostische Konsequenzen?
Antwort: Bei dem 24-jährigen Mann wurde wegen einer Hydrozele eine ausführliche Diagnostik einschließlich Freilegung und Biopsie des Hodens durchgeführt. Alle weiteren Untersuchungen ergaben keinen pathologischen Befund. Trotzdem kommt es über eine Verlaufsbeobachtung von 2 Jahren zu einem kontinuierlichen, wenn auch nicht massiven Anstieg des AFP. Bei dieser Situation müssen folgende Möglichkeiten in Erwägung gezogen werden:
Ein sehr kleiner Hodentumor wurde trotz der gezielten Hodenbiopsie übersehen. Ein Keimzelltumor befindet sich an einer anderen Stelle. Es liegt eine Hepatitis oder Leberzirrhose vor. Es liegt ein primäres Leberzellkarzinom vor.
Punkt 4 ist sehr unwahrscheinlich, da in diesem Falle wesentlich höhere Werte des AFP zu erwarten wären. Eine Lebererkrankung sollte im Verlauf klinisch und serologisch weiter ausgeschlossen werden. Da die Werte von AFP nur gering erhöht sind, käme, wenn man an eine maligne Erkrankung denkt, derzeit nur ein sehr kleiner Tumor in Frage. Eine halbjährliche Kontrolle des AFP ist meines Erachtens ausreichend. Sollte das AFP aber kontinuierlich weiter ansteigen und sollte eine Hepatopathie ausgeschlossen sein, so würde ich nochmals eine ausführliche Diagnostik zum Ausschluss eines erstmals noch nicht diagnostizierbaren Hodentumors durchführen.
Prof. Dr. Reiner Bartl
Medizinische Klinik III, Klinikum Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität
Marchioninistraße 15
81377 München