Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(9): 464
DOI: 10.1055/s-2002-20417
Fragen aus der Praxis
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Welche Auswirkungen hat das Vorkommen von Prolymphozyten auf die Prognose und die Therapie der CLL?

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Publikationsdatum:
28. Februar 2002 (online)

Frage: Bei der chronisch lymphatischen Leukämie (CLL) findet sich bereits zum Diagnosezeitpunkt bei einzelnen Patienten ein dimorpher zytologischer Befund, wobei 10 bis 55 % Prolymphozyten oder Lymphozyten unterschiedlicher Größe zusammen mit einzelnen Prolymphozyten nachweisbar sind (sog. »mixed cell type«).

1. Welche Auswirkungen auf die Prognose hat das Vorkommen der Prolymphozyten? 2. Welche Bedeutung hat das Vorkommen für die Therapie, d. h. müssen andere Chemotherapieverfahren als die für die CLL üblichen angewandt werden?

Antwort: Das Auftreten von Prolymphozyten, das heißt untypisch großen, unreif erscheinenden lymphatischen Zellen, wird bei der chronischen lymphatischen Leukämie oft beobachtet. Prolymphozytenwerte über 5000/µl bzw. 15 000/µl sind prognostisch ungünstig [1] [2] [6] . Gesicherte Erkenntnisse für die Therapie der CLL bei Patienten mit hohem Prolymphozytenanteil gibt es nicht. In jedem Fall würde man die Entscheidung für eine aggressivere Therapie, beispielsweise Hochdosistherapie, nicht allein von der Zahl der Prolymphozyten abhängig machen, sondern weitere Faktoren heranziehen, die einen ungünstigen Krankheitsverlauf vorhersagen [3-5]:

schlechter körperlicher Allgemeinzustand, fehlendes Ansprechen auf die erste Chemotherapie mit Alkylanzien, initialer Lymphozytenwert über 50 × 10 9 /l, Lymphozytenverdoppelungszeit unter 12 Monaten, diffuse, bzw. nicht-noduläre Knochenmarksinfiltration, erhöhte Serum-Thymidinkinase, erhöhtes Serum-β2-Mikroglobulin, erhöhte Serum-LDH, erhöhte Serum-CD23-Spiegel, zytogenetische Aberrationen: 11a- und 17p-, bzw. komplexe, kombinierte chromosomale Aberrationen.

Literatur

  • 1 Melo J V, Catovsky D, Gregory W M, Galton D A. The relationship between chronic lymphocytic leukaemia and prolymphocytic leukaemia. IV. Analysis of survival and prognostic features.  Br J Haematol. 1987;  65 23-29
  • 2 Montserrat E, Rozman C. Chronic lymphocytic leukaemia: prognostic factors and natural history.  Baillieres Clin Haematol. 1993;  6 849-866
  • 3 Hallek M, Kuhn-Hallek I, Emmerich B. Prognostic factors in chronic lymphocytic leukemia.  Leukemia. 1997;  11 S4-S13 (Suppl 2)
  • 4 Hallek M, Langenmayer I, Nerl C, Knauf W U, Dietzfelbinger H, Adorf D, Ostwald M, Busch R, Kuhn-Hallek M, Thiel E, Emmerich B. Elevated serum thymidine kinase levels identify a subgroup at high risk of disease-progression in early, non-smoldering chronic lymphocytic leukemia.  Blood. 1999;  93 1732-1737
  • 5 Rozman C, Montserrat E. Chronic lymphocytic leukemia.  N Engl J Med. 1995;  333 1052-1057
  • 6 Vallespi T, Montserrat E, Sanz M A. Chronic lymphocytic leukaemia: prognostic value of lymphocyte morphological subtypes. A multivariate survival analysis in 146 patients.  Br J Haematol. 1991;  77 478-485

Priv.-Doz. Dr. Michael Hallek

Medizinische Klinik und Poliklinik III, Klinikum Großhadern

Marchioninistraße 15

81366 München

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