Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2001; 36(12): 768-769
DOI: 10.1055/s-2001-18989-2
LESERBRIEF
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Stellungnahme

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Publication Date:
28 April 2004 (online)

Herrn Lorentz sei herzlich gedankt für seine Anmerkungen zu unserer Arbeit. In seinem Leserbrief kommt er zu dem Schluß, dass bei Patienten, bei denen wegen einer HIT II Heparin nicht zum Einsatz kommen darf, zitrathaltigen Blutstabilisatoren der Vorzug gegenüber Lepirudin für die maschinellen Autotransfusion zu geben sei.

Das erscheint uns so nicht nachvollziehbar zu sein. Lorentz et al. veröffentlichten 1994 eine Untersuchung zu dem Einsatz von zitrathaltigem Stabilisator (ACD) im Vergleich zu Heparin für die maschinelle Autotransfusion [1]. Dabei wurden Antikoagulanslösungen mit 30 E/ml Heparin und mit ACD-Lösung (ohne Dosisangabe) eingesetzt. Die Autoren stellten einen stärkere Beeinträchtigung der Erythrozytenfunktion im Retransfusionsblut bei Einsatz von ACD im Vergleich zu Heparin fest (2, 3 DPG und pH niedriger). Die Autoren kommen daher zu dem Schluss, dass die Ergebnisse ihrer Untersuchung nicht dafür sprechen, Heparin durch ACD-Stabilisator bei der maschinellen Autotransfusion zu ersetzen.

Richtig ist der Hinweis, dass bei Patienten mit bestehender Niereninsuffizienz Antikoagulantien wie Lepirudin, Danaparoid aber auch Heparine mit besonderer Vorsicht einzusetzen sind. Bei der von uns untersuchten höchsten Lepirudindosis von 30 mg/Liter Antikoagulanslösung fanden wir im Retransfusionsblut eine maximale Lepirudinkonzentration von 0,95 µg/ml. Bei einem Hämatokrit von 50 % im Retransfusionsblut würden also bei einem Retransfusionsvolumen von z. B. 2000 ml (entspricht etwa 8 Aufbereitungen im Automatikbetrieb des cell savers) 0,95 mg Refludan dem Patienten zugeführt.

Trotz der sehr geringen Menge an Refludan, die bei der Retransfusion aufbereiteten Blutes zugeführt wird sollte dennoch bei terminal niereninsuffizienten Patienten mit HIT Typ II eher der Einsatz von Danaparoid erwogen werden, das in geringerem Umfang als Lepirudin renal eliminiert wird und von unserer Arbeitsgruppe ebenfalls als Antikoagulans zur maschinellen Autotransfusion untersucht worden ist [2].

Bei einem möglichen Einsatz von zitrathaltigen Stabilisatoren, wie von Lorentz empfohlen, bleiben hingegen einige Unsicherheiten bestehen. Der signifikant niedrigere pH-Wert im Retransfusionsblut bei Verwendung von zitrathaltigen Stabilisatoren im Vergleich zur Anwendung von Heparin legt die Vermutung nahe, dass die Zitronensäure keineswegs komplett ausgewaschen wird. Die von den Autoren beobachtete Verschlechterung von Sauerstofftransportkapazität und Sauerstoffabgabebereitschaft ist bei großen Retransfusionsvolumina möglicherweise nicht unproblematisch. Bei Patienten mit verminderter Leberperfusion oder Leberinsuffizienz mag die Zitratzufuhr bei großen Retransfusionsvolumina zu Elektrolytstörungen führen.

Literatur

  • 1 Lorentz A, Osswald P M, Becker P, Kirschfink M, Zander R, Gasser M, Maus P. ACD-Stabilisator oder Heparin als Antikoagulanz bei der maschinellen Autotransfusion?. In: Mempel M, Heim MU, Schwarzfischer G, Mempel Ch. (Hrsg) Hämatologie: Eigenbluttransfusion. Sympomed München; 1994 3: 149-152
  • 2 v. Lüpke U, Marx A, Teßmann  R, Lindhoff-Last E. Danaparoid (Orgaran®) zur Antikoagulation bei der maschinellen Autotransfusion mit dem cell saver5 (Haemonetics).  Anaesthesist. 2001;  50 26-31
  • 3 Auskunft Produktmanagement Refludan,. Firma Aventis Juni 2001

Dr. med. Andreas Marx

Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik

Friedberger Landstraße 430

60389 Frankfurt am Main

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