Dtsch Med Wochenschr 2001; 126(28/29): 823-829
DOI: 10.1055/s-2001-15706
Übersichten
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Akute Verwirrtheit (Delir) bei geriatrischen Patienten - ein vernachlässigtes interdisziplinäres Problem

Acute delirium in elderly patients, a neglected interdisciplinary problemM. van Soest, H. Wormstall
  • Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Tübingen (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. G. Buchkremer)
Further Information

Publication History

Publication Date:
31 December 2001 (online)

Zoom Image

Ein akuter Verwirrtheitszustand, in der Nomenklatur des ICD 10 als Delir bezeichnet, ist ein durch somatische Krankheiten oder exogene Substanzen bedingtes psychiatrisches Syndrom. Delirien treten in allen Altersgruppen auf, werden jedoch am häufigsten bei geriatrischen Patienten beobachtet. Bei unklarer Ätiologie können sie zur Einweisung in eine gerontopsychiatrische Abteilung führen. In Allgemeinkrankenhäusern kann Verwirrtheit zum Aufnahmezeitpunkt als Begleitsymptom der somatischen Erkrankung beobachtet werden. Delirien treten aber auch interkurrent, zum Beispiel postoperativ oder im Rahmen internistischer Behandlungen auf. Dennoch wird eine akute Verwirrtheit gerade bei Älteren häufig nicht als eigenständiges Syndrom wahrgenommen beziehungsweise differentialdiagnostisch verkannt [2] [13] [23] [31]. Es bestehen Unsicherheiten im Umgang mit diesen Patienten, in der Erkennung und Einordnung des psychopathologischen Bildes, bezüglich der Notwendigkeit einer ätiologischen Abklärung und bei der adäquaten Psychopharmakotherapie.

In dieser Übersicht wird schwerpunktmäßig auf die interdisziplinären und psychiatrischen Aspekte bei geriatrischen Patienten eingegangen. Auf die spezielle Darstellung internistischer, chirurgischer oder anästhesiologischer Gesichtspunkte wird unter Hinweis auf die entsprechende Literatur (zum Beispiel [12], [18]) verzichtet.